DIE BUNDESWEHR WIRD IN AFGHANISTAN EIN BISSCHEN HELFEN: Gewollt ziellos
Wer sich kein Ziel setzt, kann es auch nicht verfehlen. Das ist das Erfolgsrezept für den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan, der heute Abend mit einem Vorauskommando beginnen soll. Denn was die deutschen Truppen dort, fern der Landes- und Nato-Grenzen, eigentlich erreichen sollen, ist unklar. Die kurz vor Weihnachten verabschiedete Resolution des UN-Sicherheitsrats „autorisiert“ die internationale Truppe lediglich dazu, der afghanischen Interimsregierung bei der „Aufrechterhaltung der Sicherheit“ in Kabul zu „assistieren“. Ah ja.
Die unpräzise Definition des Einsatzzieles ist kein Versehen. Dafür wurde – unter Beteiligung der Bundesregierung – zu lange an der UN-Resolution gefeilt. Die ungenaue Zielsetzung hat Methode: Niemand soll sagen können, die militärische Intervention habe ihren Zweck nicht erfüllt. Selbst wenn die gerade durch die US-Regierung aufgerüsteten Warlords ihre Herrschaftsgebiete absichern, mit dem Opiumanbau ihre Privatarmeen finanzieren, ihre Gefangenen foltern oder töten – die Bundeswehr und die anderen europäischen Truppen werden damit nichts zu tun haben. Schließlich haben sich London und Berlin vom UN-Sicherheitsrat nur mit dem hauptstädtischen Objekt- und Personenschutz beauftragen lassen.
Wenn mit der Präsenz der europäischen Truppen aber kein weit gehender Auftrag verbunden ist, dann darf vermutet werden, dass die Entsendung selbst das Ziel ist. Denn zumindest in den nächsten drei Monaten werden noch die Kameras der internationalen Fernsehstationen in Kabul versammelt sein. Die können dann zeigen, wie Bundeswehrsoldaten Getreidesäcke aus UN-Flugzeugen entladen, Regierungsgebäude schützen – und in der Freizeit mit afghanischen Jugendlichen Fußball spielen. Das wird noch besser ankommen als einst die Bilder der uniformierten Helfer beim Hochwasser der Oder. Und wenn mit den US-Militärs in einigen Monaten auch die Medienkarawane in Richtung Arabische Halbinsel weiterzieht, können die deutschen Objektschützer bald wieder nach Hause. Ihr nicht gestecktes Ziel werden sie bis dahin erreicht haben. ERIC CHAUVISTRÉ
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen