Christopher Street Day in Stuttgart: Manager dringend gesucht
Beim Stuttgarter CSD soll es ums Coming-out im Job gehen. Schirmherren aus der Wirtschaft finden sich nicht. Wohl auch aus Angst vor der Reaktion konservativer Kunden.
STUTTGART taz | Mit dem Motto „Gleichbeschäftigt“ soll beim Stuttgarter Christopher Street Day (CSD) in diesem Jahr das Thema Coming-out am Arbeitsplatz in den Fokus rücken.
Wie wichtig das ist, bekommen die Organisatoren gerade selbst zu spüren. Passend zum Motto suchen sie eine Schirmfrau oder einen Schirmherrn aus der Wirtschaft. Doch bislang will niemand diese Aufgabe.
Inzwischen sucht die Interessengemeinschaft Christopher Street Day sogar per öffentlicher Stellenausschreibung. „Vielfalt und Gleichberechtigung sind für Sie hohe Güter? Dann sollten wir uns dringend unterhalten!“, heißt es darin.
Christoph Michl, Sprecher des CSD-Teams, sagt, die meisten Manager würden beim Thema Gleichberechtigung an Frauen denken, vielleicht auch Behinderte oder an Migranten, aber nicht an Homosexuelle. „Weil viele Lesben und Schwule am Arbeitsplatz nicht geoutet sind, ist den meisten Firmenchefs das Problem gar nicht bewusst“, sagt Michl.
Neben Unwissenheit spielt seiner Meinung nach auch die Angst vor der konservativen Kundschaft eine Rolle. „Es gibt einige, die sich engagieren, das aber nicht öffentlich machen.“ Dabei könne man den CSD als Werbeplattform für sein Unternehmen nutzen.
Enttäuscht ist Michl auch von der Industrie- und Handelskammer, die kein Grußwort schreiben will. Es gebe einen klaren juristischen Rahmen, in dem die IHK agiere, verteidigt sich Hauptgeschäftsführer Bernd Engelhardt. „Es gibt viele wichtige gesellschaftliche Themen, um die wir uns aber nicht kümmern dürfen.“
Das Geheimhalten der sexuellen Orientierung falle in den persönlichen Bereich, was zwar auch Auswirkungen auf die Arbeitsleistung haben mag, aber: „Wir sind nicht für alle Aspekte der Arbeitswelt zuständig.“
Leser*innenkommentare
Hans
Gast
Ich würde mich auch nicht outen. Bin leider arbeitslos und wohne in einem bezirk wo sehr viele konservative Moslems leben. Da käme ich wohl nicht lebend raus.
Stefan43
Gast
Sehr positiv zu Baden-Württemberg ist derzeit zu erwähnen, das nunmehr selbst dieses Bundesland als zweitletztes Bundesland seine verpartnerten Landesbeamten in Besoldung und in Versorgung gleichstellt. Es fehlt dann als einziger öffentlicher Arbeitgeber "nur" noch das Bundesland Sachsen, dass seine verpartnerten Landesbeamten bei Besoldung und Versorgung diskriminiert. Alle anderen Bundesländer und der Bund haben mittlerweile ihre Landesbeamten in Besoldung und in Versorgung gleichgestellt.
aurorua
Gast
Wer will sein Unternehmen denn schon ruinieren indem er CSD als Werbeplattform nutzt. Die wirkliche Akzeptanz dieses Gleichberechtigungswahns würde in geheimen Wahlen innerhalb der Bevölkerung doch gegen null tendieren. Nicht umsonst hält die Wirtschaft sich da raus.
icke
Gast
Soll man also Detlev einstellen oder in der Arbeit feiern weil er seine Arbeit gut macht oder weil er Klaus in den A+++ poppt? Im Übrigen muß man Homosexualität weder normal noch gut finden. Man darf es anderen nur nicht verbieten das zu tun. Das hier ist Gejammer auf hohem Niveau. Man bekommt massiven Ärger wenn man Schwulenverbänden widerspricht und nicht ihr Mantra nachbetet. Man darf in Deutschland Dicke eklig finden, Fleichesser eklig finden, Blondinen eklig finden usw. Nur Homosexualität nicht. Egal was man ganz natürlich und angeboren an Ekel empfindet. Das zu sagen kann schnell zur vernichtung der Existenz führen, weshalb man sich besser nicht äußert. Muß man auch nicht, dann außerhalb der alten Medien darf man frei reden, fühlen und denken.