Champions League im Männerfußball: Leverkusen hat jetzt ein Problem
Durch das 2:3 beim AS Rom ist das Achtelfinale in Gefahr. Ganz anders die Bayern: Sie besiegten den FC Arsenal mit 5:1 und sind fast sicher weiter.
Bayer Leverkusen hingegen muss trotz einer deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit um das Achtelfinale der Champions League bangen. Die Werkself verlor am Mittwochabend vor 36.000 Zuschauern im Stadio Olimpico gegen AS Rom in einem erneut verrückten Spiel mit 2:3 (0:2).
Die Bayer-Elf, von rund 800 Fans sofort lautstark unterstützt, wurde kalt erwischt: Denn gleich mit dem ersten Angriff gingen die Gastgeber durch Salah in Führung (2. Minute), der frühere Wolfsburger Torjäger Edin Dzeko legte zum 2:0 nach (29.). Doch nach der Pause glichen die Gäste innerhalb von sieben Minuten durch Admir Mehmedi (45.) und den Mexikaner Javier Hernández (51.) aus – der Spielverlauf war komplett auf den Kopf gestellt. Die Rote Karte für Kapitän Ömer Toprak nach einer Notbremse (79. Minute) und der anschließende Siegtreffer für die Roma durch den Foulelfmeter von Miralem Pjanic (80.) versetzten Leverkusen den K.o.-Schlag.
Wie wie beim verrückten Hinspiel in Leverkusen, als beim 4:4 gleich acht Tore fielen und Bayer schon 2:4 hinten lag, fand die Mannschaft von Bayer-Trainer Roger Schmidt noch einmal ins Spiel zurück. Dabei fing es nicht gut an: Toprak verlor einen Zweikampf im Mittelfeld, der frühere Wolfsburger Edin Dzeko schickte Salah mit einem Traumpass auf die Reise, Bayer-Keeper Bernd Leno war gegen den Linksschuss des Ägypters machtlos. Das 1:0 nach 101 Sekunden war das schnellste Tor der Römer in der Champions League.
Rom spielte nach der Führung weiter nach vorn, vor allem Torschütze Salah und der Ivorer Gervinho machten mächtig Dampf. Gervinho war schon durch und lief allein auf Leno zu, stand aber knapp im Abseits (15.). Die Gäste wirkten geschockt und waren erst einmal um Sicherheit bemüht.
Mit 2:0 zur Pause noch gut bedient
Später kam der Bundesliga-Siebte gegen den Dritten der Serie A zwar etwas besser ins Spiel. Doch zwei halbe Torchancen des Mexikaners Javier Hernández („Chicharito“) vor der Pause waren einfach zu wenig. Hinten taten sich Riesen-Löcher auf, vorn fehlten zündende Ideen. Das machten die Italiener vor den Augen von Nationalcoach Antonio Conte viel besser, der verletzte Roma-Kapitän Francesco Totti applaudierte seinen Jungs von der Tribüne aus.
Dzeko baute die Führung nach feinem Pass von Radja Nainggolan aus. Schon im Trikot von Wolfsburg hatte der Bosnier zweimal gegen Bayer getroffen. Eine Minute später vergab Dzeko den „Matchball“, als er alleinstehend aus bester Position über das Tor zielte. Mit dem 0:2 zur Pause war Leverkusen noch gut bedient.
Im Vergleich zum Hinspiel stellte Trainer Schmidt sein Team auf zwei Positionen um: Mehmedi rückte für Karim Bellarabi in die Startelf, Stefan Kießling für Weltmeister Christoph Kramer. Doch die Neuen überzeugten nicht, lediglich Chicharito ließ sein Können sporadisch aufblitzen. Schmidt reagierte auf die Sturmflaute: Kießling musste zur Halbzeit für Bellarabi in der Kabine bleiben. Nach den Toren von Mehmedi und Chicharito war von der Roma lange nichts mehr zu sehen.
Bayer rutschte durch die Niederlage auf den dritten Platz der Gruppe E ab, wo Barcelona im Parallespiel gegen BATE Borissow mit 3:0 (1:0) gewann und souverän Erster ist. In den abschließenden Spielen gegen Borissow und Barcelona muss der Siebte der Fußball-Bundesliga nun unbedingt punkten und auf einen Ausrutscher des italienischen Vizemeisters hoffen, um noch in die K.o.-Runde einzuziehen.
Özils Tor in München zählt nicht
In München hatte Trainer Pep Guardiola am Spielfeldrand wie die 70.000 Stadionbesucher seine helle Freude am dominanten Auftritt des deutschen Fußball-Rekordmeisters. Hatten die Münchner im Hinspiel in London noch Möglichkeiten in Hülle und Fülle vergeben, jubelten sie diesmal schon nach der ersten Chance. Nach Flanke von Thiago erzielte Lewandowski in der 10. Spielminute in akrobatischer Manier per Kopf sein 27. Tor in der Champions League. Nur drei Minuten später feierte auf der Gegenseite Özil, doch der mit dem Arm erzielte Treffer des Weltmeisters zählte nicht. Stattdessen gab es Gelb für den Arsenal-Profi.
