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„Charlie Hebdo“ mit Propheten-ComicMohammed-Comic ist „völlig halal“

Der Prophet ist eine gelbe Figur mit irren Kulleraugen. Ein Pariser Satiremagazin verlegt eine Mohammed-Biografie als Comic – und hält das für unproblematisch.

Der Titel des Bandes lautet „Das Leben Mohammeds, Erster Teil, Die Anfänge eines Propheten“. Der Protagonist auf dem Cover ähnelt einer Simpson-Figur. Bild: Charly Hebdo

PARIS taz | Das französische Satireblatt Charlie Hebdo wird Ärger bekommen. Nachdem die mit meist deftigen Zeichnungen gespickte Wochenzeitung schon mit der Publikation von Mohammed-Karikaturen bei empfindsamen Muslimen Anstoß erregt hatte, legt sie heute mit einer „Mohammed-Biografie“ in Comicform nach. „Die Anfänge eines Propheten“ lautet der Titel des ersten Bands, der eine Fortsetzung ankündigt. Der Gründer des Islam scheint zum Lieblingsthema von Charlie Hebdo zu werden.

Die religiösen Schriften, die Mitherausgeber Zineb als Quelle und unanfechtbare Referenz dieser Biografie nennt, liefern dafür fast unerschöpfliche Themen und Ideen. Er betont in einer zweiseitigen Einleitung zu seiner Rechtfertigung, es handle sich da „nicht um eine Karikatur, sondern um eine Metapher“.

Gezeichnet hat dieses gelbe Männchen mit großen, etwas irr wirkenden Kulleraugen wie üblich der Chef-Satiriker Charb, der mit wirklichem Namen Stéphane Charbonnier heißt. Es fällt darum auch schwer zu glauben, dass es sich da „dem ersten Eindruck zum Trotz um ein seriöses Buch“ handeln soll, wie Zineb schreibt.

Natürlich ist es dennoch eine grobe Karikatur. Allein schon die Comicform lässt nicht wirklich eine ernsthafte Auseinandersetzung zu, ebenso wenig die Wahl der überlieferten Anekdoten aus der Jugend von Mohammed und seinen wundersamen Begegnungen mit Erzengeln und den als zumindest gutgläubig dargestellten Leuten in Mekka.

Religiöse Standardwerke als Quellen

Um sich im Voraus ein Alibi gegen die unvermeidliche Kritik zu verschaffen, gibt Charb mit Fußnoten jeweils die Quelle an: Es handelt sich um lauter religiöse Standardwerke des Islam, die bei den Gläubigen über jeden Zweifel erhaben sind. Aber macht sich Charlie Hebdo in anderer und unzulässiger Art lustig über den Glaubensstifter und seine damaligen arabischen Zeitgenossen als etwas die „Asterix“-Bände, welche die Gallier als Vorfahren der heutigen Franzosen durch den Kakao ziehen? Daran scheiden sich die Geister.

Noch bevor das 63 Seiten dicke Sonderheft erschienen war, hagelte es wie erwartet Proteste aus islamischen Ländern. „Wir verurteilen jegliche religiöse Beleidigung, insbesondere die des islamischen Propheten, und fordern juristische Schritte gegen die Karikaturisten“, ließ beispielsweise das iranischen Außenministerium am Dienstag verlauten.

Den Protestierenden geht es ums Prinzip: Ihr Prophet soll nicht bildlich dargestellt und schon gar nicht satirisch verulkt werden. Einige Fanatiker in ihren Reihen haben bereits zur Genüge mit sehr aggressiven Reaktionen gezeigt, dass sie keinen Spaß verstehen, wenn Mohammed karikiert wird. Die Pariser Redaktion von Charlie Hebdo wurde im November 2011 mit einem Brandanschlag verwüstet und ihre Onlineseite wurde von islamischen Hackern blockiert.

Nun ist aber die religiöse Satire fester Bestandteil dieser Publikation, die sich damit in eine lange kulturpolitische und betont antiklerikale Tradition in Frankreich einreiht. Denn auch Charlie Hebdo geht es um sein verbrieftes Recht, bis hin zur Subversion über jeden und alles zu spotten.

