Cumhuriyet-Prozess: Zwei sind frei
In der sechsten Anhörung im Prozess gegen 18 Mitarbeiter der türkischen Zeitung Cumhuriyet wurden Ahmet Şık und Murat Sabuncu freigelassen.
Der Chefredakteur der Zeitung, Murat Sabuncu, und der prominente Reporter Ahmet Şık wurden nun auf Bewährung freigelassen. Sabuncu war seit dem 31. Oktober 2016 inhaftiert, seit dem 29. Dezember 2016. Geschäftsführer Akın Atalay, der seit dem 11. November 2016 in Haft ist, wurde nicht freigesprochen.
Am Freitag wurden in der sechsten Anhörung des Prozesses im Gericht des Silivri-Gefängnisses die Zeugen der Verteidigung angehört. Die Staatsanwaltschaft forderte für Sabuncu, Şık und Atalay die Fortsetzung der Haft. Can Atalay, der Anwalt des prominentesten Reporters der Türkei Ahmet Şık, gab über die lange Untersuchungshaft zu Protokoll: „Silivri 9 ist kein Internierungslager. Es ist ein Gefängnis, in dem Verhaftungen zur eigentlichen Haft geworden sind.“ Außerdem erklärte er, die Zeitbegrenzung der Verteidigung verletze die Grundlagen eines fairen Verfahrens.
Die Angeklagten hatten keine Chance, vor Gericht zu sprechen. In der fünften Anhörung im Dezember hat das Gericht den Journalisten Ahmet Şık daran gehindert zu sprechen und ihn des Gerichtssaals verwiesen.
„Wir sind unschuldig. Wir werden unsere Köpfe nicht beugen, um freizukommen. Wir haben bereits jetzt 16 Monate grundlos gesessen“, sagte der Angeklagte Akın Atalay im Gerichtssaal zu Bülent Utku, dem Anwalt, der zuvor ebenfalls inhaftiert war.
In den seit Juli 2017 andauernden Verhandlungen wurde dem Vorwurf der „Unterstützung einer Terrororganisation“ die Behauptung zugrunde gelegt, dass die Blattlinie der Zeitung Cumhuriyet in einer Weise geändert worden sei, die Terrororganisationen unterstütze. Die Beweisführung war aber immer die Gleiche: Sie beruhte auf den Nachrichten, die die Zeitung veröffentlicht hatte.
Die Richter vertagten die Verhandlung auf den 16. März 2018.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestellerautor will in den Bundestag
Nukleare Drohungen
Angst ist ein lautes Gefühl