Comeback von Mike Tyson: Neuer Tiefpunkt seiner Boxkarriere
Am Samstag steigt Mike Tyson gegen den Youtuber Jake Paul in Texas in den Ring. Es wird ein schriller Rummelkampf zwischen zwei Trump-Unterstützern.
![Mike Tyson verschwitzt Mike Tyson verschwitzt](https://taz.de/picture/7355020/14/37007734-1.jpeg)
Mike Tyson war schon viel in seinem Leben. Geboren in Brooklyn, beging er schon als Teenager bewaffnete Raubüberfälle. Als 13-Jähriger gelangte er zu dem Boxtrainer Cus D’Amato. Dieser wurde nach dem Tod von Tysons Mutter sogar dessen Erziehungsberechtigter, 1986 verhalf er dem 20-Jährigen zum jüngsten Schwergewichtsweltmeister der Boxgeschichte.
Er war ein Champ, der Angst verbreitete. Seit 1985 schlug er sich mit einer K.-o.-Serie durch die Profiringe, holte den Titel und hielt ihn bis 1990, als James „Buster“ Douglas vorführte, wie es gegen Tyson klappen kann: einfach keine Angst haben. Boxerisch noch mal so richtig berühmt wurde Tyson 1996 und 1997 in zwei Kämpfen gegen Evander Holyfield: Den ersten verlor er eindeutig nach Punkten, und als er im zweiten wieder zu verlieren drohte, biss er seinem Gegner ein Stück des Ohrs ab.
Alles, was für Tyson danach im Ring kam, waren Stationen des Niedergangs: 2005 trat er nach zwischenzeitlichem Comeback endlich ab. Weil er Geld brauchte, reiste er 2018 nach Russland, um einen Mixed-Martial-Arts zu bestreiten, 2020 trug er einen Showkampf gegen Roy Jones jr. aus. Ernst nahm ihn niemand mehr.
Mehrmals verurteilter Straftäter
„Mein ganzes Leben war eine Verschwendung“, sagte Tyson in einem Interview, „ich war ein Versager.“ Sein Image mag demontiert worden sein, doch außerhalb seines Sports präsentierte sich weiterhin als brutal und gefährlich: 1987 wurde er wegen sexueller Belästigung und Körperverletzung angeklagt; 1988 trennte sich seine Ehefrau, die Schauspielerin Robin Givens, von ihm wegen häuslicher Gewalt; 1992 wurde er zu sechs Jahren Haft verurteilt, weil er eine Kandidatin der „Miss Black America“-Wahl vergewaltigt hatte.
1995 kam Tyson vorzeitig frei und versuchte einen Imagewandel: Zum Islam war er konvertiert, hatte sich Che Guevara und Mao Zedong auf die Haut tätowiert und wollte nicht mehr als verurteilter Vergewaltiger, sondern als Rebell wahrgenommen werden. Doch auch wenn er sogar wieder Weltmeister wurde, nämlich des Verbandes WBC, gelang der Imagewechsel nicht. 1999 musste er wieder ins Gefängnis – wegen Körperverletzung.
Tyson versuchte dies und das, unter anderem baute er eine Cannabisfarm auf. Sein einstiges Vermögen von einer halben Milliarde Dollar war komplett futsch. Und so richtig kam Mike Tyson nicht mehr auf die Beine. Er unterstützte Donald Trump 2016 sowie bei der diesjährigen US-Wahl. Seine Affinität für Trump hat er auch mit seinem Gegner Jake Paul gemein. Der Youtuber wurde 1997 geboren, in dem Jahr, in dem nach dem Ohrenbiss Mike Tysons Abstieg eingeleitet wurde. Damals sprach Tyson davon, er habe gebissen, weil seine Kinder Respekt vor ihm haben sollten. Heute sagt er: „Meine Kinder sehen mich nicht wirklich als den bösesten Mann auf dem Planeten an.“ Aber, fügt er an, in der Nacht auf Samstag „werden sie eine andere Meinung von mir haben“. Tysons Show geht weiter.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen