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Comeback von Biathletin Franziska PreußAb in die Weihnachtsisolation

Nach einer zehrenden Zwangspause schafft Franziska Preuß am Sonntag die Olympianorm. Jetzt will sie bloß nicht wieder krank werden.

Etwas außer Puste: Franziska Preuß bei ihrem Comeback Foto: Maratin Schutt/dpa

F ranziska Preuß hatte zu Anfang dieses letzten Weltcuprennens in ihrem Achterbahnjahr ein Lächeln auf den Lippen. Die 31-Jährige fand am Sonntagmittag sogar Zeit, den unglaublichen Zuschauermassen an der Strecke im französischen Le Grand-Bornand kurz zuzuwinken. Wenig später brach ihr jedoch im Getümmel des Massenstartrennens ein Skistock. Ein weiteres Missgeschick für die Frau, die zum Ausklang dieses anfangs so prächtigen Jahres 2025 mal wieder schwere Zeiten durchmacht.

„Die letzten Monate waren wieder echt zäh mit Schulterproblemen, Hand-OP und zuletzt Corona und Grippe. Ich hoffe, ich habe jetzt alles abgehakt“, erklärte Preuß an diesem Wochenende. Nach dem missglückten Weltcupauftakt in Östersund war sie wegen der Virenerkrankungen zwei Wochen ausgefallen. Deshalb hatte Preuß den Weltcup in Frankreich für sich zum „Saisonstart 2.0“ ausgerufen und bei dem ging es konsequent aufwärts: Nach Platz 18 im Sprint am Donnerstag lief Preuß am Samstag in der Verfolgung ohne einen einzigen Fehler in 20 Schüssen zunächst auf Rang 11 vor.

Damit erfüllte Preuß immerhin die halbe Norm für die Olympischen Winterspiele in Mailand und Cortina, doch zufrieden war sie damit noch längst nicht: „Läuferisch war das noch ziemlich zäh und auch das Material war nicht top. Da muss noch mehr kommen.“ Und die deutsche Top-Biathletin lieferte: Im Massenstart arbeitete sich Preuß nach dem Stockbruch vom letzten Platz auf Platz 6 im Ziel direkt vor Teamkollegin Vanessa Voigt nach vorn. Ohne ihren einzigen Fehler am Schießstand hätte Preuß sogar wieder im Kampf um den Sieg mitmischen können – und das Olympiaticket lag auch auf dem Gabentisch.

„Wieder mal ein sehr gutes Rennen“

„Es war schon in meinem Hinterkopf, dass ich die Olympianorm vor Weihnachten abhake. Ich habe mich endlich wieder gesund und belastbar gefühlt“, kommentierte Preuß: „Das war wieder mal ein sehr gutes Rennen von mir.“ So wie sie die zu Beginn des Jahres 2025 in Serie abgeliefert hatte. Im schweizerischen Lenzerheide feierte Preuß ihr erstes WM-Einzelgold und insgesamt 4 Medaillen beim Saisonhöhepunkt. Als Krönung holte sie dann im März nach einem unglaublichen Drama samt Sturz ihrer Erzrivalin Lou Jeanmonnot (Frankreich) im letzten Rennen den Gesamtweltcuptriumph.

Für die Frau, die jahrelang von Krankheits- und Verletzungs-Problemen gebeutelt wurde, war dieser vergangene Winter zweifellos der beste ihrer Karriere. Sie gab danach zu: „Ich habe ein paar Mal überlegt, ob es Biathlon noch ist für mich. Ich bin durch tiefe Täler gegangen, war mental am Ende.“ Zum Beispiel 2022 mit einer Fußverletzung und einer Coronainfektion. Doch im vergangenen Winter war nach einer Nebenhöhlen-OP alles anders. „Ich habe noch nie eine Saison gehabt, wo ich gesund war und hab zeigen können, was in mir steckt“, sagte Preuß danach: „Alles, was jetzt noch kommt, ist Zugabe.“

Konkret bedeutet das in diesem laufenden Winter, dass sich Franziska Preuß in ihrem vielleicht letzten Winter im Leistungssport noch den Traum von einer Olympia-Einzelmedaille erfüllen will. Deshalb wird das anstehende Weihnachtsfest wegen der Ansteckungsgefahr nicht besonders gesellig sein: „Ich werde mich isolieren, mich höchstens mal mit meiner Familie im Freien treffen. Zum Glück habe ich einen Partner, der das versteht.“ Simon Schempp war schließlich selbst erfolgreicher Biathlet.

Zwischen den Jahren wird mit Blick auf die zum Start ins Jahr 2026 anstehenden Heimweltcups in Oberhof und Ruhpolding Training die Priorität 1 von Franziska Preuß sein: „Ich will im Januar und Februar stabil durchkommen.“ Schließlich wäre eine Olympiamedaille ein grandioses Happy End für die Achterbahnkarriere der Franziska Preuß.

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