„Wem gehört Mohammed?“

In diesem bestimmten Fall stellt Charlie Hebdo einen Exklusivanspruch der Muslime infrage: „Wem gehört Mohammed? Der ganzen Welt. Er ist der Prophet der Muslime, gewiss, aber für andere ist er eine Persönlichkeit der Geschichte oder eine Legende. Man darf ihn karikieren, wie man Jesus, Napoleon oder Zorro karikiert.“

Ob es wirklich – mit unverhohlenem Schalk – die Aufgabe eines notorisch autoritäts- und religionskritischen Hefts ist, den Muslimen beizubringen, wie sie ihren Propheten sehen sollen, ist eine andere Frage. Und für viele andere, die Mohammed nicht kennen oder nur in der abschreckenden und nicht minder karikierten Form, die ihnen von islamistischen Fanatikern vermittelt wird, ist diese „Biografie“ bestimmt auch nicht der beste Einstieg in eine unvoreingenommene Betrachtung.

Der Verdacht lässt sich nicht beiseiteschieben, dass da eine Publikation auf billige, aber nicht ungefährliche Weise die Aufmerksamkeit auf sich ziehen will. Das hat man in Frankreich Charlie Hebdo schon bei früheren Gelegenheiten vorgeworfen, ohne dabei sein Recht zur Satire einschränken zu wollen. Charb selbst bezeichnet die Veröffentlichung übrigens als „völlig halal“ und somit auch für Muslime zulässig.

Islamische Staaten haben die Muslime mittlerweile aufgefordert, sich nicht von dem Comic provozieren lassen, dazu rief am Mittwoch die Organisation für islamische Kooperation (OIC) auf. OIC-Generalsekretär Ekmeleddin Ihsanoglu bat seine Glaubensbrüder, „auf diese Aufwiegelung mit Zurückhaltung zu reagieren.“ Gleichzeitig kritisierte er aber die Veröffentlichung und forderte von den französischen Behörden, juristisch gegen die Redaktion des Magazins vorzugehen.

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41 Kommentare

 / 
  • WJ
    Wenn jemand etwas lustiges macht ist böse ????

    Stelle fest, immer wenn es um den Islam geht, kommen Kommentare ohne Ende.

     

    Ahmadi nehmen Sie es bitte nicht so tierisch ernst. Die Gestaltung des Heftes ist die Sichtweise des Machers, mehr nicht.

     

    Wie sagte Minister Bosbach kürzlich in einer Sendung, Kritik muss man aushalten können. In der Sendung ging es auch um Islam.

     

    Eine Satire ist eine auf lustig gemachte Kritik od. eben eine eigene Sichtweise. Wo ist das Problem ? Es geht dabei, so habe ich das verstanden nicht darum sich über den Propheten an sich lustig zu machen, sondern über seine Lebensweise, die nach Kenntnis über den Islam wohl anders gesehen wird, als ihr über euren Propheten denkt, oder denken müsst.

     

    Wenn der Macher des Heftes über die Katholiken was schreibt oder zeichnet, na und, dann soll er es machen, wenn er Spaß daran hat und damit auch noch Geld verdienen kann zum Leben, ist doch super.

     

    Wenn diese Länder ihren Propheten so sehr verehren, ist schön, aber dann gleich wieder diese Drohungen, was anderes kommt da nie.

  • A
    Ahmadi

    Also bitte Leute,

    nur weil euch euer Glaube (größtenteils) total egal ist, heißt es nicht, dass ihr den Glauben anderer Leute so herabwürdigen dürft, wie es euch gefällt!!

    Man sollte stets auf die Gefühle anderer achten!

    Denn es ist so respektlos unseren Propheten als etwas so dermaßen Schlechtes darzustellen.

    Er war der Mensch der den Frauen Rechte zukommen ließ, stets gastfreundlich war, liebevoll sowie fürsorglich war, das Lügen und Lästern verabscheute und immer friedlich lebte und stets vergeben hat.

    Mit 25 Jahren heiratete Er eine 40-jährige Frau und nach Ihrem Ableben hatte Er mehrere Ehefrauen aber nur aus rationalen Gründen, viele von denen waren verwitwet (usw.), Er hatte nicht einmal Kinder mit denen, also wie kann er als "lustvoll" dargestellt werden?

