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Corona-Konferenz zur Kita-BetreuungNoch keine Öffnung in Sicht

Kitas bleiben wegen Corona weiter geschlossen. Ab dem 20. April sollen Konzepte zur Wiederaufnahme der Betreuung erarbeitet werden.

Vorerst kein morgendlicher Stuhlkreis: Kitas bleiben noch geschlossen Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Berlin taz | „Seit Beginn dieser Woche erhalte ich überdurchschnittlich viele Anrufe von verunsicherten Eltern und Kindern“, erzählt Asha Hedayati, Rechtsanwältin für Familienrecht in Berlin am Telefon. Es meldeten sich einerseits verzweifelte Mütter, deren Kinder vom Jugendamt in Obhut genommen wurden, andererseits Kinder, die Sorge um ihre jüngeren Geschwister hätten. Sie alle stellen die geschlossenen Kitas vor große Herausforderungen. Dem will Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) nun gemeinsam mit den Ländern entgegentreten.

Seit Mitte März sind Kitas bis auf die Notbetreuung deutschlandweit geschlossen. Der Druck für Familien wächst. Die Kitas sind nun bereits vier Wochen zu. „Mit einem Konzept für den Wiedereinstieg muss jetzt dringend begonnen werden“, fordert Waltraud Wegemann, Bundesvorsitzende des Deutschen Kitaverbands.

Das sieht Familienministerin Giffey offenkundig auch so. Am Freitag hat sie sich mit den Bildungs- und Jugendminister*innen der Länder auf das weitere Vorgehen geeinigt. Demnach sollen die Länder ihre Kita-Notbetreuung „im Rahmen ihrer landesspezifischen Notwendigkeiten und Gegebenheiten“ bis mindestens zum 3. Mai regeln und erweitern, so die Mitteilung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBSFJ).

Für die Zeit danach solle ein Konzept erarbeitet werden, das Leitlinien und Empfehlungen zur schrittweisen Wiedereröffnung formuliere. Wann und wie diese umgesetzt werden können, sei aber noch unklar. Dies hänge vom Infektionsschutzgeschehen ab. Dabei sollen sowohl kindheitspädagogische Fragen, als auch Hygiene- und Arbeitsschutzmaßnahmen für die Erzieher*innen berücksichtigt werden.

Für die besonders zu berücksichtigenden Gruppen, wie Kinder von erwerbstätigen Alleinerziehenden, werde man ebenfalls Lösungen finden. „Wir dürfen die Familien nicht fallen lassen“, erklärte Giffey am Freitag im Interview mit dem Radiosender radio eins vom RBB. Kinder aus schwierigen Familien haben bereits einen Anspruch auf Notbetreuung.

Forderung nach Entlastung von Eltern

„Viele Familien habe das Jugendamt jedoch noch gar nicht auf dem Schirm“, so Hedayati. Kontrollmaßnahmen seitens des Jugendamtes, sowie Familienhilfe könnten derzeit ebenfalls kaum stattfinden, was dazu führe, dass gefährdete Kinder nun schneller in Obhut genommen werden.

„Familien, denen es bereits vor der Pandemie schlecht ging, leiden jetzt noch mehr“, bemerkt die Rechtsanwältin. Gesellschaft und Institutionen müssten nun dafür Sorge tragen, dass Eltern entlastet werden. Das Kita-Thema werde derzeit jedoch größtenteils ausgeblendet. „Mir scheint, als sei es selbstverständlich, dass die Kinder nun einfach mehrere Wochen zuhause betreut werden können.“

Ab dem 20. April soll nun die bereits bestehende „AG-Kita“ der Länder unter dem Vorsitz von Brandenburg und Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit dem BMFSJ das Konzept zu einer schrittweisen Öffnung der Kitas erarbeiten. Expert*innen der frühkindlichen Entwicklungspädagogik und der Virologie sollen ebenfalls herangezogen werden.

Kitaverbände fordern bereits seit mehreren Wochen eine Organisation für den Übergang in den regulären Kitabetrieb und haben diesbezüglich bereits Konzepte vorgelegt. In der AG sind sie jedoch nicht vertreten. „Wenn möglich, müssen wir uns dort irgendwie reindrängen“, befürchtet ein Sprecher des Deutschen Kitaverbandes.

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