piwik no script img

Chinesische Investitionen in DeutschlandBundesregierung stoppt Einkaufstour

Chinesische Firmen kaufen sich hierzulande in Unternehmen ein. Das beobachtet die Große Koalition kritisch – und greift erstmals ein.

Um so etwas geht's: Seekabel des Netzbetreibers 50Hertz Foto: dpa

Berlin taz | Die Bundesregierung stellt sich erstmals chinesischen Investoren in den Weg. Sie blockiert den Einstieg des staatlichen Netzbetreibers State Grid Corporation of China (SGCC) in den deutschen Strommarkt. Statt dessen übernimmt die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einen 20-prozentigen Anteil am Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz.

Das teilten das Bundeswirtschafts- und das Bundesfinanzministerium in einer gemeinsamen Erklärung mit. Für den Anteil hatte SGCC ein milliardenschweres Angebot abgegeben. Außerdem legt die Bundesregierung nach Medienberichten ein Veto gegen den Verkauf des westfälischen Werkzeugmaschinenbauers Leifeld Metal Spinning an einen chinesischen Interessenten ein.

Investoren aus China kaufen immer mehr Firmen in Deutschland. KritikerInnen fürchten den Abfluss von Wissen und Technologien. Besonders umstritten war 2016 die Übernahme des deutschen Roboterbauers Kuka durch den chinesischen Elektrogerätehersteller Midea. 2017 hatte die Bundesregierung das Außenwirtschaftsgesetz verschärft, um gegen solche Käufe vorgehen zu können.

Seitdem kann sie Beteiligungen stoppen, wenn ein Anteil von mehr als 25 Prozent an einen Investor von außerhalb der EU gehen soll und der Erwerb eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung darstellt. Bislang hat die Regierung davon keinen Gebrauch gemacht. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat angekündigt, eine Herabsetzung des Werts auf zehn Prozent zu prüfen.

Sonderfall 50Hertz

Vor zwei Wochen hatte nun SGCC für die Anteile an 50Hertz geboten. Weil es nur um 20 Prozent geht, greift das Außenwirtschaftsgesetz in diesem Fall nicht. Die Ministerien berufen sich deshalb darauf, „kritische Infrastrukturen“ schützen zu müssen. „Die Bundesregierung hat aus sicherheitspolitischen Erwägungen ein hohes Interesse am Schutz kritischer Energieinfrastrukturen“, begründeten sie den Schritt.

Ein Kaufverbot ist nur bei Gefahr für die öffentliche Sicherheit möglich

Zu den „kritischen Infrastrukturen“ gehören Wasser, Informationstechnik, Versicherungswesen, Transport, Gesundheit und Energie. 50Hertz ist einer von vier Übertragungsnetzbetreibern in Deutschland und sichert die Versorgung von etwa 18 Millionen EinwohnerInnen mit Strom. „Bei der Umsetzung der Energiewende kommt diesem Unternehmen damit eine Kernfunktion in Deutschland zu“, heißt es in der Erklärung. Der Kauf durch die KfW sei nur eine „Brückenlösung“. Die Anteile sollen später weiterverkauft werden.

Im Falle des Werkzeugmaschinenbauers Leifeld Metal Spinning reicht die jetzige Regelung, weil der chinesische Investor die Firma gemeinsam mit der französischen Manoir Group mehrheitlich übernehmen will. Das Unternehmen ist weltweit führend bei Materialien, die in der Luft-, Raumfahrt-, Auto- und Energiebranche eingesetzt werden.

Industrievertreter finden den Eingriff der Bundesregierung über die KfW „problematisch“. „Eine derartige Einzelfallentscheidung birgt die Gefahr, das Klima für Auslandsinvestitionen zu beeinträchtigen“, sagte Stefan Mair vom Bundesverbands der Deutschen Industrie.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Da kann doch sehr schön gesehen werden, dass versucht werden muss, den Kapitalismus mit den Regeln und im Interesse der Herrschenden irgendwie zu bändigen, da sonst (wieder einmal) ganze Volkswirtschaften (diesmal D) "den Bach" runtergehen würden.

    Dass das nicht DAS System sein kann dürfte doch allen klar sein. Mal sehen, wann ganz D für die Chinesen prekär beschäftigt arbeitet…



    Irgenwie witzig… wenn's nicht zum Heulen wäre, dass uns unsere Ausbeutung bald auf die Füße fallen wird.



    Dann ist es zu spät für Menschenwürde und ein soziales, gesellschaftliches System…

  • Ob es auch ein Gesetz gibt (wird), das entsprechende deutsche Investitionen verhindert, wenn diese im Ausland in vergleichbaren Branchen getätigt werden?

    • @Uranus:

      Gibt es vielleicht irgendwo. Das muss ja jedes Land selber entscheiden dürfen. - Oder meinen Sie, dass Deutschland so ein Gesetz erlassen müsste? Nach der Logik hätte das im Artikel beschriebene Gesetz in Peking beschlossen werden müssen.

      • @Ewald der Etrusker:

        "Oder meinen Sie, dass Deutschland so ein Gesetz erlassen müsste?"



        Es wäre konsequent. Allerdings ist das eine rhetorische Frage von mir gewesen. Im Kapitalismus verschaffen sich Staaten gerne Vorteile im Konkurrenzkampf (was dann wohl die zutreffende Logik wäre) ...