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Coronaregeln für Schulen und KitasStreit über Quarantäneregel

Gesundheitssenatorin Kalayci (SPD) will weiter an der Quarantäne in Kitas und Schulen festhalten. Die Amtsärzte sind dagegen.

Testfall Corona an Schulen: Wer muss in Quarantäne, wer nicht? Foto: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

Berlin taz Bei den Quarantäneregelungen für SchülerInnen geht Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) offenbar weiter auf Konfrontationskurs mit den AmtsärztInnen: Nach taz-Informationen will die Senatorin am Dienstag eine Vorlage in den Senat einbringen, die weiterhin eine mehrtägige Quarantänepflicht für SchülerInnen vorsieht, die bei einem Coronafall in der Schule Kontakt zu einer infizierten MitschülerIn hatten. Die AmtsärztInnen hingegen wollen nur noch die infizierten Kinder selbst verpflichtend nach Hause schicken statt auch alle Kontaktpersonen – um so möglichst viele Lerngruppen offen zu halten.

Am Montagnachmittag hatten sich die Senatorin und die AmtsärztInnen eigentlich zusammengesetzt, um doch noch eine gemeinsame Position bei der Coronaquarantäne für Schulen und Kita-Gruppen zu finden – doch nach einer Einigung sah es nicht aus. „Wir haben unsere Position“, sagte Detlef Wagner (CDU), Gesundheitsstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf.

Die AmtsärztInnen argumentierten dabei klar aus einer fachlichen Expertise heraus, betont Wagner: „Zum einen sind die vulnerablen Gruppen geimpft. Zum anderen ist inzwischen klar, dass die Kinder in der Regel nicht diejenigen sind, die mit schweren Verläufen im Krankenhaus landen und das Gesundheitssystem überlasten“, sagt Wagner. Es sei deshalb Zeit für eine „Systemumkehr“ im Umgang mit dem Virus.

Kindeswohl gefährdet?

Die am Freitag veröffentlichte neue Regelung hatte heftige Kritik von Elternverbänden und aus der Politik ausgelöst. Der Landeselternausschuss Kita sagte am Montag, die Gesundheitsämter träten das Kindeswohl „mit Füßen“, wenn sie auf eine „Durchseuchung der (noch) nicht impfbaren Kinder unter 12 Jahren“ zielten.

Von den Linken hieß es: „Das ist eine wissentliche Gefährdung der Gesundheit von Kindern und der Beschäftigten“, so Fraktionschef Carsten Schatz und die bildungspolitische Sprecherin Regina Kittler in einer Stellungnahme. Auch SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey hatte die Entscheidung der AmtsärztInnen kritisiert, ebenso die Grünen-Landeschefin Nina Stahr.

Der Berliner Vorsitzende der Gewerkschaft GEW, Tom Erdmann, sagte: „Berlin entfernt sich damit von den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts und beschreitet einen Sonderweg.“ Allerdings halte man es für durchaus sinnvoll, über „verkürzte Quarantänezeiten oder tägliche Tests“ zu diskutieren.

Ein Sprecher von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) sagte am Montag, die fachliche Entscheidung sehe man bei der Gesundheitsbehörde. Man wünsche sich aber ein „einheitliches Vorgehen“. Dem Vernehmen nach soll es in der Senatsvorlage von Kalayci um eine fünftägige Quarantänepflicht für SchülerInnen gehen, wenn sie Kontaktperson sind. Bisher sind es 14 Tage. Wird die Vorlage am Dienstag beschlossen, würden sich die AmtsärztInnen dem „wider besseres Wissen beugen müssen“, so Stadtrat Wagner.

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8 Kommentare

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  • "

    Demnach ist die Infection Fatality Rate (IFR) bei ohne Impfung für Menschen im Alter von 75 Jahren bei rund 5 %, und bei Menschen im Alter von 10 Jahren bei vielleicht 0.02 %.

    Dies übersieht aber die folgenden Aspekte:

    - Erstens, zunächst mal handelt es sich um BEDINGTE WAHRSCHEINLICHKEITEN, das heisst die Wahrscheinlichkeit, an einer Infektion zu sterben, WENN EINE INFEKTION VORLIEGT."