    Möge Allah euch die Augen öffnen! Ameen.

  • T
    Tobi

    "Dhimmitum", oder vor allem auf englisch und französisch "Dhimmitude" bezeichnet eine Haltung der geistigen Unterwerfung unter den Islam.

     

    Dabei wird ängstlich versucht alles zu tun um gegenüber Muslime auf gar keinen Fall anzuecken.

     

    Liebe Tazler, habt Ihr Euch schon mal ernsthaft gefragt, wieweit das auf Euch zutrifft?

  • G
    Gääähn

    Jesuscomics absolut bösester Art gibt es seit Jahren. Nur sind da keine Anweisungen aus dem Orient nötig um Himmels Willen keine Bomben in Züge zu legen damit die orientalischen Katholiken die das gut finden Europa nicht verlassen müssen. Die Leute bei Charlie Hebo haben zehn mal mehr Witz, tausedmal mehr Mut und stehen zehnmal mehr für die Verteidigung moderner Werte als unsere neugegründeten wagemutigen Hitlerwiderstandsgruppen. Die geben Menschenrechte auf wenn es sonst knallt. Schreibt ihr also weiter von gemäßigten Taliban und toleranter Sharia, während anderswo durch jenes Menschen massakriert werden. Zeigt mit dem Finger auf indische Vergewaltiger während vor eurer tür Frauen von Ihrwisstschonwem ebenso behandelt werden. Gebt einfach nach und schreibt von bunten Multikultiwelten. Es glaubt ja nicht mal mehr ihr selbst. Die paar alten Oberstudienräte mit K-Gruppenvergangenheit und ihre Kinderchen kaufen euer Blatt schon noch. Was man sonst denkt findet ihr im Internet. Ihr wisst schon da wo es Killerschach, Rassistenblogs und sonstige gefährliche Dinge wie z.B. Information gibt.

  • I
    ion

    @ bull,

     

    Jawoll! ich darf doch wohl bitten‽ Das is’ ‘mir’ "aufgefallen":

    Keine "sogenannte Satire Schweinerei" gegen religiöse Hetzer!

    Oder war ’s:

    Religiöse Hetze gegen "sogenannte Satire Schweinerei"?!

    Egal, damit komm’ ‘mir’ ins Fernsehen, H. M. Brödel is’ ja auch drin.

     

    lol!

  • B
    bull

    Falls es noch keinem aufgefallen ist:

    So gibt man den religiösen Hetzern noch mehr Brennholz für Ihr unsägliches Feuer.Ignorieren ist das einzige Mittel gegen religiöse und politische Hetzer wie dieses sogenannte Satire Schweinerei.

  • B
    ben

    Die Kommentarspalte hier stimmt (größtenteils) hoffnungsvoll.

     

    Die Medien mögen kuschen, aber ihre Leserschaft lässt sich nicht so leicht verarschen.

  • G
    Gafferin

    Also, ein Porno wäre da schon angemessener: Jesus und Mohammed treiben's auf der Klagemauer oder so.

  • WG
    Wolf Gi

    Satire darf - so ist es.

    Auf den Websites von Charlie Hebdo finden sich seit langer Zeit Karikaturen zu "unseren" religiösen Stellvertretern auf Erden... Weitgehend von (deutschen/europäischen) Politikern unbeachtet. Wir sollten den muslimischen Hetzern nicht nachgeben. Freiheit der Gedanken und der Meinung sollten wir uns nicht nehmen lassen, wir wollen lachen.

    Dies gilt auch für nicht undemokratisch-fundamentalistisch orientierte Gläubige, sie wissen, dass sie gemeinsam mit uns "Andersdenkenden" viele Gemeinsamkeiten haben, das soziale und kulturelle Leben bietet mehr als religiöser, trennender Hass.

    Traurig, dass viele Politiker und Journalisten dem Druck salafistisch orientierter Muslime nachgeben und sich verducken. Auch der Artikel der TAZ ist eher ängstlich-moderat als gut recherchiert. Wenn es gegen die FDP oder andere geht, lacht die TAZ gemeinsamt mit Titanic oder anderen. Liebe Taz-MacherInnen, ihr seid im Trend, seit wenigen Jahren, im Trend der Anpassung an herrschende Meinung. Schade, aber deshalb hatte ich bereits mein Abo vor 4 Jahren gekündigt.

