Gestiegene Militärausgaben: Zahlen in Zeiten des Krieges
Die Militärausgaben steigen, überall auf der Welt. Dabei hat Abrüstung in der Vergangenheit für eine sicherere Welt gesorgt.

D ass die Welt seit dem 24. Februar 2022 ein unsicherer Ort ist, spüren die Menschen in der Ukraine jeden Tag. Auch in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten ist die menschenverachtende Gewalt gegen weite Teile der Bevölkerung allgegenwärtig. Wer einen Schritt zurücktritt, kann zu folgendem Schluss kommen: Die Weltgemeinschaft hat auf beide Kriege eine simple Antwort gefunden: Es braucht noch mehr Waffen. Zu diesem Ergebnis jedenfalls kommt das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri in seinen Zahlen zu den Militärausgaben für das Jahr 2024.
Wer noch einen größeren Schritt zurücktritt, kann in dem Bericht ein katastrophales Zeugnis für die Menschheit lesen. Die Staaten der Welt haben 2024 mehr als 2.718 Milliarden US-Dollar investiert, um sich gegenseitig abzumetzteln oder dazu in der Lage zu sein. Zum Vergleich: Das Budget der Vereinten Nationen beträgt für das laufende Jahr mit 3,75 Milliarden US-Dollar etwa das 700fache weniger.
Nun gilt dieses Zurücktreten in der Analyse von Krieg und Frieden gerade als etwas weltfremd. Dabei waren realpolitische Erfolge der Friedensbewegung immer ein Erfolg für die Menschheit, weil sie die Welt insgesamt zu einem sichereren Ort machten, unter anderem mit dem Abrüstungsvertrag für Mittelstreckenraketen zwischen der Sowjetunion und den USA im Jahr 1987.

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„Der stärkste weltweite Anstieg an Rüstungsausgaben seit dem Ende des Kalten Kriegs“, wie es Sipri für 2024 vorrechnet, schreit geradezu nach einer Gegenstimme. Stattdessen gibt es: Achselzucken über die Zahlen in Zeiten des Krieges. Nun gäbe es zu den aktuellen Misserfolgen der Friedensbewegung viel zu sagen, etwa zur Verweigerung, im Angriff Russlands auf die Ukraine Täter und Opfer zu benennen. Auch wegen des fehlenden politischen Drucks war es für die neue Bundesregierung leicht, zu Abrüstungsinitiativen in ihren Koalitionsvertrag nur einen Halbsatz zu schreiben – und sich ansonsten für eine Rüstungspolitik auszusprechen, die sich stärker an den wirtschaftlichen Interessen Deutschlands ausrichtet.
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