    Nein, das ist falsch und großgeschrieben falsch zählt doppelt ;-). Ihr Gedanke wäre korrekt, wenn die 0,02% eine Mortalität wäre, also auf die Gesamtgesellschaft bezogen.



    Die Infection Fatality Rate heißt aber so, weil als Grundgesamtheit bereits die Zahl der Infizierten verwendet wird.

    Davon abgesehen haben Sie Ihre Quelle um einen Faktor 10 überdramatisiert, dort steht nämlich:

    "the metaregression estimate of IFR is very low for children and younger adults (e.g., 0.002% at age 10 and 0.01% at age 25)"

    • @Co-Bold:

      > "Die Infection Fatality Rate heißt aber so, weil als Grundgesamtheit bereits die Zahl der Infizierten verwendet wird. "

      Das ist genau der Punkt: Wenn sich von z.B. 1000 Kindern eines infiziert, was dann mit dieser geringen Wahrscheinlichkeit stirbt, ist das Gesamtrisiko kleiner als wenn sich von 1000 Kindern nahezu 1000 infizieren. Dann steigt das Gesamtrisiko logischerweise auch entsprechend.

      Folglich erhöht ein Laufen lassen der Pandemie, bei dem alle nicht Geimpften - also auch alle Kinder - infiziert werden, das Risiko dass Kinder sterben.

      > Davon abgesehen haben Sie Ihre Quelle um einen Faktor 10 überdramatisiert, dort steht nämlich:

      Das ist richtig, da fehlte eine Null. Schätzungsweise sind es also 2 von 100000 zehnjährigen Kindern, die bei einer flächenhaften Durchseuchung sterben würden.

      Nach dieser Grafik gibt es in Deutschland rund sieben Millionen Kinder zwischen 5 und 15, d.h. man könnte ganz grob mit rund 140 Todesfällen unter ihnen rechnen. Die IFR sinkt mit sinkendem Alter, aber bei ganz kleinen Kindern steigt sie wieder an.

      Sind 140 tote Kinder viel? Zufolge von dieser Statistik:

      de.statista.com/st...chland-nach-alter/

      gab es in Deutschland 2019 die Zahl von 77 Kindern, die durch Unfälle gestorben sind. Die Zahl 140 ist im Vergleich dazu also schon eine signifikante Zahl.

      • @jox:

        Hups, da fehlte die Quelle zur Altersstruktur, von der ich die rund 7 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 genommen hatte:

        de.wikipedia.org/wiki/Altersstruktur

  • Oft wird mit dem geringeren Risiko für Kinder argumentiert, anhand von Daten wie diesen hier:

    en.wikipedia.org/w...tion_fatality_rate

    Demnach ist die Infection Fatality Rate (IFR) bei ohne Impfung für Menschen im Alter von 75 Jahren bei rund 5 %, und bei Menschen im Alter von 10 Jahren bei vielleicht 0.02 %.

    Dies übersieht aber die folgenden Aspekte:

    - Erstens, zunächst mal handelt es sich um BEDINGTE WAHRSCHEINLICHKEITEN, das heisst die Wahrscheinlichkeit, an einer Infektion zu sterben, WENN EINE INFEKTION VORLIEGT.

    Jedoch war bisher die Wahrscheinlichkeit, eine Infektion zu erleiden, nur sehr gering: Deutschland hatte 3.8 Millionen Fälle bei einer Einwohnerzahl von 83 Millionen, das heisst die Wahrscheinlichkeit überhaupt eine Infektion zu bekommen lag bisher ingesamt bei rund 4.5 %. Diese Wahrscheinlichkeit muss man mit der oben genannten Infection Fatality Rate multiplizieren, um die absolute Wahrscheinlichkeit für eine Person zu sterben, zu ermitteln.

    Und jetzt kommt der entscheidende Punkt: Während die Wahrscheinlichkeit einer Infektion bisher bei diesen 4.5% lag, ist sie bei einer gewollten oder ungewollten Durchseuchung der Kinder bei praktisch 100 % , also über zwanzig Mal höher.

    Zweitens: Die obigen Risikowerte gelten für die erste Variante des Virus. Zufolge von diversen Untersuchungen ist bei der Delta-Variante aber das Risiko einer schweren Erkrankung rund doppelt so hoch.

    Drittens: Einige Experten haben ernsthafte Bedenken, dass die Delta-Variante Kinder relativ gesehen stärker krank macht.

