DFB-Pokalfinale der Frauen: „Wir können die Leute nicht zwingen“
Noch findet das Endspiel um den DFB-Pokal der Frauen in Köln statt. Zur festen Größe im Sportkalender ist das Finale der Fußballerinnen nicht geworden.
KÖLN taz | Im lebenslustigen Köln geht schon mal was daneben. Diese lokale Gesetzmäßigkeit galt auch bei den Vorbereitungen auf das diesjährige Pokalfinale der Fußballerinnen. Ein Mitarbeiter der Stadt, für das Drumherum der Veranstaltung zuständig und zudem gut bekannt mit Toni Schumacher, musste längere Zeit das Krankenbett hüten. Daher blieb der obligatorische Anruf bei Schumacher unerledigt, obwohl der in der Domstadt unter anderem als Botschafter für den Frauenfußball zugange ist.
Dem alljährlichen Stelldichein der Cup-Finalistinnen tat die Gegenwart des fröhlichen Ex-Keepers immer gut. Aber weil der Anruf der Organisatoren diesmal zu spät kam, war der „Tünn“ bereits vergeben – an Berlin, wo er am Wochenende nun dem Bankett der B-Junioren beiwohnt. Ein kleines Missgeschick, das jedoch bezeichnend ist für die verflogene Euphorie bei den rheinischen Frauenfußballmachern.
Als Köln das Pokalfinale, das als Vorgeplänkel zum Männerendspiel im Berliner Olympiastadion zuvor stets unterging, 2010 zum ersten Mal austragen durfte, konnte es den Veranstaltern dem örtlichen Naturell entsprechend nicht groß genug sein. Der DFB fand das Brechen des Europarekords für Vereinsspiele auf nationaler Ebene ein angemessenes Vorhaben, die Kölner wollten bei der Besucherzahl dagegen gleich den Weltrekord knacken. Da es aber noch gar keine Vergleichsgröße gab, wollte die Londoner Firma Guinness World Records vorab 40.000 Zuschauer als Zielgröße festlegen. Das wiederum schien selbst den Kölnern zu gewagt.
Am Ende sprang mit 26.282 Tribünengästen eine kontinentale Bestmarke heraus, doch damit war das höchste der Frauenfußballgefühle schon erreicht. Im letzten Jahr, als sich immerhin die Topklubs Wolfsburg und Potsdam um die Trophäe balgten, kam mit 14.269 Besuchern kaum noch die Hälfte. „Wir können die Leute nicht zwingen zu kommen. Das wird eher weniger als mehr“, meinte Turbine-Coach Bernd Schröder damals desillusioniert.
Frauenfußball-Mekka
Noch vor zwei Jahren betonte dagegen DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg: „Ich bin überzeugt, dass wir hier in Köln ein Frauenfußball-Mekka einrichten können.“ Doch die regelmäßige Rekrutierung der Gläubigen ist ein hartes Brot. Die 15.000 Zuschauer, die zum diesjährigen Finale zwischen dem FFC Frankfurt und der SGS Essen erwartet werden, gelten da fast schon als Erfolg.
Bereits vor fünf Jahren, als – in der Morgendämmerung der Heim-WM 2011 – nach einem weiblichen Pendant zum Berliner Männerfinale gefahndet wurde, warnten realistische Geister, die 50.000-Zuschauer-Arena in Köln könne eine Nummer zu groß sein für die Frauen. Diese Prophezeiung hat sich längst bestätigt, und deshalb kochen auf der Suche nach einer geeigneteren Lösung jetzt wieder die Köpfe. Bis 2015 ist das Finale fest an Köln vergeben, danach ist die zuständige DFB-Kommission für alternative Vorschläge extrem offen.
Als Ersatz für den diffizilen Mekka-Plan ist eine flexible Vergabe des Endspielortes denkbar, der sich an den jeweiligen Finalisten orientieren würde. Zudem soll der Pokal-Showdown der Frauen von dem der Männer abgekoppelt werden – was vor drei Jahren, wegen der Frauen-WM in Deutschland, schon einmal passierte, beim Finale zwischen Frankfurt und Potsdam allerdings auch keine Kölner Völkerwanderung auslöste. Zudem bewirbt FFC-Manager Siegfried Dietrich neuerdings eine Austragungsstätte mit maximal 30.000 Plätzen – jener Mann, der vor zwei Jahren noch bekannte: „Früher war ich ein Fan von Berlin, nun bin ich ein Fan von Köln.“
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