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Coronapandemie in IndienModi verspricht kostenloses Impfen

In Indien gehen die Covid-19-Neuinfektionen zurück. Nun tritt auch der Premierminister wieder in Erscheinung – mit einem Versprechen.

Eine Müllsammlerin auf dem Markt von Guwahati (Assam) hat Dank der Lockerungen wieder Arbeit Foto: Anupam Nath/ap

Mumbai taz | Händler in Mumbai sind erleichtert. Seit Montag dürfen sie in der westindischen Metropole wieder ihre Geschäfte öffnen. Zwar nur bis 16 Uhr, aber es scheint, dass die zweite Coroanawelle, die Indien so hart traf, überwunden ist.

Weitere indische Metropolen ziehen nach und lockern die Beschränkungen. Oft fallen sie mit dem Beginn der Regenzeit zusammen, in der wegen der starken Niederschläge ohnehin meist Ausnahmezustand herrscht.

Mit seinem Kurswechsel könnte Modi wieder an Popularität gewinnen

In den letzten Wochen waren fast alle Bundesstaaten Indiens im Lockdown, nachdem sich ein erneuter Anstieg der Covid-19-Infektionen nicht mehr anders stoppen ließ. Bis Anfang Mai waren die täglichen Neuinfektionen landesweit auf mehr als 400.000 gestiegen.

Doch seit dem 8. Mai sind sie auf knapp unter 100.000 pro Tag gefallen. Eine Entwarnung für eine weitere bereits vorhergesagte Welle gibt es aber nicht. Doch Mumbai bekam in den letzten Wochen Anerkennung dafür, dass in jedem seiner 24 Bezirke Krisentelefonzentralen aufgebaut worden waren, um die medizinische Versorgung besser zu verteilen. Auch andernorts ließen die Fälle nach. 


Impfzentren schließen wegen Mangel an Vakzinen

„Die Impfung ist der Wendepunkt“, betont der Artz Abdul Samad Ansari vom Mumbaier Navanati-Krankenhaus. Doch müssen immer wieder Impfzentren wegen mangelnder Versorgung schließen. Auch eine neue Variante namens B.1.1.28.2 wurde nachgewiesen.

Derzeit liegt die landesweite Impfrate der Bevölkerung bei 13 Prozent mit einer Dosis und 3,5 Prozent mit zwei, was knapp 240 Millionen Dosen entspricht und damit weniger als angekündigt.

So wuchs die Unzufriedenheit mit der hindunationalistischen Regierungspartei BJP. Bisher prallte Kritik an Premierminister Narendra Modi meist ab, doch wurde sie mit den steigenden Corona-Todesfällen und den massiven Mängeln im öffentlichen Gesundheitssystem inzwischen auch persönlich.

Im Netz kursierten Karikaturen, die einen Regierungschef zeigen, der sich erst vor seine Bür­ge­r:in­nen traut, nachdem die zweite Welle abgeklungen ist. Und tatsächlich folgte die letzte große Ankündigung Modis diesem Skript.

Die indische Regierung werde allen Bundesstaaten kostenlosen Impfstoff für Bür­ge­r:in­nen ab 18 Jahren zur Verfügung stellen, hieß es am Montag. Zuvor hatte die Zentralregierung die Verantwortung an die Bundesstaaten abgegeben, sich zur Hälfte um den Einkauf zu kümmern. Doch internationale Konzerne wie Moderna und Pfizer weigerten sich, direkt an die Bundesstaaten zu liefern.

Drei unterschiedliche Preise in Indien für den gleichen Impfstoff

Und die Produktion der lokalen Hersteller war größtenteils von der Zentralregierung vorbestellt. Plötzlich gab es unterschiedliche Einkaufspreise für das nationale, bundesstaatliche und private Gesundheitssystem.

Seitdem wartet auch die Haushälterin Neeta auf ihre Dosis. „Ich möchte mich impfen lassen, um meinen Job zu behalten“, sagt die 40-jährige Mutter zweier Söhne. Aber bisher konnte sie sich weder registrieren noch die Kosten von gut zehn Euro für den ersten Piks aufbringen.

Bisher war die Impfung für alle unter 45 Jahren fast nur in privaten Einrichtungen kostenpflichtig erhältlich. Nun überraschte die Regierung mit ihrer Kehrtwende und bestelle zugleich 300 Millionen Dosen eines neuen Impfstoffs des indischen Pharmaunternehmens Biological E vor, der bald zugelassen werden soll.

Mit diesem Kurswechsel könnte es Modi gelingen, wieder an Popularität zu gewinnen, sollte sein Versprechen kostenloser Impfungen nicht ins Leere laufen. Bis zum Lichterfest Diwali Anfang November sollen auch die Lebensmittelhilfen der Regierung für bis zu 800 Millionen Menschen verlängert werden.

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