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Corona-Shutdown macht ProblemeVirus gefährdet Welterbe

Dem Schaubergwerk Grube Samson im Harz sind die Einnahmen weggebrochen. Förderung gibt es nicht. Dabei ist es einzigartig.

Ein Weltkulturerbe, das es in sich hat: die Grube Samson in St. Andreasberg Foto: Schöning / imago

Hamburg taz | Die Coronaepidemie bedroht den Betrieb einer Weltkulturerbestätte im Harz. Die Pächter der Grube Samson in St. An­dreasberg haben Alarm geschlagen, weil sie ohne Besucher­einnahmen über kurz oder lang aufgeben müssen. Denn keines der existierenden Corona-Fördermodelle passt auf sie. Die Betreiber suchen jetzt zusammen mit der Stadt Braunlage, der Stiftung Welterbe im Harz und dem niedersächsischen Kulturministerium eine Lösung.

Die Grube Samson ist das letzte komplett erhaltene Erzbergwerk im Oberharz. Als Besonderheit gibt es hier die weltweit letzte funktionierende „Fahrkunst“ mit Drahtseilen, eine trickreiche Art von Aufzug, mit der Bergleute die großen Höhenunterschiede beim Ein- und Ausfahren bewältigen konnten, ohne die früher als unsicher geltenden Förderkörbe benutzen zu müssen.

Die Fahrkunst wurde nötig, weil das ab 1521 abgeteufte Silberbergwerk Anfang des 19. Jahrhunderts eine Schachttiefe von mehreren 100 Metern erreichte und das Ein- und Ausfahren mit Leitern zu einer beschwerlichen und gefährlichen Angelegenheit geworden war. Lange Zeit gehörte es zu den tiefsten Bergwerken der Welt. 1910 wurde es geschlossen, 1950 zum Museum. Seit 2010 gehört es zum Unesco-Weltkulturerbe Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft.

2017 haben Hans-Günter Schärf und Christian Barsch das Bergwerk von der Stadt Braunlage gepachtet und damit die Verpflichtung übernommen, dem Publikum den kulturgeschichtlichen Wert des Ensembles aus Bergwerk und oberirdischen Gebäuden zu vermitteln.

Alte Technik

Bei einer Fahrkunst handelt es sich um parallel angebrachte, mit einer Wippe verbundene Stahlseile oder Stangen, an denen in regelmäßigen Abständen Trittbretter angebracht sind.

Die Wippe bewegt das eine Seil nach oben, das andere nach unten, so dass sich die Trittbretter gegeneinander verschieben, und man vom einen aufs andere umsteigen kann.

Weil sich immer ein Seil aufwärts bewegt, gelangt man nach oben.

Wie Barsch erzählt, ließ sich das gut an. „Wir haben in den drei Jahren den Umsatz um 70 Prozent gesteigert“, sagt er. 30.000 Besucher hätten das Bergwerk im vergangenen Jahr besucht. „Mit dem Shutdown ist alles weggebrochen“, sagt Barsch. Dafür gab es im März 3.000 Euro Corona-Soforthilfe, danach nichts mehr. „Mein Kollege und ich fallen durch alle Förderraster“, sagt Barsch.

Das Problem ist die Rechtsform ihres Betriebs. Barsch und Schärf haben eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gegründet. Die Einnahmen gehen an sie privat. Lebenshaltungskosten werden aber von den Förderinstrumenten nicht abgedeckt. „Nach unseren geltenden Regeln könnten wir erst mal nicht helfen“, bestätigt Margit Kautenberger vom Kulturministerium.

Barsch berichtet, er habe zwar eine Festangestellte in Kurzarbeit schicken können. Bei den beiden 450-Euro-Kräften sei das aber nicht möglich gewesen, denn ein mit Fördermitteln finanzierter Umbau des Museums stand an und auch andere Betriebskosten wie Versicherungen liefen weiter. „Wir arbeiten seit Mitte März umsonst“, sagt Barsch. Hartz IV komme für ihn nicht in Frage, weil er zu viel Vermögen habe, sagt Barsch.

Zwar sei das Museum seit Anfang Mai wieder geöffnet. In das Bergwerk einzufahren, sei aber nach wie vor verboten – dabei sei das Einfahren ins Bergwerk, das, was die Gäste anziehe. Statt der für Mai zu erwartenden 15.000 Euro seien nur 300 Euro in die Kasse geflossen. Die Pächter, die beide hier geboren sind, buttern zu. „Das kann man nur über einen bestimmten Zeitraum machen“, sagt Barsch.

Ministerium, Welterbestiftung und Stadt versichern, dass das Schaubergwerk erhalten bleiben müsse. „Touristisch und kulturell ist das eine ganz wichtige Geschichte“, sagt Braunlages Bürgermeister Wolfgang Langer (Bürgerliste). Braunlage mit seinen Ortsteilen St. Andreasberg und Hohegeiß lebe vom Tourismus. „Wir stellen rund 30 Prozent der Übernachtungen im Harz“, sagt er. Auf eine Attraktion wie die Grube Samson lässt sich da schwerlich verzichten.

Am morgigen Donnerstag befasst sich der Stadtrat mit dem Problem. Dazu kommen wird auch der Geschäftsführer der Stiftung Welterbe Gerhard Lenz. „Wir sind im Boot, haben aber keine Lösung aus dem Rezeptbuch“, sagt dieser. Die Stiftung könne kein Geld für den Alltagsbetrieb zuschießen.

„Wir werden im Laufe der Woche eine Lösung finden“, verspricht Lenz jedoch, das könne aber nur eine strategische Lösung sein. Die Organisation als GbR sei gut für Schönwetterzeiten gewesen. „Die Betriebsform steht auf der Kippe“, sagt Lenz.

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