China vs. USA: Kampf der Superdupermächte
China und die USA: Zwei Supermächte, zwei neue Präsidenten. Aber welche Nation ist die bessere? Ein – natürlich ganz objektiver – Vergleich.
Wie läuft der Wahlkampf ab?
USA: Das „Rennen um das Weiße Haus“ ist hochwertige TV-Unterhaltung und dabei ungefähr so transparent und sportlich wie Wrestling. Spötter behaupten, dass es völlig gleichgültig sei, ob Republikaner oder Demokraten am Ruder sind, solange die Spötter über ein ausreichendes Einkommen und eine Krankenversicherung verfügen.
China: Ein Wahlkampf findet gewissermaßen hinter verriegelten Türen statt und ist für den Steuerzahler entsprechend kostengünstig (Erfrischungsgetränke, Knabbersachen). Wer am Ende das Land regiert, wird ungefähr so offen und demokratisch verhandelt wie die Frage, wer die Deutsche Bank oder den VW-Konzern lenken darf. Wer unterliegt, wird hingerichtet (auf Bewährung).
USA: Am 6. November wählt das amerikanische Volk einen neuen Präsidenten. In den Umfragen liefern sich der demokratische Amtsinhaber Barack Obama und sein rebublikanischer Herausforderer Mitt Romney ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
China: Am 8. November treffen sich über 2.000 Delegierte zum 18. Parteikongress der Kommunistischen Partei Chinas. Es wird damit gerechnet, dass der bisherige Staatspräsident und Parteichef Hu Jintao von seinem bisherigen Stellvertreter Xi Jinping beerbt wird.
Welche Nation ist wendiger?
USA: Vor nicht einmal 130 Jahren benahm sich diese Nation noch exakt so, wie sie es heute gerne China vorwirft. Als Charles Dickens 1842 in die USA reiste, entdeckte er zu seinem hellen Entsetzen massenhaft Raubdrucke seiner Romane in New Yorker Buchhandlungen. Heute hat das Land den Reichtum, nach dem alle anderen streben, längst erreicht. Jetzt geht es um das Bewahren von Recht, Ordnung und Gesetz. Deshalb sind die USA so wendig wie ein voll beladener Supertanker im Panamakanal. Jeder „change“ kann nur ein gradueller sein (solange man krankenversichert ist).
China: Das Land befindet sich in wirtschaftlicher Hinsicht noch im Teenageralter. Es wächst irrsinnig schnell, wirkt oft verschlossen und bockig. Unterdessen wird vom Lastwagen bis zu „Harry Potter“ alles raubkopiert, was Gewinn verspricht. Rowling, wohlgemerkt, nicht Dickens. Aber auch hier stehen große Veränderungen, vielleicht sogar „große Sprünge“ an. Noch weiß allerdings niemand, in welche Richtung sich das Land verändern wird. Oder wann.
Wie begeistert ist das Volk?
USA: Es schwankt die Stimmung zwischen Depression (Jobs!) und Jubel (’mericah!). Noch immer sind die US-Bürger vom Sendungsbewusstsein ihrer großen Nation durchdrungen, dem Rest der Welt „westliche Werte“ zu vermitteln, vor allem dann, wenn die Provision für die Wertevermittlung so ungeheuer hoch ist.
China: Weil es ungefähr eine Milliarde mehr Chinesen als Amerikaner gibt, gibt es in absoluten Zahlen auch mehr Idioten in China, die sich trefflich zu außenpolitischen Zwecken einspannen lassen (vor Botschaften demonstrieren, Krieg fordern).
Die Pressefreiheit?
USA: Das harte Zupacken der mitunter protofaschistisch anmutenden Cops gerade im Verlauf der Wall-Street-Proteste und die Inhaftierung von Journalisten, die ihre Quellen nicht preisgeben, lässt das Land von Woodward und Bernstein im Index der Pressefreiheit Jahr um Jahr zuverlässig tiefer rutschen. Zuletzt stand es auf Platz 49 (von 177). Generell gilt: „He who pays the piper calls the tune“, wie der Amerikaner sagt. Recht hat er.