  • I
    ion

    "03.01.2013 12:18 Uhr

    von abeillle:

    (....).

    Wenn ich nur einen Grund nennen soll, aus dem ich Frankreich liebe, dann ist es die "laïcité", die strikte Neutralität des Staates in Weltanschauungsfragen. Dass Deutschland eines Tages diesen Grad der Aufklärung erlangt, werde ich wohl leider nicht mehr miterleben."

     

    Bravo! Und vermutlich dürften Sie in Bezug auf D leider Recht behalten, da die bigotten D-Bürger keine Ahnung vom aufrechten Gang der Einwohner des kleinen Küstendorfs in Aremorica haben.

     

    Aber warum haben die Typen von „Charlie Hebdo“ (oder andere CartoonistInnen) nicht die Eier, Comics über die KnallchargInnen der „Church of Scientology“ zu verlegen, die eine mindestens ebenso große Gefahr für freiheitlich orientierte Gesellschaften darstellen.

    Cf. aktuell-er: [http://www.heise.de/tp/blogs/6/153468]

    Balmers’ ‘Expertise’ dazu wäre sicher eine ebenso große Lachnummer.

  • G
    Generator

    Bei folgenden Satz habe ich aufgehört zu lesen:

     

    "Allein schon die Comicform lässt nicht wirklich eine ernsthafte Auseinandersetzung zu"

     

    Wer keine Ahnung von einem Thema hat sollte sich lieber verkneifen seine Meinung dazu öffentlich kundzutun.

  • K
    Klotho

    Die Journalisten im Westen sind feige geworden, sie wagen es die Kirche zu kritisieren weil es keine Inquisition mehr gibt und von den Kirchen keine Gewalt zu befüchten ist, aber die islamische Inquisition fürchten sie umso mehr. Da schlottern so manchen Zeitungen die Knie. Aus Angst vor Anschlägen, Gewalt, Toten und weiteren Opfern der Gewalt beugen sie das Haupt vor dem religiösen Terrorismus.Aber anscheinend funktioniert die totalitäre Gewalt immer noch und immer noch kuschen die meisten Menschen vor der autoritären Gewalt, Morddrohungen, Anschlägen etc.. Doch das ist das Werkzeug von Tyrannen und Diktatoren, so beherrschten sie immer die Menschenmassen. Also haben anscheinend viele Journalisten vergessen das für die Freiheit auch etwas riskiert werden muss.

    Und das es nicht immer bequem sein kann zu kritisieren. Doch wer sich der Gewalt beugt, gibt der Gewalt das Recht zu herrschen.

  • D
    D.J.

    @Uwe Roos:

     

    "Das hat nichts mehr mit Meinungs- oder Pressefreiheit zu tun. Das ist die pure Provokation zur kurzfristigen Auflagen- und Umsatzsteigerung."

     

    Zutiefst bedauerlich, dass Sie keinen Schimmer davon haben, was Meinungsfreiheit heißt: Eben auch das Recht zur Provokation. Aber die Deutschen (Rechts wie Links) waren nie ein sonderlich liberales Völkchen, auch wenn sie es sich einbilden. Zumindest im Bereich der Meinungsfreiheit können wir etwas von den Amis (und offensichtlich Franzosen) lernen.

    Dank übrigens an die taz, dass sie nicht (wie viele anedere Medien) zu feige ist, Abbildungen zu liefern.

  • TM
    Tina Möller

    Es ist sooo verdammt wichtig, dass der Islam weiter thematisiert wird und wenn das leider, leider, leider nur ein Satireblatt fertig bringt, dann bin ich froh, dass wenigstens die das erledigen - die anderen Medien trauen sich ja nicht und kuschen vor den Religiösen per selbstauferlegter Eigen-Zensur. Würden alle Medien die islamistischen Drohungen ignorieren, statt immer aufs neue darauf einzusteigen und sie sogar vorauseilend anzukündigen, wie in diesem ärgerlichen Artikel, dann gäbe es den ganzen Hype gar nicht. Ich kann diese vorgegebene "politische Korrektheit" mit ihrer Behauptung, der Islam sei unverfälscht in seinem Kern eine friedliche und gar nicht frauenfeindliche Religion, nicht mehr ertragen.

