Corona, Kasachstan, Bundespräsident: KGE ist die menschliche Multiquote

Statt einer Impfpflicht sollte es ein Impferno geben. Der Papst hat nur begrenzte Haustierkompetenz. Und wie wäre es mit einer neuen Linie Vampir Air?

Katrin Göring-Eckhardt steht im Bundestag, hält einen Blumenstrauß in der Hand, lächelt und wird von Bundestagsabgeordneten beklatscht.

Frau, ostdeutsch, präsidial, grün, politisch erfahren und ausgleichend: Katrin Göring-Eckardt (KGE) Foto: dpa

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: „Impfpflicht“ sieht schon drollig aus.

Und was wird besser in dieser?

„Impferno“?

In Kasachstan protestieren die Bü­rge­r:in­nen wegen deutlich gestiegener Treibstoffpreise. Präsident Tokajew erteilte einen Schießbefehl gegen die Demonstrierenden, es gab Tote. EU und USA fordern eine friedliche Lösung. Hilft das?

Wenn man für Belarus und Ukraine keine Lösungen findet – Länder, die zwischen Europa und Russland liegen: hat man kein Rezept für ein Land zwischen Russland und China.

Wieder keine Frau im Bundespräsidialamt. Welche wäre Ihr Vorschlag gewesen?

Fragen Sie die FDP – warum die geborene Kirchentagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt es nun nicht wird. Frau, ostdeutsch, präsidial, grün, politisch erfahren und ausgleichend – das menschliche Antlitz der Multiquote. Als Steinmeier seine erneute Kandidatur im Mai ankündigte, überraschte nicht das „wollja!“ bei der SPD oder „nagut“ bei der Linken – sondern das klare Ja von Lindner. Zur Erinnerung: Mai – das war, als Comedians noch einen sicheren Lacher kassierten mit der Formulierung „Bundeskanzler Scholz“. Lindners taktisches Kalkül – was zum Teufel bekam er dafür? – bleibt im Nebel. Immerhin – die Sozis baden nun aus, dass die FDP zu wenig Frauen ins Kabinett holte. – Gauck fuchtelte als Ein-Mann-Armee gen Russland und ließ Merkel die „Wir schaffen das“-Predigt allein halten. Köhler dilettierte mit ähnlich militaristischen Reden und erschruk über die eigene Wirkung. Wulff begab sich in Bild und kam darin um. All das ist für die Steinmeierin nicht zu befürchten. Als Frau wäre es fast überqualifiziert.

„Hunde und Katzen nehmen den Platz der Kinder ein“, sagt Papst Franziskus. Das Kirchenoberhaupt hält es für falsch, dass viele keinen Nachwuchs bekommen wollen. Sollte er in dieser Hinsicht nicht erst einmal vor eigenen Haustür kehren?

In italienischen Supermärkten ist die Babynahrungsstrecke so lang wie in deutschen das Hundefutterregal – isso! Und wenn wer Kinder wünscht und nicht bekommen kann, so möge der Herr Hunde und Katzen über sie regnen lassen. Der Papst vertritt eine Organisation, deren Kompetenz im Bereich der Haustierhaltung sich wesentlich auf strittige Definition der sog. „Frau“ bezieht. Was selbstgemachte Kinder angeht: ähnlich. Und macht so einmal mehr die erschütternde Erfahrung, dass selbst die vernünftigste Meinung nicht gegen ihren demolierten Absender ankommt. Doch, ja, Kinder sind toll.

Gemeinsam mit ihrem Amtskollegen Blinken warnt Außenministerin Baerbock Russland vor erneuten Aggressionen gegen die Ukraine. Dies hätte schwere Konsequenzen. Blinken fordert, im Falle eines Angriffes den Betrieb der umstrittenen Ostseepipeline Nordstream 2 nicht aufzunehmen. Wird Deutschland einlenken?

Für ein Ehepaar, dass sich seit Jahren nur aggrodumpf anschweigt, ist es ein bemerkenswerter Fortschritt: Hurra, sie schreien einander endlich wieder an! Normandie-Format, Nato-Russland-Rat, OSZE, bilaterale Gespräche in Genf, Konsultationen der Sicherheitsberater: Wer erklärt Putin, dass sein beschissenes Benehmen der richtige move war, Schwung in die Bude zu bekommen? USA und Russland auf Augenhöhe, das ist seit Obamas Irrtum von „Russland als Regionalmacht“ Putins Ziel. Eine Regionalmacht, das ist so was wie … Europa. Nordstream 2 ist unterdes das „ceterum censeo“ der Neuzeit; Karthago müsse zerstört werden, hängte Cato der Ältere an jede seiner Reden, der Legende nach. Das endete im Dritten Punischen Krieg.

Ryanair gibt seine Basis am Frankfurter Flughafen auf wegen gestiegener Gebühren. Ist das der Anfang vom Ende des Billigfliegers?

ist Journalist, Produzent und kauft in Flugzeugen keine Rubbellose.

Ich missbillige das Wort „Billigflieger“. Es kommt der Umwelt teuer, und die Verfressenheit an Steuergeldern ist bei ­RyanAir Geschäftsidee. So ließ sich O’Leary den maroden Militärflughafen Hahn von zwei Bundesländern appetitlich herrichten. Ausbau, autobahnähnliche Trassen durch den Hunsrück, Naturschutzklagen abgewiesen. Heute gehört das Projekt einem maroden chinesischen Konzern, die Steuermilliarden sind weg und der Flughafen ist insolvent. Ein neues wording – „Dumpingflieger“ wäre fast noch schmeichelhaft. Vampir Air?

Und was machen die Borussen?

Es spannend und warten nun auf zwei kapitale Fehler der Bayern. Das entscheidet, ob es eine spannende Saison wird oder die Haaland-Abschiedstournee. Fragen: Nele Sophie Karsten

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.