Corona-Stufenplan für Berliner Schulen: Die Schulen bleiben offen
Einen Lockdown wird es angesichts steigender Coronazahlen nicht geben, verspricht Schulsenatorin Scheeres (SPD). Ein 4-Stufen-Plan ist auf dem Weg.
Zwar steigen die Fallzahlen im Stadtgebiet massiv, doch das Infektionsgeschehen spiegele sich in den Schulen nicht wider. Nach Stand Donnerstag seien 186 Lerngruppen stadtweit in Quarantäne. Betroffen seien damit 259 SchülerInnen und 48 PädagogInnen. Angesichts von 400.000 SchülerInnen an 700 öffentlichen Schulen sei das „nach wie vor sehr überschaubar“, betonte Scheeres.
„Wir wissen, dass Schulen nicht die Orte sind, wo Infektionen stattfinden“, sagte der Reinickendorfer Amtsarzt Patrick Larscheid, der Scheeres als Mitglied des Hygienebeirats bei der Entwicklung des Stufenplans beraten hatte. Die Studienlage sei „erdrückend“, sagte Larscheid sogar und bezog sich auf Daten des European Center for Desease Control in Stockholm, wo europaweit Studien zusammenliefen.
Aber auch die Daten aus den Berliner Gesundheitsämtern zeigten ein klares Bild: „Wer mit einer Corona-Infektion in die Schule kommt, hat sie von woanders mitgebracht.“ Den „Link“ zur Ansteckung fänden die Gesundheitsämter bei der Kontaktnachverfolgung „regelmäßig außerhalb der Schule“.
Stufe 1 und 2: Niedriges bis mittleres Infektionsgeschehen im Bezirk, einzelne Infektionen an den Schulen. Unterricht läuft. AGs können stattfinden. Ab Stufe 2 ist eine Maske im Lehrerzimmer Pflicht.
Stufe 3 und 4: Mittlere bis hohe Fallzahlen im Bezirk und „Infektionsgeschehen" an den Schulen. Unterricht und Hort finden statt, AGs nicht. In Stufe 4 („Alternativszenario"): Homeschooling plus Präsenzunterricht, feste Lerngruppen, Abstandsregeln und Maskenpflicht im Unterricht. (akl)
Telefonschalten an jedem Donnerstag
Konkret sieht der Stufenplan vor, dass für jede Schule gesondert entschieden werden muss, was im Falle von Infektionen zu tun ist. Wenn ein Coronafall der Schule bekannt wird, müsse das Gesundheitsamt gemeinsam mit der regionalen Schulaufsicht und der Schulleitung eine „Bewertung der Lage“ an der Schule selbst und mit Blick auf die Coronazahlen im Bezirk vornehmen, sagte Scheeres.
Dann entscheide das Gesundheitsamt, wer genau in Quarantäne müsse. Jeden Donnerstag soll es zudem eine Telefonschalte zwischen der Schulaufsichten und den Gesundheitsämtern geben, wo entschieden wird, welche Schule in welche Stufe eingruppiert wird. Gibt es zum Beispiel ein „mittleres Infektionsgeschehen im Bezirk“ und Infektionen an der jeweiligen Schule wäre man – je nach Fallzahlen – bei Stufe 2 oder 3. Dann könnten etwa AG-Angebote nicht mehr stattfinden. Mischen sich Lerngruppen, gilt eine Maskenpflicht.
„Was wir verhindern wollen, ist ein Chaos, dass Schulleitungen selbst entscheiden, wann sie Schulen schließen oder jemanden in Quarantäne schicken.“ Das sei auch „nicht deren Kompetenz“.
Scheeres bezog sich damit indirekt auf den Fall des Marzahner Otto-Nagel-Gymnasiums, wo die Schulaufsicht alle SchülerInnen nach Auftreten in den digitalen Heimunterricht geschickt hatte – was sie auf Druck der Schulaufsicht wieder revidieren musste.
Landeselternsprecher Norman Heise, der ebenfalls im Hygienebeirat sitzt, lobte am Donnerstag die Senatorin: Der Stufenplan sei „sinnvoll“, ein Lockdown müsse vermieden werden – allerdings nicht alleine deshalb, weil die SchülerInnen darunter zu leiden hätten, „sondern auch weil die Schulen darauf nicht besser vorbereitet wären als im März“, sagte er mit Blick auf die digitale Ausstattung der Schulen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten