piwik no script img

Corona in AsienAuch China muss durchimpfen

Fabian Kretschmer
Kommentar von Fabian Kretschmer

China ist praktisch von Corona befreit, trotzdem führt auch hier kein Weg an der Herdenimmunität vorbei. Impfen ist nötig, um das Land zu öffnen.

China wird seine Grenzen für den Austausch öffnen müssen, inländische Touristin in Wuhan Foto: Ng Han Guan/ap

S eit Monaten bereits spielt die Virusgefahr im chinesischen Alltag keine Rolle mehr. Die täglichen Infektionszahlen liegen praktisch bei null, nur hin und wieder tauchen ein paar lokale Infektionsstränge auf, die jedoch durch drastische Lockdowns bislang immer wieder unter Kontrolle gebracht werden konnten. Und doch führt auch für das – offiziell – virusfreie China kein Weg an einer Durchimpfung seiner Bevölkerung vorbei.

Denn bislang müssen die Behörden auf ein drakonisches Quarantäne-System setzen, um den Status Quo aufrecht zu halten. „Wenn China sich vollständig der Welt öffnen würde“, sagte Chef-Epidemiologe Zhong Nanshan in einem aktuellen Interview, „dann wäre das sehr gefährlich“. Langfristig jedoch kann sich die Volksrepublik nicht derart vom Ausland isolieren. Schon jetzt klagen viele Unternehmen, dass sie für ihren Betrieb von Einreisen ausländischer Fachkräfte abhängen.

Gleichzeitig sorgt die Schließung der Landesgrenzen dafür, dass eine ganze Generation an Studenten und jungen Arbeitskräften auf internationalen Austausch verzichten muss. Nicht zuletzt leben derzeit etliche Familien seit über einem Jahr physisch getrennt. Insofern kann trotz der scheinbaren Normalität nur eine Durchimpfung die Pandemie in China wirklich beenden.

Dass die heimischen Vakzine, wie nun empirisch belegt ist, eine eher schwache Schutzwirkung haben, ist dabei ein herber Rückschlag – und zwar für die gesamte internationale Gemeinschaft.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Fabian Kretschmer
Korrespondent in Südkorea
Seit 2024 Korrespondent für die koreanische Halbinsel und China mit Sitz in Seoul. Berichtete zuvor fünf Jahre lang von Peking aus. Seit 2014 als freier Journalist in Ostasien tätig. 2015 folgte die erste Buchveröffentlichung "So etwas wie Glück" (erschienen im Rowohlt Verlag), das die Fluchtgeschichte der Nordkoreanerin Choi Yeong Ok nacherzählt. Betreibt nebenbei den Podcast "Beijing Briefing". Geboren in Berlin, Studium in Wien, Shanghai und Seoul.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Falls ich das richtig verstanden habe, bezog sich die gemeldete geringe Wirkung der Impfstoffe auf den Einsatz von Sinovac in Brasilien, mit etwas über 50% Schutz und ohne schwere Erkrankungen / Todesfälle. Das ist eigentlich kein so schlechtes Ergebnis, oder nicht?