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Chaos Computer ClubDebatte zum Datenbrief gestartet

Der Chaos Computer Club hat jetzt eine Diskussion zum "Datenbrief" gestartet. Einmal pro Jahr darüber soll informiert werden, welche persönlichen Daten wo gespeichert sind.

Datenbrief: Mehraufwand soll Unternehmen und staatliche Stellen disziplinieren. Bild: Parée – Lizenz: CC-BY

Eine neue Idee zum Datenschutz: Der Datenbrief. Schon länger blitzt sie immer wieder auf, aber so richtig diskutiert wurde der vom Chaos Computer Club ins Gespräch gebrachte Datenbrief noch nicht.

Frank Rieger vom CCC sagt, man müsse die Beziehung zwischen Verbraucher bzw. Bürger und datensammelnder Stelle wieder ins richtige Verhältnis rücken: "Es ist an der Zeit, die Asymmetrie zwischen Bürgern und Firmen oder Behörden, die solche großen Sammlungen anlegen, weiterverarbeiten oder verkaufen, zu beenden", schreibt Rieger auf der Datenbrief-Diskussionsseite beim Chaos Computer Club.

Diskussion

Kommentare und Vorschläge zum Datenbrief können ab sofort an datenbrief(at)ccc.de eingesandt werden.

Selbst in Hacker-Kreisen dürfte die Idee nicht unumstritten sein, denn der Datenbrief setzt explizit auf Bürokratie: "Der Mehraufwand soll dazu führen, dass das jeweilige Unternehmen kritisch prüft, ob eine längerfristige Datenspeicherung sinnvoll und notwendig ist", so Rieger.

Der Datenbrief würde "ohne Frage hohen Aufwand" verursachen, sagt Payback auf taz-Anfrage und zieht gleichzeitig in Zweifel, dass die Verbraucher die "nicht angeforderte Post" überhaupt wollen. Und es gebe ja schon ein gesetzlich verbrieftes Auskunftsrecht, das reiche doch eigentlich, auch wenn man natürlich schon darüber nachdenken könne, dieses Auskunftsrecht noch "transparenter" zu machen.

Die bei der FDP für Datenschutz zuständige Bundestagsabgeordnete Gisela Piltz hält die Einführung eines verpflichtenden Datenbriefes für alle Unternehmen nicht für sinnvoll. Zur Vermeidung eines "bürokratischen Monstrums" erscheine es "zielführender, die bestehenden Auskunftsinstrumente der Verbraucher weiter zu vereinfachen".

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5 Kommentare

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  • L
    llamaz

    Ein Blick in die Zukunft:

     

    Herr Meier ist seit einem halben Jahr verheiratet und viel auf Geschäftsreise, in seiner Abwesenheit kümmert sich Frau Meier um die Post und liest nun folgenden Brief:

     

    Datenbrief: pornoglotzen24.de

     

    Hallo Herr Meier,

     

    folgende Daten haben wir über Sie gespeichert:

    Abgerufene Filme:

    20.01.2004 - 20:34 - Gina Wild: Jetzt wirds schmutzig

    30.04.2005 - 17:44 - Geile Hengste treibens wieder

    05.05.2005 - 12:56 - Durchgef.. und abgespritzt

    usw.

    ..

    Als Herr Meier nach Hause kommt ist seine Frau mit den Zwillingen wieder zu ihrer Mutter gezogen.

     

    Tut mir leid, aber wer sich den Schwachsinn ausgedacht hat hochsensible persönliche Daten einmal pro Jahr durch die Republik zu verschicken hat das ganze wohl nicht zu Ende gedacht.

     

    Übrigens: Herr Meier wundert sich auch warum ständig Geld von einem Online Casino abgebucht wird. Des Rätsels Lösung: Der Nachmieter in Meiers letzter Wohnung hies ebenfalls Meier: Und hat jetzt per Datenbrief alle Daten von Herrn Meier: Seine Bankverbindungen, seinen Schufa Score, die Bestellungen bei ca. 100 Versandhäusern der letzten 10 Jahre, seine ärztlichen Befunde usw.

     

    Na da kommt doch Freude auf.

  • K
    Kommentator

    Tolle Idee dieser Brief!

    Dann weiß ich endlich, was diverse löschunfreudige Behörden über mich wissen - ohne betteln und auf Goodwill hoffen zu müssen.

     

    Und woher der ganze Spamdreck letztlich kommen könnte. Ich brauche immer noch keinen Kredit und Potenzpillen erst recht nicht.

     

    Selbstverständlich sollen die Firmen auch kräftig an den Kosten beteiligt werden. Sie verdienen ja an den Daten - und das nicht zu knapp.

    Bsp.: AZ Direct; aber auch jede Database-Marketing-Abteilung stellt eine Erhöhung von Deckungsbeiträgen für das Unternehmen in Aussicht.

     

    "Die bei der FDP für Datenschutz zuständige Bundestagsabgeordnete Gisela Piltz hält die Einführung eines verpflichtenden Datenbriefes für alle Unternehmen nicht für sinnvoll."

     

    Klar, die FDP ist ja auch nur der parlamentische Arm der Wirtschaftslobby. Nix neues. Viel Spaß beim Karneval, Gisela!

     

    Bzgl. Freiheitsrechten werde ich denen nie über den Weg trauen. Sind halt verkappte Neo-Feudalisten im liberalen Gewande.

     

    By the way:

    @ JULIA SEELIGER: Der von dir auf deinem Blog verlinkte Freiburger Kreis ist nicht nur als Link in deiner Linksammlung - sondern auch in echt - MAUSETOT. Leider!

  • R
    Rod

    Ich bin der Urheber meiner Daten, denn ohne mich gäbe es keine Daten über mich. Also liegt das Urheberrecht für meine Daten bei mir.

     

    Für die Nutzung der persönlichen Daten durch Dritte steht doch jedem Menschen eine Urheberrechtsabgabe zu. Das heißt jeder, der meine Daten nutzt muß mir dafür eine Urheberrechtsabgabe zahlen.

     

    Durch die damit verbundenen Kosten würden Daten endlich das, was sie sind: Ein knappes Gut. Jede Firma würde dann nur noch Daten dort speichern, wo es wirklich Sinn hat und ein nutzen da ist, der größer als die Urheberrechtsabgaben auf die Daten ist. Das würde die unkontrollierte Speicherwut eindämmen.

  • H
    Heinrich

    Bürokratischer Aufwand?

     

    Bislang hat noch keine Behörde oder Firma den immensen Aufwand gescheut, die Daten zu sammeln, zu speichern oder weiterzugeben.

     

    Und Auskunftspflicht?

     

    Wer schon einmal versucht hat, von irgendeiner Institution Rechenschaft über seine dort gespeicherten Daten zu bekommen, hat feststellen dürfen, wie lächerlich das Argument ist.

  • O
    Onsom

    Super Idee, könnte wirklich was bringen, klar das die FDP das anders sieht. Datenschutz ist sowieso Wirtschaftsfeindlich (soviel zu Bürgerrechts-Partei) . Die jetzige Rechtslage ist nicht das Papier wert auf dem sie steht.

    Um zu erfragen welche Daten über mich gespeichert sind müsste ich je zuerst wissen wer meine Daten alles hat.

    Meine Erfahrung ist das Sperrvermerke systematisch missachtet werden, ebenso wie Löschaufforderungen. Soll ich mich mit jedem Fall an den Datenschutz beauftragten oder die Verbraucherzentrale wenden? Bitte die Verwaltung meiner Daten sollte nicht mein Hauptberuf sein.