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Corona-App in ÖsterreichPush-Nachrichten gegen Corona

Österreich testet seit Ende März eine Anti-Corona-App, die bislang 400.000 Nutzer hat. Es sei keine Tracking-App, beteuern Verantwortliche.

Österreich setzt auf die Corona-App, aber die Nutzer sind misstrauisch Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

WIEN taz | In Österreich setzt man auf eine Handy-App, die helfen soll, die Infektionskette zu durchbrechen. Die vom Österreichischen Roten Kreuz (ÖRK) entwickelte Applikation kann von jedermann auf das Smartphone heruntergeladen werden. Es handle sich um keine Tracking-App, wie Verantwortliche nicht müde werden zu beteuern. Vielmehr würden die gesammelten Informationen nur auf dem jeweiligen Endgerät gespeichert. Sie funktioniert entweder automatisiert über Bluetooth oder durch manuellen Austausch.

Wenn man sich länger als 15 Minuten mit einer Person in einem Abstand von weniger als zwei Metern aufhält, erfolgt ein virtueller Handshake. Das Gesundheitsministerium definiert diese Distanz und Dauer als „engen Kontakt“. Sollte dann eine der Kontaktpersonen der vergangenen zwei Tage Coronasymptome zeigen, wird man per Push-Meldung davon verständigt.

Das sei bisher einzigartig, sagt Gerry Foitik, Rettungskommandant des ÖRK, denn die Warnung ergehe nicht erst bei positivem Test, sondern schon nach der Wahrnehmung von Symptomen. Sollte sich der Verdacht durch einen Test bestätigen, werde von der orangefarbenen Warnung auf Rot geschaltet. Sollte sich der Verdacht nicht erhärten, würde per Grün entwarnt.

Mit diesem System gewinne man wertvolle Zeit, denn am dritten Tag der Infektion beginne man selbst ansteckend zu werden. Wenn erst nach positivem Test der Kontaktperson Alarm geschlagen wird, könne man das Virus bereits an Freunde und Verwandte weitergegeben haben.

Zeigt eine Kontaktperson Coronasymptome, wird man per Push-Meldung verständigt

Bis zum vergangenen Wochenende hatten 400.000 Handy-Besitzer die App gespeichert. Damit ist Foitik im Gespräch mit der taz nicht zufrieden. Er führt das auf die politischen Debatten zurück, die auf die Präsentation der App Ende März folgten. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) hatte laut darüber nachgedacht, die Bewegung im öffentlichen Raum an deren Mitführen zu knüpfen. Dann tauchte schnell das Gerücht auf, eine Novelle des Epidemiegesetzes würde den Besuch von Veranstaltungen nur mit aktiver App zulassen.

Kritiker sehen Verbesserungspotenzial

Beim ÖRK ist man besonders stolz darauf, dass man die App Österreichs kritischsten Datenschützern zur Prüfung vorgelegt hat. Deren Fazit: Es gibt keine fatalen Sicherheitslücken, aber Verbesserungspotenzial. Zudem beruht die Anwendung auf Freiwilligkeit. Foitik sagt: „Wenn ich Sie zwinge, die App herunterzuladen, und Sie wollen das nicht, werden Sie das leicht boykottieren können, indem sie das Bluetooth ausschalten“.

Für die etwa 20 Prozent der Erwachsenen, die in Österreich leben, aber kein Smartphone besitzen, soll die App über einen elektronischen Schlüsselanhänger zugänglich sein. Allerdings, so Foitik, gebe es dafür auf europäischer Ebene noch keinen Standard. Würde man jetzt Hardware kaufen, die der zukünftigen Norm nicht entspricht, wäre das eine Fehlinvestition.

Eine Evaluierung sei derzeit nicht vorgesehen. Erst mit der Öffnung der Schulen, der großen Geschäfte und Freizeitanlagen im Mai werde es relevante Außenkontakte geben.

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