China: Interviews müssen abgesegnet werden, Unliebsames wird zensiert, Unbotmäßige werden hart rangenommen, tendenziell reagieren die Mächtigen sehr empfindlich auf die vierte Macht im Staate. Schlimmer als in China steht’s nur in völlig bekloppten Deppenstaaten wie Iran, Syrien und Turkmenistan. Im Grunde aber benimmt sich China auch nicht anders als Til Schweiger.
Wie geht’s der Wirtschaft?
USA: Es ist kompliziert. Die größte Volkswirtschaft der Welt gilt als „Verbraucherwirtschaft“, weil der gewöhnliche Konsument genug „Geld in die Hand“ nehmen kann, um den Unternehmen einen überdurchschnittlich großen Teil ihrer Umsätze zu bescheren. Die schwere Industrie liegt trotz einer Erholung etwa der Autoindustrie darnieder, 80 Prozent des Bruttoinlandsproduktes werden mit Dienstleistungen erwirtschaftet. Produziert wird gerne in und exportiert wird am liebsten aus: China. Die exorbitante Staatsverschuldung wurde unlängst mit einer „Bremse“ ausgestattet (luftgekühlt, ABS).
China: Es ist auch kompliziert. China hält seinen Renminbi beziehungsweise „Yuan“ künstlich billig, damit es auch weiterhin günstige Plastikentchen und Gummischnuller exportieren kann. Daneben aber holt auch die Industrie tapfer auf, bald werden wir alle in schnittigen Modellen von BYD, BAW oder Great Wall Motor herumfahren. Währungsreserven von rund 2.000 Milliarden Dollar lassen China weltweit auftreten wie der große Bellheim: „Ich scheiß euch zu mit meinem Geld!“
Wie steht es um den Glauben?
USA: Hier wird auf Teufel komm raus geglaubt. Juden repräsentieren die Intelligenz (Jon Stewart, Comedy Central, Wall Street), evangelikale Christen die Dummheit (Bill O’Reilly, Fox News, Bible Belt) – selbst die Atheisten (Richard Dawkins) sind in den USA noch fanatischer als die Muslime.
China: Kommunisten! Konfuzius! Zwar gibt es Buddhismus und Taoismus, aber auch das sind bekanntlich drollige Religionen ohne richtigen Gott oder anständigen Klerus. Der ordinäre Chinese lässt sich also nicht vom Glauben leiten, geschweige denn dafür mobilisieren.
Wer ist stärker?
USA: Den Koreakrieg wollte US-General McArthur noch mit Atombomben auf chinesische Städte beenden, bevor er von seinem etwas umsichtigeren Präsidenten nach Hause geholt wurde. Noch heute haben die USA mehr als 5.000 atomare Sprengköpfe am Start, die Chinesen nur kümmerliche 145. Da ist noch Luft nach oben.
China: Allein im Heer sind ungefähr 1,25 Millionen Soldaten beschäftigt, rund 700.000 mehr als in der US Army. Da ist noch Luft nach unten, zumal auch die Marine schwächelt. Kürzlich wurde der neue Flugzeugträger spazieren gefahren, ein antikes Gebrauchtmodell der russischen Schwarzmeerflotte. Das enorme Sicherheitsbedürfnis der USA lässt auf mangelndes Selbstvertrauen schließen.
Wer hat mehr Geschichte?
USA: Wäre die Weltgeschichte ein abendfüllender Spielfilm, man könnte durch ein Zwinkern an der falschen Stelle den Auftritt der Vereinigten Staaten glatt verpassen. 44 Präsidentschaften klingen nach viel, sind es aber nicht.
China: Der Aufstieg zur Weltmacht ist in historischer Hinsicht eigentlich nur die Rückkehr nach einem kurzen Nickerchen. Je nach Zählweise hat China in seiner bis ins Dunkel der Mythologie zurückreichenden Geschichte 408 oder 829 kaiserliche Herrscher erlebt.
Fazit: Wenn die USA das moderne Rom sind, ist die EU das alte Griechenland. China wäre demnach mit den Hunnen gleichzusetzen, die möglicherweise ja auch Chinesen waren. Es bleibt also alles beim Alten. Die Welt ist groß und bietet genug Platz für zwei Super-, ach was: Superdupermächte.
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