Collegium Polonicum in Słubice: Oder-Hochschule in Flammen
Am Dienstag brach in der Einrichtung der Viadrina und der Universität Posen ein Brand aus. Die Feuerwehr aus Frankfurt (Oder) wurde nicht um Hilfe gebeten.
Wer in Frankfurt an der Oder steht, hat auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses in Słubice das Collegium Polonicum im Blick. Am späten Dienstagabend hat nun ein Feuer in dieser gemeinsamen Hochschuleinrichtung der Europa-Universität Viadrina und der Adam Mickiewicz-Universität in Poznań (Posen) gewütet. Dabei wurde ein Teil des Dachs zerstört, der darunterliegende Hörsaal wurde von Löschwasser in Mitleidenschaft gezogen.
Der Brand brach gegen 23 Uhr aus. Vom Frankfurter Oderufer waren zunächst Rauchschwaden, dann Flammen zu sehen. Die Feuerwehr war schnell vor Ort, später dann kamen auch Löschzüge aus Gorzów Wielkopolski (Landsberg) zum Einsatz, wie die polnische Tageszeitung Rzeczpospolita schreibt.
Nicht im Einsatz war die Feuerwehr aus Frankfurt (Oder), bestätigte Carsten Grein von der Feuerwehrleitstelle der taz. „Es gab keine Anfrage von der polnischen Seite mit der Bitte um Hilfe.“ Theoretisch wäre es möglich, dass auch die deutsche Feuerwehr in Polen beim Löschen hilft und nicht die Feuerwehrleute aus dem 80 Kilometer entfernten Gorzów anrücken müssen. Vor fünf Jahren haben beide Länder einen entsprechenden Rahmenvertrag unterzeichnet. Allerdings sind bislang keine Kooperationsverträge zwischen den grenznahen Landkreisen in Deutschland und den polnischen Woiwodschaften geschlossen worden.
Der letzte grenzüberschreitende Einsatz datiert laut Carsten Grein noch vor dem Abkommen von 2013. Damals waren beim Brand des Polenmarkts in Słubice auch deutsche Feuerwehrleute im Einsatz. „Bei einem weiteren Brand eines Marktes standen wir bereit, wurden aber nicht angefordert.“ Ohne eine solche Anforderung, die vom gemeinsamen Lagezentrum am Autobahngrenzübergang Świecko erfolgen würde, wäre ein Hilfseinsatz, so Grein, „ein illegaler Grenzübertritt“.
Wie schwierig die Zusammenarbeit ist, hatte bereits im März der Frankfurter Feuerwehrchef Helmut Otto in der Märkischen Oderzeitung angedeutet: „Bei Übungen, zu denen wir uns regelmäßig mit den polnischen Kollegen treffen, klappt alles ganz gut. Für konkrete Einsätze sind dagegen der Informationsfluss und die kurzen und verbindlichen Alarmierungsstrukturen gar nicht festgelegt“, so Otto. Er verspüre mitunter bei polnischen Kollegen auch „den Stolz, Einsätze lieber allein zu meistern und nicht um deutsche Hilfe zu bitten“.
Die Stadt Słubice wollte sich am Mittwoch zur Frage des Feuerwehreinsatzes nicht äußern. „Die Feuerwehr untersteht nicht der Stadt Słubice, sondern dem Landkreis“, sagt Stadtsprecherin Beata Bielecka. Der Landkreis selbst veröffentlichte eine Pressemitteilung, in der es heißt, dass dank des schnellen Eintreffens und des professionellen Handelns der Einsatzkräfte der Brand nach zwei Stunden gelöscht werden konnte.
Wie der Landkreis weiter mitteilte, kam niemand zu schaden. Michał Borowy von der zuständigen Feuerwehr sagte, dass es gelungen sei, „einen Teil der Einrichtung aus dem Hörsaal zu retten, darunter ein Klavier sowie eine Tonanlage“.
Feuerwehr in Słubice
Offizielle Angaben zur Brandursache gibt es noch nicht. Allerdings berichtet Slubice24.pl, dass auf dem Dach erst vor einiger Zeit neue Pappe verlegt worden sei und dass dies mit dem Brand zu tun haben könnte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?