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Christmas Garden in HannoverOstalgisches Jahresanfangsgefunkel

Die Kolumnistin steht lange nach Weihnachten für den Christmas Garden an und fragt sich, wer hier eigentlich ihren Blick auf Selfie-Kulissen prägt.

Für die zauberhaften Lichinstallationen musste man mehrfach anstehen Foto: Moritz Frankenberg/dpa

M it den Kindern und meiner Schwester war ich kürzlich im Christmas Garden im Zoo Hannover. Es war schon weit nach Christmas, aber trotzdem schön, die eigentlich vertrauten Zoopfade im Dunkeln entlangzustolpern und die Lichtinstallationen zu bestaunen.

Der Auftakt war allerdings etwas holprig. Oder anders ausgedrückt: Er hatte einen hohen Ostalgiefaktor. Jedenfalls kenne ich die DDR so, aus den Erzählungen meiner Freunde. Man stand da doch dauernd irgendwo an.

Im Zoo stand meine Schwester mit den Kindern auch erst eine halbe Stunde lang in der Schlange, bevor sich herausstellte, dass es die Schlange für die online vorbestellten Karten war und die für die Abendkasse sich daneben befand.

Mit den endlich erbeuteten Karten wurde ihnen auch ein Zeitfenster für den Einlass mitgeteilt, das in diesem Fall wiederum noch eine Dreiviertelstunde in der Zukunft lag. Das war gut für mich, weil ich viel später von der Arbeit dazustoßen konnte als gedacht. Die Kinder nahmen es mit Gelassenheit, ihre Tante war allerdings schon nicht mehr ganz so amüsiert.

Gemeinsam stellten wir uns dann in die nächste Schlange zur Kontrolle der Impfnachweise, reihten uns danach brav ein in die – nunmehr dritte! – Schlange zur Kontrolle der Karten und des erfolgten Check-Ins vor dem endgültigen Einlass.

Als an dieser Stelle allerdings unsere Karten nicht gescannt werden konnten, weil sie angeblich das falsche Datum aufwiesen, durchlief ein gefährliches und mir sehr vertrautes Zucken das Gesicht meiner geliebten Schwester. Der Mann am Einlass erklärte ihr, sie müsse umkehren und die Karten umtauschen. Ich schwöre: Er war nur zwei aufhorchende Kinder von einer sehr giftigen Erwiderung entfernt.

Keine Chance an Fressbuden und Selfie-Machern vorbeizukommen

„Ich kann die Karten umtauschen“, sagte ich hastig. „Nein, ich gehe“, stieß meine Schwester durch zusammen gebissene Zähne hervor und stapfte wütend Richtung Kassenhaus. Ich erwartete demnächst Geschrei und möglicherweise eine Explosion aus dieser Richtung zu hören, aber sie kam tatsächlich bloß mit neuen Karten zurück.

Drinnen lief man zunächst auf die erste von mehreren Fressbuden zu. Da ist es unmöglich, mit den Kindern vorbeizukommen. Irgendwann schafften wir es doch noch zu den leuchtenden Figuren und Kugeln und Vorhängen und Teppichen und Lichterregen und tanzenden Seerosen und was es da sonst noch alles gab. Und es war tatsächlich schön und irgendwie magisch.

Es war allerdings auch ziemlich Selfie-tauglich und während wir geduldig darauf warteten, dass andere Leute mit ihrem fertig wurden, musste ich die ganze Zeit an einen Artikel denken, den ich kurz zuvor in der Süddeutschen gelesen hatte. Darin wurde erklärt, wie Instagram unsere Weltsicht und ganz besonders die Tourismusindustrie verändert, weil alles zur Fotokulisse wird.

Meine Weltsicht wird jedoch von Zeitungsartikeln geformt. Instagram verstehe ich als hoffnunglos textfixierter Mensch einfach nicht, für mich sieht da alles nach Werbung aus und die ist auch noch gemein, weil mir im Moment dauernd nur die ultimativen Abnehm-Lifehacks und Fitness-Apps angezeigt werden. Aber das ist nun wirklich ein anderes Thema.

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Nadine Conti
Niedersachsen-Korrespondentin der taz in Hannover seit 2020
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