    Viertens: Die oben genannte Infection Fatality Rate lässt außer acht, dass das Risiko einer Long Covid Erkrankung auch bei einer leichten Erkrankung besteht und nach einer Anzahl von Berichten aus Großbritannien aber auch Deutschland definitiv auch Kinder betrifft:

    www.focus.de/gesun...n_id_13356269.html

    • @jox:

      Und noch ein Aspekt: Es wird häufig argumentiert mit der psychischen Gesundheit von Kindern. Dabei stimmt es sicherlich, dass Isolation psychisch belastend ist.

      Aber, wenn uns das psychische Wohlergehen von Kindern wirklich am Herzen liegt, dann müssen wir auch auf andere Dinge gucken. Die Kinder bekommen ja sehr wohl mit, dass es eine Klimakrise gibt, und dass diese ihre Zukunft, die Zukunft unserer Zivilisation, und, wenn wir weiter auf dem 4 - 5 Grad Pfad bleiben, auf dem wir uns befinden, auch die pure Existenz der meisten höheren Tierarten auf diesem Planeten gefährden[*]. Das zu wissen und sich damit auseinanderzusetzen, ist auch für Wissenschaftler extrem belastend. Und die Strategie, die wir momentan anwenden, um kollektiv damit umzugehen, nämlich Verdrängung, ist ganz sicher nicht gesund. Es ist überhaupt kein Wunder, dass Kinder unter solchen Umständen depressiv werden. Wer möchte, dass es Kindern gut geht, muss die Natur zumindest so weit schützen, dass bis wenn sie erwachsen sind, es überhaupt noch eine Hoffnung auf eine lebendige Zukunft und eine halbwegs intakte Umwelt gibt.

      Von daher hat die ganze Diskussion um das Wohl der Kinder für mich auch ein wenig von einer Ersatzdiskussion.

      [*] "The uninhabitable Earth", von David Wallace-Wells:



      nymag.com/intellig...ot-for-humans.html

      • @jox:

        Hier stimme ich Ihnen davon abgesehen voll und ganz zu. Die Klimaerwärmung ist ein viel größeres Problem und vor allem eins, was nicht nach und nach weniger kritisch, sondern immer kritischer wird.

        Wie heute noch jemand davon fabulieren kann, dass man das 1,5°-Ziel bei der Erwärmung erreichen könne, wenn man jetzt nur so langsam mal die Anstrengungen verstärken würde, ist mir unerklärlich. Selbst wenn von jetzt an der CO2-Gehalt konstant bliebe, würden die 1,5 °C überschritten. Realistisch ist derzit selbst bei viel größeren Anstrengungen als derzeit maxial noch etwas Richtung 2,5 °C.

        Und mit der CDU werden wir da leider auch weiterhin nicht den für uns sinnvollen Beitrag leisten.

    • @jox:

      Das heißt jetzt alles nicht, dass man die Kinder deswegen einsperren muss oder gar kein Schulunterricht stattfindet. Aber man muss sich ehrlich mal Gedanken machen, wie man ihren Bedürfnissen - dem nach Bildung und sozialen Kontakten wie auch dem nach Schutz ihrer Gesundheit - am besten gerecht wird. Auf grundlegende Vorsichtsmaßnahmen wie Quarantäne von Infizierten und deren Kontaktpersonen zu verzichten, erfüllt dies meiner Meinung nach nicht. Vor allem muss man sich _jetzt_ Gedanken machen, wie Kinder ein Minimum an sozialen Kontakten aufrechterhalten können, wenn es zu einem weiterem Lockdown kommt.

      Es wäre auch dumm, wenn wir wissen sehr genau, dass sich hohe Infektionszahlen bei einer Bevölkerungsgruppe recht schnell in andere Altersgruppen hinein ausbreiten und dann dort den ganz und gar nicht vernachlässigbaren Anteil der nicht geimpften Menschen treffen werden.

  • Dagegen, dass die Kinder gar nicht gefährdet sind, spricht eine Vielzahl von Berichten aus den USA, vor allen Dingen aus den südöstlichen Staaten Florida, Mississippi, Missouri, Alabama, Texas, Lousiana.

    Einige Beispiele hier: taz.de/!5792547/#bb_message_4176144