Contra Zaun: Der Park braucht Mülltonnen
Statt Zäunen sollten die Verantwortlichen im Park Mülltonnen aufstsellen.
Unter das Motto "Bewegungsfreiheit" hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die Eröffnung des Tempelhofer Feldes an diesem Wochenende gestellt. Die Bewegungsfreiheit gibt es jedoch ausschließlich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und nur durch eine Handvoll festgelegter Ein- und Ausgänge. Das ist ein Aktionsradius, den jeder Mensch als Einschränkung empfinden würde. Bei einem Park aber wird er von vielen klaglos hingenommen. Es dient ja Sicherheit und Sauberkeit, heißt es. Und wer nach Einbruch der Dunkelheit noch in einen Park will, gilt sowieso als Chaot.
Dass die Welt so einfach nicht ist, beweist ein Blick in andere Parks, zum Beispiel in den Tiergarten. Der ist zwar rund um die Uhr geöffnet. Wer dort des Nachts grillt, ist dennoch eine echte Ausnahme. Für die meisten ist das Gelände schlicht eine Abkürzung - wie es sich auf dem Weg von Kreuzberg oder Tempelhof nach Neukölln und umgekehrt ebenfalls anbieten würde. Trotzdem ist der Tiergarten im Hochsommer vermüllt - von Tagesgrillern.
Sicherheit und Sauberkeit, die laut der Verwaltung von den Anwohnern so glühend gewünscht wurden, erreicht man nicht durch einen Zaun. Sondern in erster Linie damit, dass die Nutzer ein Bewusstsein für das Gelände bekommen, sich verantwortlich fühlen. Und das geht umso besser, je stärker sie in die Planung des Geländes und die Entwicklung einer Parkordnung mit einbezogen werden. Wer selbst die Notwendigkeit von Regeln erkennt, hält sich schließlich eher daran.
Abgesehen davon steht auf dem einstigen Tempelhofer Flugfeld hoffentlich früher, was in der benachbarten Hasenheide deutlich zu spät kam: große Mülltonnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Neunzig Prozent E-Autos bei Neuwagen
Taugt Norwegen als Vorbild?
Annalena Baerbock in Syrien
Unfreiwillige Misstöne
Religionsunterricht
Deutschlands heilige Kuh
Regierungskrise in Österreich
Auf der anderen Seite der Brandmauer
Nach Unfällen zu Silvester
Scholz hält Böllerverbot trotz Toten für „irgendwie komisch“
Rechtsextreme auf freiem Fuß
555 Neonazis mit offenen Haftbefehlen gesucht