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Chancen des FrauenfußballsWie voll ist der Raum?

Die Chancen des Frauenfußballs, an der Übermacht der Männer zu kratzen, stehen gut. Weil die gerade nicht spielen, sondern über Ablöse debattieren.

Der Frauenfußball erlebt einen Boom Foto: Sebastian Gollnow/dpa

R eden wir über Räume. Nicht über solche mit Wänden, sondern über das, was im Englischen „spaces“ heißt. Es geht um den Raum oder Platz, den der Fußball sich in einer Gesellschaft nimmt. „Entscheidend ist auffem Platz“, wusste schon der Dortmunder Profi Adi Preißler.

Um zu verstehen, warum hierzulande Fußball alles dominiert, in einem anderen Land hingegen Rugby, Kricket, Baseball oder American Football, hilft die Vorstellung von Räumen: In den meisten europäischen Ländern war der Fußball zuerst da, als das Bedürfnis (und die verfügbare Zeit) entstand, sich außerhalb der Industriearbeit zu vergnügen. Fußball – gemeint ist Männerfußball – füllte den Raum für solchen Zeitvertreib am schnellsten und am attraktivsten aus.

So lässt sich verstehen, warum es hierzulande keine andere Sportart geschafft hat, sich stabil neben Fußball zu etablieren: Boxen und Radsport blitzen immer mal wieder auf, zum ersten Mal Ende des 19. Jahrhunderts, dann in den 1920er Jahren, und auch in den 1990ern. Auch Tennis zog mal viele Menschen in den Bann, im Winter Biathlon, und wenn alle vier Jahre Olympische Spiele stattfinden, kann sogar Wildwasserkanu Fans für sich verbuchen. Wenn gerade genug Wasser da ist.

Aber stabil, über Jahrzehnte betrachtet, sind alle Versuche, etwas neben dem Fußball zu etablieren, gescheitert. Denn: Der Raum war zu, der Platz besetzt, the space is full.

Der Frauenfußball boomt im richtigen Moment. Das Gekicke der Männer ruht, sie streiten über Geld.

Doch nun kommt der Frauenfußball. Er erlebt einen Boom zu einem Zeitpunkt, zu dem die Aufmerksamkeit, die der Männerfußball erheischen kann, sich um Wechseldebatten um Ronaldo und Lewandowsky dreht. Die Summen, die da genannt werden, klingen abgehoben, und da kommt der Frauenfußball genau richtig. Zuvorderst ist es nämlich Fußball, und der kann den Raum füllen, der sonst von den Männern beansprucht wird. Ob er das langfristig machen kann, ist keineswegs sicher. Die Männerligen kommen ja mit all ihrer Macht zurück. Was aber optimistisch stimmt, ist, dass es ein weltweiter Boom ist: Neben der EM in England sind auch der Afrika-Cup in Marokko und der Concacaf-Cup in Mexiko enorm große Events.

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Martin Krauss
Jahrgang 1964, freier Mitarbeiter des taz-Sports seit 1989
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1 Kommentar

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  • Das Spiel gestern war toll. Profis auf beiden Seiten, eine tolle Manschaftsleitung, viele Emotionen, beste Tore und ein verdienter Sieg. Nur die Kommentation im ZDF war unterirdisch. Insoweit sollte bitte noch nachgebessert werden.