Commerzbank übernimmt Dresdner: Elf Millionen Kunden

Knapp zehn Milliarden Euro hat die Übernahme der Dresdner Bank gekostet. Hunderte Filialen sollen geschlossen werden. Kurs der Commerzbank-Aktie stürzt ab.

Der Kauf ist entschieden. Die Commerzbank (li.) übernimmt die Dresdner Bank (r.) Bild: ap

Es scheint kein guter Deal zu sein: Kaum wurde bekannt, dass die Commerzbank die Dresdner Bank übernimmt - da stürzte die Aktie der Commerzbank auch schon ab. Am Montagnachmittag hatte sie bereits rund 11 Prozent verloren.

Zu den Einzelheiten der Übernahme: Die Commerzbank wird knapp 10 Milliarden Euro an die Allianz zahlen, den Mutterkonzern der Dresdner Bank. Das ist mehr, als von vielen Analysten im Vorfeld erwartet worden war. Trotzdem ist der Verkaufspreis letztlich ein Verlust für die Allianz - im Jahr 2001 hatte der Versicherungskonzern noch 24 Milliarden Euro für die Dresdner Bank gezahlt.

Allerdings ist für die Commerzbank selbst der Kaufpreis von knapp 10 Milliarden Euro schon fast zu viel - wie sich am komplizierten Modus der Finanzierung zeigt. Nur 1,6 Milliarden Euro zahlt die Commerzbank in bar, zudem übergibt sie ihren Kapitalverwalter "ComInvest" für einen Gegenwert von 700 Millionen an die Allianz. Der Rest soll durch eine Kapitalerhöhung finanziert werden. Kleiner Schönheitsfehler: Die Aktionäre haben eine Kapitalerhöhung schon einmal abgelehnt. Daher wurde nun zu einer Notlösung gegriffen: In einem ersten Schritt übernimmt die Commerzbank nur rund 60 Prozent der Dresdner Bank. Anfang 2009 soll dann eine außerordentliche Hauptversammlung stattfinden, wobei Vorstand und Aufsichtsrat der Commerzbank auf die Macht des Faktischen hoffen: Nach der begonnenen Fusion ist es schwer vorstellbar, dass sich die Aktionäre dann erneut einer Kapitalerhöhung verweigern würden.

Am Ende jedenfalls soll die Allianz knapp 30 Prozent am Aktienkapital der Commerzbank halten. Ganz ist die Allianz ihren Verlustbringer, die Dresdner Bank, also nicht losgeworden - stattdessen hat sie sich auf ein Überkreuzgeschäft eingelassen. Unangenehmer Nebeneffekt: Wenn der Commerzbank-Kurs jetzt in die Tiefe rauscht, dann schlägt sich dies auch sofort in der Allianz-Bilanz nieder.

Aber zum Gesamtkalkül gehört nicht nur der Kaufpreis: Die Allianz erhält bei der neuen Commerzbank auch einen exklusiven Vertriebsweg für ihre Versicherungsprodukte. 11 Millionen Kunden lassen sich dann erreichen - so viele Klienten hat keine andere Bank in Deutschland zu bieten.

Die Fusion soll sich zum Teil durch "Synergieeffekte" selbst finanzieren, die bis 2012 auf 5 Milliarden Euro beziffert werden. Konkret heißt das: Stellenabbau. Momentan haben Commerzbank und Dresdner Bank zusammen knapp 67.000 Mitarbeiter. 9.000 Vollzeitstellen sollen entfallen, davon 6.500 in Deutschland. Vor allem in der zentralen Verwaltung werden Jobs überflüssig - stehen doch in Frankfurt je ein Hochhausturm von Commerzbank und Dresdner Bank. Zudem will sich die neue Bank vom Investmentbanking verabschieden, was weitere Stellen kosten dürfte. Bis zum Jahr 2011 soll es aber keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

Langfristig dürften aber auch viele Stellen in den Niederlassungen vor Ort entfallen. Momentan haben Dresdner und Commerzbank gemeinsam 1.540 Filialen. Im Jahr 2012 sollen davon nur noch rund 1.200 übrig bleiben. Damit wäre die neue Commerzbank jedoch noch immer das Kreditinstitut mit dem dichtesten Netz von Niederlassungen. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank zählte Ende 2007 nur 989 Filialen in der Bundesrepublik. Allerdings ist die Deutsche Bank mit einer Bilanzsumme von rund 2 Billionen trotzdem noch doppelt so groß wie die neue Commerzbank, die auf einen Marktanteil von 8 Prozent kommt.

So weit die Pläne. Die Anleger hingegen beunruhigt offenbar, dass die Fusion sehr viel teurer werden könnte als angekündigt. Allein der sozialverträgliche Stellenabbau dürfte viel Geld kosten.

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