DFB-Präsident stellt sich der Kritik: Grindel sucht die Gründe
Der Begriff „Die Mannschaft“ könnte abgeschafft, Oliver Bierhoff soll entlastet werden. Das kündigt DFB-Chef Grindel an. Und zu Özil äußert er sich auch noch.
Nationalspieler Özil hatte sich vor der WM in Russland mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan fotografieren lassen, was zu einer heftigen öffentlichen Debatte und drei Wochen nach dem Vorrunden-Aus zu Özils Rücktritt geführt hatte. Dabei erhob er Vorwürfe gegen den DFB, Grindel, deutsche Medien und einen DFB-Sponsor. Er verspüre das „Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit“, schrieb Özil in den Online-Netzwerken.
Grindel wies dies zurück. Ihm sei wichtig zu betonen, dass er sich „zu keinem Zeitpunkt“ zu Özils sportlicher Leistung geäußert habe. „Für mich war immer klar, dass wir zusammen gewinnen und zusammen verlieren. Einen einzelnen Spieler für das Ausscheiden verantwortlich zu machen wäre ja absurd.“
Er hätte sich von dem Arsenal-Profi gewünscht, dass er sich wie sein Mitspieler Ilkay Gündogan „klar und nachvollziehbar“ äußert. „Das darf aber keinesfalls als Kritik an seiner sportlichen Leistung missverstanden werden. Ich hätte mir eine solche Erklärung auch gewünscht, wenn wir Weltmeister geworden wären“, sagte Grindel in dem Interview, das am Samstagabend vorab veröffentlicht wurde.
Größere Nähe zu den Fans
An einen Rücktritt habe er nicht gedacht, sagte Grindel: „Ich habe sehr großen Rückhalt bei den Landesverbänden und in der Bundesliga.“ Auf die Frage, ob er bis mindestens zur nächsten Wahl DFB-Präsident bleibe, antwortete er: „Davon gehe ich fest aus.“
Im Zuge der angemahnten Reformmaßnahmen kündigte Grindel an, dass der Begriff „Die Mannschaft“ abgeschafft werden könnte. Dieser werde an der Basis „als sehr künstlich empfunden“ und sollte „auf den Prüfstand“ gestellt werden, sagte er.
Eine größere Nähe zu den Fans sollte durch mehr öffentliche Trainingseinheiten oder niedrigere Ticketpreise erzeugt werden, kündigte der 56-Jährige an.
Für den ebenfalls in die Kritik geratenen Teammanager Oliver Bierhoff wird es laut Grindel Entlastung geben durch einen Leiter der neuen DFB-Akademie und einen Nachfolger von Horst Hrubesch als Sportdirektor. „Ansonsten muss er in den nächsten Monaten selbst überprüfen, ob er das alles leisten kann, das haben wir so auch verabredet“, sagte Grindel über den früheren Nationalstürmer.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Analyse der US-Wahl
Illiberalismus zeigt sein autoritäres Gesicht
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos