Corona-Krise in der Handball-Bundesliga: Das Glück ist mit den Absteigern

Die Vereine der Handball-Bundesliga stimmen darüber ab, ob die Saison wegen des Coronavirus abgebrochen wird. HSG Nordhorn-Lingen wäre ein Gewinner.

Ein Handballer auf dem Spielfeld klatscht in die Hände

Hat jetzt Grund, um sich zu freuen: Lutz Heiny von der HSG Nordhorn Foto: Imago/Eibner

HAMBURG taz | Es sieht ziemlich gut aus für die HSG Nordhorn-Lingen. Das klingt zunächst bizarr, steht doch der niedersächsische Verein aus der Grafschaft Bent­heim in der Tabelle der Handball-Bundesliga abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. In den bisherigen 27 Partien der Saison gelangen dem Aufsteiger nur zwei Siege, bei 4:50 Punkten beträgt der Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsrang zwölf Zähler. Bei nur noch sieben ausstehenden Begegnungen würde wohl selbst das Maximum von 14:0 Punkten kaum die umgehende Rückkehr in die Zweitklassigkeit verhindern.

In der Coronakrise läuft aber nichts mehr wie gehabt. Die Saison wurde Mitte März aufgrund der Pandemie unterbrochen. Das chancenlose Schlusslicht HSG Nordhorn-Lingen könnte nun zum großen Gewinner werden. Dies deutete Uwe Schwenker, der Präsident der Handball-Bundesliga (HBL), in der vergangenen Woche im Gespräch mit der Zeitschrift Handballwoche an: „Fest steht, dass es im Fall eines Abbruchs der aktuellen Saison keine sportlichen Absteiger geben wird.“

Vereine dürfen abstimmen

Bei der HSG Nordhorn-Lingen würden sie das Geschenk, eine weitere Saison in der Eliteliga spielen zu dürfen, nicht ablehnen. „Die Erste Liga ist für uns das, was wir gerne erreichen möchten. Wenn es die Möglichkeit gäbe, dann wäre das für uns schon klasse. Dann wären wir sicherlich ein Gewinner“, sagte HSG-Geschäftsführer Matthias Stroot. „Wir wüssten aber genau darum, dass es auch Verlierer gäbe.“

Die HBL hat sich dazu entschlossen, in der Frage über einen möglichen Saisonabbruch die 36 Vereine der Ersten und Zweiten Liga durch eine Abstimmung mit einzubeziehen. Votiert eine Dreiviertel-Mehrheit dafür, wird es in dieser Saison keine weiteren Spiele in den beiden Top-Ligen geben. Ein Ergebnis könnte schon am morgigen Dienstag kommuniziert werden. Das hatte zumindest HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann am vergangenen Donnerstag in Aussicht gestellt.

Von der anfänglichen Präferenz, die Saison zu annullieren und in diesem Jahr keinen Meister zu küren, sind sie bei der HBL offenbar inzwischen abgewichen. Stattdessen ist eine Quotienten-Regelung, bei welcher die erzielten Punkte durch die Anzahl der absolvierten Begegnungen dividiert wird, nun denkbar. Neuer Champion wäre dann Rekordmeister THW Kiel. Absteiger soll es nicht geben – auch bei dieser Variante wäre die HSG Nordhorn-Lingen gerettet.

Training im Homeoffice

Ein anderes Modell hat Bob Hanning, Geschäftsführer des Bundesligisten Füchse Berlin, vorgeschlagen. Er plädiert dafür, dass im Juni alle 18 Bundesligisten an einem Ort zusammenkommen und die Saison zu Ende spielen.

Dies hieße auch, dass die Vereine noch mindestens sechs Wochen den erschwerten Trainingsbetrieb aufrechterhalten müssten. Die Spieler trainieren derzeit zu Hause. Viele posten Videos davon in sozialen Medien. Es erscheint fraglich, ob sich dieses Modell durchsetzen wird. Wie auch immer die Sache ausgehen wird, Bohmann ist sich bewusst: „Wir werden keine 100-prozentige Gerechtigkeit herstellen können.“ Darüber dürften so einige Menschen aus der Region rund um Nordhorn und Lingen vermutlich gütig hinwegsehen können.

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