Champions League der Frauen: Große Ziele, kleine Heimat
Der FC Bayern möchte in der Champions League endlich mal wieder überzeugen. Am Dienstag kommt Lyon ins winzige Heimstadion am Campus.

Die Nummer eins im deutschen Frauenfußball zu werden war das primäre Ziel, mit dem Straus im Juli 2022 den Job in München antrat. Und in diese Rolle scheint seine Mannschaft nun hineingewachsen zu sein.
Die dritte Meisterschaft in Serie haben die Bayern-Frauen nach dem Sieg gegen Wolfsburg fest im Blick, vor dem Halbfinale gegen Hoffenheim am Samstag (14 Uhr) sind sie die Favoritinnen auf den Gewinn des DFB-Pokals. Auch abseits des Platzes wurden zuletzt eindeutige Zeichen an die Konkurrenz gesendet. Während in Wolfsburg eine Top-Spielerin nach der anderen von Bord geht, verlängerte der FC Bayern vor dem Spitzenspiel den Vertrag mit der heftig vom FC Barcelona umworbenen Klara Bühl. Auch die erst 18-jährige Nationalspielerin Alara Şehitler wurde für die nächsten Jahre gebunden.
Während national also alles rund läuft, verliefen die letzten beiden Spielzeiten in der Champions League nicht nach den Vorstellungen des FC Bayern. Besonders das Aus in der Gruppenphase in der vergangenen Saison tat weh. Unter Straus’ Vorgängern Thomas Wörle und Jens Scheuer stießen die Münchnerinnen bis ins Halbfinale der Königinnenklasse vor, dort wollen die Bayern-Frauen wieder hin. Idealerweise soll in absehbarer Zeit auch erstmals das Endspiel erreicht werden.
Die Viertelfinal-Duelle gegen Olympique Lyon, die mit dem Hinspiel in München am Dienstag (21 Uhr) beginnen, werden somit zur internationalen Reifeprüfung und zu einem weiteren Gradmesser für die Entwicklung der Bayern-Frauen. „Da kommt eine der besten Mannschaften der Welt auf uns zu. Wir lieben diese Spiele“, erklärte Mittelfeldspielerin Sarah Zadrazil.
Französisches Starensemble
Lyon hat in der Gruppenphase der Champions League alle Spiele mit einem Torverhältnis von 19:1 gewonnen, in der heimischen Première Ligue steht die Mannschaft des australischen Trainers Joe Montemurro ebenfalls souverän an der Spitze. Am Freitag wurde Stade Reims mit 8:1 vom Platz gefegt, OL reist in starker Form nach München. Vor allem das sprintstarke Offensiv-Trio Kadidiatou Diani, Tabitha Chawinga und Melchie Dumornay müssen die Bayern-Frauen in den Griff bekommen.
Bei den Münchnerinnen ruhen die Hoffnungen auf Pernille Harder, die zuletzt aus dem starken Kollektiv herausragte. Die dänische Torjägerin nähert sich aktuell der Form an, die sie in ihren Wolfsburger Zeiten zweimal zu Europas Fußballerin des Jahres werden ließ.
Geschmälert wird die Vorfreude auf das Spiel allerdings bei den Fans der Bayern-Frauen durch die Entscheidung, die Partie im kleinen Campus-Stadion auszutragen, das nur 2.500 Menschen Platz bietet. Ein Umzug in die riesige Allianz Arena scheint kein Thema mehr zu sein, im Hintergrund wird an anderen Lösungen gearbeitet, um auch in der Stadionfrage mit der Entwicklung der Mannschaft standhalten zu können.
Denkbar scheint, dass ab der kommenden Saison in der Bundesliga weiter am Campus gespielt wird und Champions-League-Spiele beispielsweise in Unterhaching ausgetragen werden könnten. Allerdings erfüllt der dortige Sportpark aktuell offenbar noch nicht die Ansprüche der Uefa.
„Klar ist, dass wir in der Zukunft eine Möglichkeit brauchen. Aber der Campus ist unsere Heimat. Hier fühlen wir uns wohl, deshalb haben wir uns entschieden, für die nächsten Spiele hierzubleiben“, erklärte Bianca Rech, die Direktorin der Bayern-Frauen. Untermauert wird diese Entscheidung von der Statistik. Seit einem 1:2 gegen Paris Saint-Germain im März 2022 sind die Bayern-Frauen in der Champions League zu Hause ungeschlagen. Ausgetragen wurde die Partie damals vor 13.000 Zuschauer*innen in der Allianz Arena.
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