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College-FootballEin Sport für Nerds

Ja, auch dieses Jahr wird es ein Siegerteam im College-Football geben. Aber, wie zum Teufel, kommt eine Mannschaft ins Endspiel?

Der Preis des Sieges: Oregons Coach wird nach dem Sieg im Sun Bowl gegossen Bild: ap

Football und Skispringen scheinen auf den ersten Blick nicht allzu viel gemeinsam zu haben. Hier grobschlächtige Muskelpakete, die sich durch matschige Spielfelder pflügen. Dort magersüchtige Leichtgewichte, die vom Himmel schweben. Beide aber dienen dieser Tage zum gleichen Zwecke: Was dem Mittel- und Nordeuropäer die Vierschanzentournee ist, das ist dem Amerikaner der Saisonabschluss im College Football.

In den sogenannten Bowl Games kulminiert die kurze Saison der Studentensportler. Die besten Teams des Landes reisen über den Kontinent, um sich mit der Konkurrenz zu messen. 32 Bowls werden ausgespielt von kurz vor Weihnachten bis zum 7. Januar. An diesem Tag schließlich werden im Superdome von New Orleans die LSU Tigers aus Louisana und die Ohio State Buckeyes den Meister ausspielen.

So weit die Theorie. An den Universitäten von Oklahoma oder Georgia sieht man das allerdings ganz anders. Auch an der Virginia Tech oder der University of Southern California findet man, die eigene Mannschaft hätte ebenso einen Platz im Endspiel verdient gehabt. Die Tradition will es so, dass im College Football im Gegensatz zu jedem anderen US-Sport keine Play-offs ausgespielt werden. Die vielen hundert Universitäten, die übers ganze Land verteilt sind und eine Football-Mannschaft aufs Feld schicken, sind zwar in mehreren Dutzend Ligen, sogenannten Conferences, organisiert. Aber deren Anspruch und sportliches Niveau sind oft grundverschieden: In der Ivy League beispielsweise messen sich die legendären Think Tanks der Ostküste wie Harvard, Yale oder Princeton. Hier spielen noch echte Studenten, während in den Teams der South Eastern Conference (SEC) mit Stipendien an die Uni gelockte Spitzensportler vor bis zu 80.000 Zuschauern spielen und auf eine Profi-Karriere hoffen.

So treffen die besten Teams oft in der meist nur zehn Spiele langen regulären Saison nicht aufeinander. Die besten aus den vielen hundert Mannschaften des Landes werden stattdessen durch Wahlen ermittelt. Dutzende von Listen existieren: Die beiden bekanntesten sind der Coaches Poll der Zeitung USA Today, für den 63 Trainer abstimmen, und der Poll der Nachrichtenagentur AP, für den allwöchentlich Sportjournalisten befragt werden. Aber zusätzlich leistet sich auch fast jede Zeitung, jedes Sport-Magazin und jede Website eine eigene Rangliste, und auch mancher Football-begeisterte Computer-Nerd errechnet nach einem komplizierten Verfahren ein Ranking. In dieses Chaos sollte die vor zehn Jahren eingeführte Bowl Championship Series, kurz BCS, Ordnung bringen: Aus Dutzenden von Polls wird mit Hilfe einer ausgefeilten mathematischen Formel eine Art höhere Ordnung erstellt, nach der vor allem das die Saison abschließende Endspiel besetzt wird.

Die Diskussionen wollen trotzdem nicht verstummen. Eher im Gegenteil. Auch weil jede Uni, um das neue System auszunutzen, die Pflichtspiele in der Conference mit einigen zusätzlichen Begegnungen ergänzt, für die oft niederklassige Mannschaften angeworben werden, Prügelknaben ohne Siegchance, die die Statistiken aufpolieren sollen. Gerade solche Spiele aber wurden mancher renommierter Lehranstalt zum Verhängnis. Nahezu jede Woche leistete sich eines der hoch eingeschätzten Teams einen Ausrutscher gegen einen krassen Außenseiter - bis zum Schluss, wie mancher Beobachter fand, gar keine endspielwürdige Mannschaft übrig blieb.

Während sich sonst im Finale oft zwei ungeschlagene Teams gegenüberstehen, treten diesmal zwei bereits gerupfte Hühner an. Ohio State hat eine Niederlage auf dem Konto, LSU sogar schon zweimal verloren. Währenddessen wird das einzige ungeschlagene Team im ganzen Land, die Hawaii Warriors, nach zwölf Saisonsiegen nur auf Platz 10 der BCS-Rangliste geführt - die Gegner waren zu schlecht.

Mittlerweile haben die Diskussionen zwischen Traditionalisten und Modernisierern schon einen eigenen Unterhaltungswert und ernähren manchen Kolumnisten. Fest zum Repertoire gehört der alljährlich wieder vorgebrachte Vorschlag, doch endlich Play-offs einzuführen. Verschiedene Modelle werden vorgestellt, Vorteile und Nachteile abgewogen und jedes Jahr das gleiche Ergebnis ermittelt: Play-offs-Pläne haben keine Chance, weil die Veranstalter und ihre Sponsoren fürchten, ihr Bowl Game könnte an Status verlieren, weil das Dickicht aus Übertragungsrechten und TV-Verträgen längst undurchschaubar geworden ist und nicht zuletzt weil sich die großen Conferences sowieso niemals werden einigen können.

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