  • TM
    Tina Möller

    Die Figur Mohamed ist es wert, genauer betrachtet zu werden, da sein Leben den heutigen Moslems als Vorbild gilt. Mohamed war ein Geschäftsmann, Kriegsherr und Raubritter, und ein Polygamist, der in hohem Alter ein 9 Jahre altes Kind zu einer seiner Ehefrauen machte. Die Prophezeiungen, die er von seinem Gott erhielt, passen immer so genau zu dem, was für ihn persönlich gerade nützlich ist, dass es schon lächerlich ist. Der Islam ist durch und ducht auf Expansion ausgelegt. Die Vorschrift des persönlich zu erbringenden Tieropfers ist eine Pflicht, das Töten zu lernen. Der Islam ist keine Frieden predigende Religion. Er ist gar keine Ideologie, er ist ein politisches Instrument.

  • A
    abeillle

    Zu einer Zeit, zu der in Deutschland mutwillige Körperverletzung unter dem Deckmäntelchen der "freien Religionsausübung" legalisiert wird (Stichwort Beschneidung), ist es nach meinem Dafürhalten nur richtig, dass in Frankreich die Religionsfreiheit an ihren Platz verwiesen wird - nämlich keinesfalls über anderen Grundrechten wie Meinungsfreiheit. Wie meine VorrednerInnen schon richtig dargelegt haben, ist es völlig egal, ob es sich hier um den Islam, das Christentum, das Judentum oder sonst irgendeine Religionsgemeinschaft handelt. Tatsache ist: In einer freiheitlichen, demokratischen Gesellschaftsordnung muss die freie Meinungsäußerung AUCH ÜBER RELIGION gewahrt bleiben! Ansonsten laufen wir Gefahr, in irische Zustände zu verfallen, wo vor 2-3 Jahren ein Gesetz zur Bestrafung von Gotteslästerung in Kraft getreten ist. Ja, ja, in Irland, inmitten der EU, nicht etwa in einem muslimischen Gottesstaat! Wenn ich nur einen Grund nennen soll, aus dem ich Frankreich liebe, dann ist es die "laicité", die strikte Neutralität des Staates in Weltanschauungsfragen. Dass Deutschland eines Tages diesen Grad der Aufklärung erlangt, werde ich wohl leider nicht mehr miterleben.

  • M
    moebius46

    „Wäre das heute auch strafbar, das Leben Mohammeds zu beschreiben? Ich besitze einen Roman von JohannesTralow "Mohammed", erschienen im Verlag der Nation, 1968. Hier wird das Leben Mohammeds in einem kulturhistorisch ungemein "reizvollen" Roman dargestellt. ...stets wechseln die "Bilder" (zum Glück nur verbal beschrieben...Vielleicht sollte ein Moslem unter uns ein Gutachten bei einem Imam anfordern?“

  • UR
    Uwe Roos

    Das hat nichts mehr mit Meinungs- oder Pressefreiheit zu tun. Das ist die pure Provokation zur kurzfristigen Auflagen- und Umsatzsteigerung. Die Redaktion weiss um die Fragilität solcher Aktionen und setzt sie gezielt und mit größtmöglicher Aufmerksamkeitsspanne durch. Es geht hier nicht um religiöse Problematiken, sondern um Fanatismus, der diese Veröffentlichung wiederum als Steilvorlage für ein pathologisches Glaubensverständnis missbraucht.

  • DS
    Dr. Schreck

    Zuerst hierzu: "Allein schon die Comicform lässt nicht wirklich eine ernsthafte Auseinandersetzung zu [...]" - das stimmt so nun wirklich nicht, auch wenn es für diesen Comic zutreffen mag. Ich nenne als nur ein Beispiel Art Spiegelmans "Maus", das durchaus eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ist. Nicht alles, was keine Hochkultur ist, ist Blödsinn.

