Chinesische Einkäufe in Deutschland: Auf Cosco folgt Silex
China interessiert sich nicht nur für Handelspforten wie den Hamburger Hafen, sondern auch für Produktionskapazitäten. Zum Beispiel für Chips.
Bundeskanzler Olaf Scholz hatte am Morgen zugestanden, es sei „ein berechtigtes Anliegen, zu sagen, dass kein falscher Einfluss auf Infrastrukturen stattfinden darf“, zugleich aber den Kabinettsbeschluss zu Cosco verteidigt – statt 35 Prozent bekommt der Konzern nur 24,9 Prozent der Anteile, damit sein Einfluss nicht zu groß wird. Juso-Chefin Jessica Rosenthal hatte die Entscheidung auf Phönix kritisiert und gesagt, es gehe „um generelle Sicherheit, um werthafte Demokratie“.
Die Meldung über die mutmaßliche Genehmigung des Verkaufs der Chip-Fertigung von Elmos könnte die Diskussion um Chinas Einfluss erneut befeuern – auch wenn dieses Mal Bundeskanzler und Bundeswirtschaftsminister einer Meinung zu sein scheinen: Alles nicht so wild.
Wer querschießt, ist der Bundesverfassungsschutz. Dem Bericht zufolge warnt er davor, sich auf dem Markt für Chips noch abhängiger von China zu machen. Zwei Drittel der etwa für Autoindustrie, Medizintechnik und Telekommunikation wichtigen Halbleiter kommen bereits aus Ostasien, allerdings zu einem beträchtlichen Teil nicht direkt aus China, sondern aus Taiwan. Seit der Coronapandemie gibt es Engpässe, weil Produktionsstätten zeitweise geschlossen sind oder Lieferketten unterbrochen sind. Vor allem die deutschen Autohersteller hatten deswegen ihre Produktion teilweise herunterfahren müssen.
Es geht um Kapazitäten
Elmos ist kein besonders großes Unternehmen, entsprechend geht es bei dem Deal auch nur um 85 Millionen Euro, für die Silex Werk und Vorräte übernehmen will. Die Elmos-Unternehmensführung hat erklärt, die eigene Halbleiter-Technologie sei so veraltet, dass China kein Know-how abzapfen könne. Der Betrieb drohe unrentabel zu werden, und man suche eine Perspektive für die 225 Beschäftigten in der Chipfertigung. Das Wirtschaftsministerium, das den Deal genehmigen muss, hat sich diese Argumentation zu eigen gemacht. Tatsächlich werden im Autobereich immer dünnere Wafer gebraucht, die in Dortmund nicht hergestellt werden können. Silex wiederum fertigt viel für den medizinischen Bereich, in dem es diese Tendenz nicht gibt.
Das Unternehmen will seine Fertigungskapazitäten ausweiten, um seine Aufträge überhaupt abarbeiten zu können und in Europa weiter zu wachsen. Genau davor warnt der Verfassungsschutz: China wolle nicht nur Wissen, sondern eben auch die Produktionsstätten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Paragraf 218 im Rechtsausschuss
CDU gegen Selbstbestimmung von Frauen
Abschiebungen syrischer Geflüchteter
Autokorsos und Abschiebefantasien
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Syrische Geflüchtete in Deutschland
Asylrecht und Ordnungsrufe
Sturz des Syrien-Regimes
Dank an Netanjahu?
Nach dem Sturz von Assad in Syrien
Türkei verkündet Erfolg gegen syrische Kurden