DAS LOGO DES DJs : Lepa Brena Superstar
Ich hörte es per Zufall: Der früher jugoslawische, heute serbische Folkstar Lepa Brena soll in Berlin auftreten. Beworben wird das Konzert nicht. Karten kann man nur über eine Handynummer reservieren. Dabei hatte Brena im letzten Jahr noch die große Arena in Zagreb gefüllt!
Wer dann am Samstag in der Universal Hall die Bodyguards passiert hat, blickt in einen Saal, der zur Hälfte von Tischen und roten Polstermöbeln eingenommen wird. Kellner geleiten Ankommende zum Platz. Ab Mitternacht reißt der Strom junger Leute in Abendgarderobe nicht mehr ab. Gin und Wodka werden flaschenweise geordert. Dann tanzt die VIP-Lounge auf den Tischen. An den Turntables: DJ Faca. Von Brena: keine Spur. Auf der Leinwand laufen Turbofolk-Videos. Deren Ästhetik ist gewöhnungsbedürftig und lässt ahnen, wer hier den Dresscode – geglättetes Haar, Highheels, Minirock, Korsett – prägt. Es ist kurz vor eins, die Hymne „Conquest of paradise“ erklingt, ein Shouter shoutet. Dann sprintet Lepa Brena auf die Bühne! Dutzende Smartphones erhellen den Raum.
Brena trägt einen superkurzen Paillettenanzug, wasserstoffblondes Kurzhaar. Irgendwo zwischen Rockröhre und „orientalischem“ Tremor performt sie Klassiker wie „Mile voli disko“ (Mile liebt die Disco). In doppelter Geschwindigkeit. Dabei stolziert sie auf und ab, die Hand in die Hüfte gestemmt: zum Hinschmelzen. Einmal kann man sie sogar die Maxistiefel auf Kopfhöhe heben sehen! Doch das Publikum bleibt unbeeindruckt. Obwohl es manchmal mitsingt, herrscht oft Gähnen vor. Nach ihrem ersten Auftritt füllt sich die Tanzfläche wieder: Turbofolk. Die Gelassenheit gegenüber dem Megastar ist irritierend, aber auch rührend. Schließlich spielt Brena „exklusiv“. Und es ist bereits sehr früh, als Brena wieder die Bühne betritt und rockt. Hinter ihr leuchtet großformatig das Logo des DJs. SONJA VOGEL