     

    Aber mal abgesehen von der Qualität dieses Comics und davon, ob es sich hier nur um plumpe Provokation handelt, oder ob das vielleicht doch ein hochwertiger Comic ist - wenn ich höre, dass diese dauerbeleidigten Ultrareligiösen (und davon nehme ich explizit jeden Moslem aus, der ein bisserl Verstand und Fähigkeit zur Selbstdistanz hat, denn jeder soll seinen Glauben haben, wie er will) mal wieder Krawall ankündigen, weil jemand nicht so tickt wie sie, dann sage ich: Jetzt erst recht!

     

    Denn was die hochschäumenden Wutgläubigen hier machen, ist genau das, was sie anderen verbieten wollen, nämlich Achtung vor ihrem Glauben zu verlangen. Ich fühle mich nämlich in meinem Glauben an die Satirefreiheit und also in meinem Glauben an westliche, säkuläre Werte beleidigt durch all diejenigen, die sich aufspielen, als ob ihnen die Welt gehörte und die damit drohen, mich umzubringen, weil ich Humor habe und sie nicht. Aber sprenge ich deswegen meine muslimischen Nachbarn, die keine Fanatiker sind und die ich deswegen genauso gern habe wie meine christlichen, buddhistischen oder wasweißichgläubigen Nachbarn? Nö, ich lache drüber.

     

    Sollten die verbohren Radikalen jedweder Couleur auch mal machen, das befreit ungemein.

     

    MfG, Dr. Schreck

  • H
    hschweizer

    "Ob es wirklich die Aufgabe eines notorisch autoritäts- und religionskritischen Hefts ist, den Muslimen beizubringen, wie sie ihren Propheten sehen sollen, ist eine andere Frage", moniert Herr Balmer.

     

    Das nimmt Charb ja auch gar nicht in Anspruch.

    Charlie Hebdo geht's wie immer um Satire. Und an die müssen sich die Moslems ganz einfach gewöhnen, insbesondere, wenn sie in den westlichen Kulturkreis kommen.

  • EL
    Ernst Lehmann

    "Der Verdacht lässt sich nicht beiseiteschieben, dass da eine Publikation auf billige, aber nicht ungefährliche Weise die Aufmerksamkeit auf sich ziehen will."

     

    Liebe taz, schaut euch mal euren Artikel "Seelige Einnässung" an, den ihr anlässlich des titanic-Covers mit dem von euch titulierten "Pinkel-Papst" geschrieben habt.

    Es kommt leider ständig vor, dass die taz bei Diskriminierung verschiedener religiöser Gruppen unterschiedliche Maßstäbe anlegt.

    Das macht sie leider unglaubwürdig, Diskriminierung wird nur dort kritisiert, wo sie politisch opportun erscheint...

  • F
    Frau

    Jeder Mensch dieser Welt darf Mohammed, Allah, Gott, Jesus, Buddha und wem auch immer zeichnen..wie er es mag. Als Simpson-Abklatsch, als netter Onkel mit langem Bart, als sexy Sixpacker..wie auch immer. Es ist völlig legitim und der Versuch von Religioten Druck auszuüben ist eine Form von Terrorismus.

     

    Es handelt sich NICHT um reale Personen...insofern gibt es auch keine Persönlichkeitsrecht. Märchenbücher sind in der Regel ja auch illustriert.

  • B
    Bernd

    Sie schreiben: "Ob es wirklich [...] die Aufgabe eines notorisch autoritäts- und religionskritischen Hefts ist, den Muslimen beizubringen, wie sie ihren Propheten sehen sollen, ist eine andere Frage" und machen sich damit zum Fürsprecher einer exklusiven Deutungshoheit der Muslime.

     

    Selbstverständlich dürfen Muslime ihren Mohammed intern als un-malbaren und un-karrikierbaren Propheten vergöttern.

     

    Alle anderen Menschen jedoch dürfen selbstverständlich Mohammed karrikieren. Indem sie dies tun, bringen sie den Muslimen nichts, aber auch wirklich gar nichts, bei und wollen dies auch nicht.

     

    Vor vielen Jahren karrikierten Sie bezüglich der Schulkreuz-Debatte auf ihrem Titelblatt Jesus als "Lattensepp". Wohin haben Sie ihre religionskritische Positionierung entsorgt? Wenn Jesus laut TAZ ein Lattensepp sein darf, darf Mohammed laut auch ein kulleräugiger Wüstengnom sein.

