Corona in Berlin: Zwei Ampeln auf Gelb
Der Anstieg der Neuinfektionen beschleunigt sich, Inzidenz und R-Wert überschreiten erstmals den Schwellenwert. Die Gesundheitssenatorin ist besorgt.
Gemäß der Ampelsystematik bestehe dann Beratungsbedarf, weil auch die Ampel für die Fallzahlen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen bereits auf Gelb steht (Wert ab Montagabend: 21,0). Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) habe angesichts der verschärften Lage die Bezirksbürgermeister der drei besonders betroffenen Bezirke Mitte, Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg für Dienstagnachmittag zur Beratung eingeladen. Beim dritten Indikator, den Intensivbetten, steht die Ampel laut Gesundheitsverwaltung jedoch weiter auf Grün.
Berlin hatte das Instrument der Corona-Ampel Mitte Mai beschlossen und war damit von Bund-Länder-Vereinbarungen abgewichen. Hintergrund war laut Senat, dass die von Bund und Ländern festgelegte Obergrenze von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen für eine Großstadt keine praktikable Lösung sei. Der Wert wurde als zu hoch angesehen. Für jeden der Indikatoren waren Schwellenwerte definiert worden: Bei Überschreitung wechselt die entsprechende Ampelfarbe. Bei zwei gelben Ampeln will die Politik die Problematik erörtern. Bei Doppelrot wird Handlungsbedarf gesehen.
Berlins Gesundheitssenatorin zeigte sich über die Entwicklung der Coronapandemie international und auch in der Hauptstadt besorgt. Der Anstieg der Neuinfektionen gewinne an Fahrt, sagte Kalayci am Montag im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses. Der Schutz der älteren Menschen funktioniere noch. Allerdings müsse man damit rechnen, dass die derzeit bei jüngeren Menschen verbreiteten Infektionen verstärkt die höheren Altersgruppen erreichten und dann die Zahl der Krankenhaus- und Todesfälle steigen könne.
Berlin nun Spitzenreiter
Bei der Inzidenz in den vergangenen sieben Tagen (Fallzahl pro 100.000 Einwohner) sei Berlin im Bundesländervergleich mit einem Wert von 20,4 nun Spitzenreiter vor Bayern, sagte Kalayci. Das sei Grund zur Sorge.
Neben Ansteckungen in Privathaushalten und beim Freizeitverhalten habe man in der Stadt viele gestreute Neuinfektionen, die nicht auf bestimmte Ausbrüche zurückzuführen seien, sagte die Senatorin. Jeder könne einen Beitrag leisten, dass die Zahlen nicht aus dem Ruder laufen: indem die Regeln zu Abständen, Hygiene und zum Tragen von Alltagsmasken eingehalten würden.
Mit Blick auf die Herbstferien wiederholte Kalayci ihren Aufruf an die Berliner, auf internationale und nicht notwendige Reisen zu verzichten. Pandemiezeit sei angesichts des Einschleppungsrisikos keine Reisezeit, in ein Risikoland zu fahren, sei verantwortungslos.
Berlins Elternvertreter sehen der Coronapandemie in Herbst und Winter, wenn die Möglichkeiten für den Aufenthalt im Freien abnehmen, währenddessen mit großer Sorge entgegen. Die Schulen seien nicht besser vorbereitet als im März, sagte der Vorsitzende des LandeseBerlinlternausschusses am Montag. Beim digitalen Lernen und dem Arbeiten mit Lernplattformen habe es zu wenig Fortschritte gegeben. Aktuell ist in Berlin keine Schule komplett geschlossen, es sind aber einzelne Klassen oder Lerngruppen in Quarantäne. Bisher gab es auch noch keine bestätigte Ansteckung innerhalb einer Schule.
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