Die Münchner spielten weiter Vollgas-Fußball, setzten mit ihren technischen Fähigkeiten die Gäste unter Druck. Immer wieder versuchten die Bayern ihr Glück über die Außenbahnen, Arsenals Abwehr um Kapitän Mertesacker wackelte bedenklich. Nach gut einer halben Stunde war es dann zum zweiten Mal gefallen. Lehrbuchmäßig flankte Bayern-Kapitän Philipp Lahm, Kingsley Coman fälschte ab, doch Müller war in typischer Manier zur Stelle (29.). Der Ball war von Mertesackers Knie noch leicht abgefälscht worden.
Haushoch überlegen waren die Bayern, schnürten das Team von Trainer Arsene Wenger in der eigenen Hälfte ein. Immer wieder stand Keeper Petr Cech im Blickpunkt, doch kurz vor der Pause war der Tscheche zum dritten Mal machtlos. Alaba zog von der Strafraumgrenze ab und traf erstmals seit zwei Jahren wieder in der Champions League (44.).
Zwar schalteten die Bayern nach der Pause etwas zurück, doch sie spielten weiter Katz und Maus mit den Engländern. Nicht einmal 40 Sekunden stand Robben auf dem Rasen, da verwandelte er eine Flanke von Douglas Costa per Direktabnahme (55.). Kurz vor Schluss vergab der Niederländer noch eine glasklare Torchance. Müller machte es in der 89. Minute besser. Den Ehrentreffer für die Gäste hatte zuvor der schon im Hinspiel erfolgreiche Olivier Giroud erzielt (69.).
Auch Medhi Benatia, zuletzt Ende August im Einsatz, bekam von der 68. Minute an noch Wettkampfpraxis. Auf der Bank dagegen blieb noch Holger Badstuber, der nach seiner halbjährigen Pause erstmals wieder zum Kader gehörte. Arsenal, zuletzt immerhin mit fünf Pflichtspielsiegen in Folge, bemühte sich zwar um Schadensbegrenzung. Doch den Klassen-Beweis blieben die Londoner schuldig.
„Wir haben unser Ziel erreicht, das Spiel zu gewinnen. Das war schon ein Schlüsselspiel für uns“, sagte Doppel-Torschütze Thomas Müller im ZDF. „Das schnelle Tor hat ihnen sehr geholfen“, sagte Per Mertesacker. „Wir waren nicht in der Lage dagegen zu halten.“ Mit neun Punkten führen die Bayern die Gruppe F an und können schon am 24. November gegen Piräus (ebenfalls 9 Punkte) den Einzug in die K.o.-Runde als erstes Etappenziel perfekt machen. Arsnela (3 Punkte) droht erstmals seit 2001 ein Aus schon in der Gruppenphase.
Aufatmen bei Chelsea
In der Gruppe G nahm der FC Chelsea seinen in der Kritik stehenden Startrainer José Mourinho ein wenig aus der Schusslinie. Die Londoner besiegten Dynamo Kiew mit 2:1 (1:0) und haben als Zweiter mit sieben Punkten nun gute Chancen auf das Weiterkommen. Chelsea kontrollierte die Partie und ging verdient in Führung. Allerdings halfen die Gäste aus Kiew fleißig mit: Aleksandar Dragovic beförderte den Ball per Flugkopfball ins eigene Tor (34.). Im zweiten Abschnitt traf Dragovic zum 1:1 für Kiew ins richtige Tor (78.). Doch der Brasilianer Willian brachte die „Blues“ mit einem herrlichen Freistoß mit 2:1 in Führung (82.). Tabellenführer vor Chelsea ist mit zehn Zählern der FC Porto, der bei Maccabi Tel Aviv mit 3:1 (1:0) gewann.
Bereits für das Achtelfinale qualifiziert ist Zenit St. Petersburg. Der russische Meister siegte am Mittwochabend bei Olympique Lyon in der Gruppe H mit 2:0 (1:0) und hat als einziges Team in der Gruppenphase die volle Punktzahl erzielt. Am Vortag hatten sich bereits Real Madrid und Manchester City frühzeitig die K.o.-Runde erreicht.
Zenit, das in der Liga schon zehn Punkte hinter Tabellenführer ZSKA Moskau liegt, ging durch Artem Dzjuba 1:0 in Führung (25.). Mittelstürmer Dzjuba besorgte für den russischen Meister auch das 2:0 (57.). Der Zweite FC Valencia (6 Punkte) hat durch das 0:1 (0:0) beim KAA Gent in der Gruppe H den vorzeitigen Sprung in die Runde der letzten 16 verpasst. Der belgische Meister belohnte sich für eine engagierte Leistung gegen Valencia mit dem 1:0 durch Sven Kums' verwandelten Handelfmeter (49.) kurz nach der Pause. Für Neuling Gent war es der erste Sieg in der Champions League überhaupt.
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