     

    Wegen Ihrer Kriecherei vor den Götzendienern werde ich Ihre Spenden-Einzugsermächtigung widerrufen. Holen Sie sich Ihr Geld doch von den Götzenanbetern.

  • P
    Prometheus

    Liebe taz,

     

    könnte es sein, dass es zum Thema Presse-, Meinungs- und Satirefreiheit unterschiedliche Maßstäbe gibt?

     

    http://www.taz.de/!97123/

  • TS
    Thomas Sch.

    Also als kürzlich das Autoradio ankündigte, daß bald wieder mal ein Mohamed-Comich auf den Markt kommen würde, hatte die Meldung den Unterton haben sollen, daß man ja nun befürchten müßte, daß da wieder etwas passieren würde. War aber m. E. nur sehr schlecht kaschiert. Mal ehrlich, liebe Presse: Wer so eine Meldung rausgibt, der sorgt gerade eben mit dieser Meldung dafür, daß etwas passiert. Man wirft etwas in die Luft, sagt allen, daß da was in der Luft ist und tut so, als ob man in Sorge wäre, daß das auf dem Boden wieder aufschlägt. Man kann sich natürlich so die zu erwartenden Ereignisse ganz praktisch herbeischreiben. Also ehrlich: Das ist doch widerlich und heuchlerisch par exellence.

  • K
    khfpl

    Zitat "Ob es wirklich – mit unverhohlenem Schalk – die Aufgabe eines notorisch autoritäts- und religionskritischen Hefts ist, den Muslimen beizubringen, wie sie ihren Propheten sehen sollen, ist eine andere Frage."

     

    Finde ich nicht, für mich jedenfalls ist das überhaupt keine Frage. Wer soll das denn sonst machen als ein autoritäts- und religionskritisches Heft? (das 'notorisch' habe ich jetzt mal ausgelassen, mir scheint da seitens der TAZ (ausgerechnet) eine eher unpassende Konnotation vorzuliegen).

  • P
    Puseratze

    Oh taz, fuer dieses Gekrieche wollt Ihr Geld???

  • M
    Mareike

    Traurig und erschreckend zugleich wie Medien und politiker vor einer hinterweltlichen Religion niederknien.

  • A
    alexander

    Ich für meinen Teil verstoße den ganzen Tag wissend und unwissend gegen islamische Vorstellungen vom Richtigen und Guten. Allerdings auch gegen jüdische und christliche. Die letzteren beiden wollen mich aber nicht pauschal dafür tot sehen. Darum finde ich sie irgendwie netter.

    Ich mag nicht, wenn mich jemand tot sehen will.

    Es wird auch nicht besser, wenn der Aufruf dazu anfänglich verschwurbelt, verklausuliert und im Stillen erfogt.

    Comics habe ich schon in der Schule gern gemalt (in der Tat, ich habe trotzdem Abitur) und die zielten recht heftig auf alles mögliche. Einer verhöhnte meinen Direktor, er hat mich trotzdem nicht erschlagen.

  • I
    ion

    Wäre schon etwas befremdlich, wenn es sich so ereignet hätte:

    Dass ein Herr OIC-Generalsekretär Ekmeleddin Ihsanoglu (¿who?) einfach mal so die: "französischen Behörden" (¿who?) auffordert, "juristisch gegen die Redaktion" (des in Frankreich verlegten Magazins, „Charlie Hebdo“) "vorzugehen".

    Ob der Herr sich dann wohl mal selbst die Arbeit machen würde, seine Zensurvorstellungen zu formulieren und begründen, resp.: die seiner Meinung nach zutreffeden französischen Paragraphen herauszusuchen und eine in Frankreich formgerechte Klageschrift einzureichen?!

  • P
    Pellkartoffel

    "Der Verdacht lässt sich nicht beiseiteschieben, dass da eine Publikation auf billige, aber nicht ungefährliche Weise die Aufmerksamkeit auf sich ziehen will."

     

     

     

    Hat die TAZ das obenstehende auch in ihre Kommentarspalten gejammert, als die Titanic den Pabst in beschissenen Hosen abgebildet hat.

    Ihr seid so jämmerlich …

  • D
    Demokratie-Troll

    Funktionäre religiöser Organisationen und Glaubensrichtungen versteifen sich massenhaft auf unethische Aussagen wie, "Heiden, Nichtgläubige oder Atheisten seien des Teufels oder verdienen die Höllenstrafe und genießen nicht den Schutz der Buchreligionen". Das kann ja wohl nicht sein! Erstmal sollen sie sich für eine derartige Impertinenz entschuldigen. Bis es soweit ist, gibt es keinen Grund auf deren religiöse Gefühle übertriebene Rücksichten zu nehmen, denn es ist höchste gefährlich was sie da predigen und dient schwerlich dem Frieden und einem gedeihlichen Zusammenleben. Ist doch erstaunlich, dass solches Getöse öffentlich geäußert werden darf, als wären Menschen, die nicht glauben was die Religiösen glauben schlechte Menschen und verdienen verfolgt zu werden von welchen höllischen Mächten auch immer. Abscheulich das Ganze! Diese Hetze muss aufhören! Ich fordere, dass das ein Ende hat!

  • MM
    Mirko Malessa

    "(...)Allein schon die Comicform lässt nicht wirklich eine ernsthafte Auseinandersetzung zu(...)"

     

    Religion läßt ernsthafte Auseinandersetzungen zu?

  • H
    Hatem

    Niemand zwingt auch nur einen Muslim, sich "Charlie Hebdo" zu kaufen und anzusehen.

     

    Und wer Meinungs- und Pressefreiheit nicht aushält, soll in ein Land ziehen, wo es das nicht gibt.

  • H
    hermit

    ist doch nur eine von den unendlich vielen religionsverarschungen und mit recht!!!

    warum so fürsorglich besorgt - wenns gegen den papst geht ist man doch auch ganz munter dabei mit recht.

    ansonsten sollte sich thierse mal rasieren, dieser rassist.

  • B
    Ben

    Was für ein feiger Artikel! Schweigt besser als so devot vor den Fanatikern in den Staub zu fallen. Für demokratische und Freiheitsrechte haben Menschen gekämpft; mit Appeasement-Politik wird sie nicht zu verteidigen sein. Mag das Magazin auch wirtschaftliche Interessen haben (wie die taz doch wohl auch, oder?) entscheidend ist, sie nimmt ein Grundrecht in Anspruch. Die taz scheint diese Grundrecht für verhandelbar und im Zweifel aussetzbar zu halten.

  • G
    gähn

    Wer keine Qualität vorzubringen hat, macht eben maximal Wind um nichts: Also einfach mal Mohammed-Karikaturen ankündigen, dann Dürftiges liefern und Geld kassieren.

     

    Und wer hat's erfunden? Die FDP!

  • T
    Teermaschine

    Nieder zum Kotau!

     

    Solange katholische und evangelische Heilsverkünder ihren Hokuspokus unters Volk brachten, fand sich kein taz-Schreiberling, "empfindliche" Christen vor unbotmäßiger Satire zu schützen.

    Kaum aber rückt der Islam, der ja ebenso Teilhabe am religiösen Alltag in Deutschland reklamiert, ins Visier der Spötter, wird sogleich die Redlichkeit der Satire in Zweifel gezogen.

    Vorauseilend hätte der Autor natürlich noch bemerken müssen, dass der zu erwartende Furor natürlich nichts mit dem Islam zu tun hat ( D. Bax:"Mohammed was a punk rocker").

  • MH
    Markus Hoffmann

    Wem nichts mehr einfällt, der macht was mit Papst. Wem so gar nichts einfällt, der macht was mit Islam; und sei es noch so platt und langweilig. Ich glaube, sogar den Taliban und den Muslimbrüder ist dieser Comic scheißegal.

  • PS
    Peter Seidenberg

    Völlig unproblematisch. Freie Meinungsäußerung ist ein hohes Gut! Damit müssen auch Moslems leben oder halten die sich für was besseres?

  • C
    Carsten

    Diese asymetrische Bewertung regt mich auf! Was sollen die Samthandschuhe? Das müssen die aushalten! Hätte das Magazin eine Jesus-Comic-Biographie veröffentlicht, wäre das hier keinen Artikel wert.