■ Cash & Crash: Condomi sorgt für neue Höhepunkte
Nürnberg (taz) – Seit gestern ist die Kölner Condomi AG an der Börse und legte mit einem Spitzenkurs von 24,50 Euro gleich einen ersten Höhepunkt hin. Die Aktionäre hatten bei der Ausgabe 16 Euro gezahlt. Beste Stimmung also bei den fünf tanzenden Verhüterli vor der Frankfurter Börse und bei der abendlichen Benefiz-Gala zugunsten der Aids-Hilfe. Rund ein Viertel der Aktien befindet sich in Streubesitz, den Rest haben Vorstände, Aufsichtsräte und deren Familien für sich behalten.
Vor elf Jahren war der erste Laden in der Kölner Innenstadt belächelt worden. Heute hat das Unternehmen – nicht zuletzt durch die Übernahme des polnischen Kondomherstellers Unimil – seinen Marktanteil in Europa bereits auf 15 Prozent gesteigert. Durch den Börsengang fließen Condomi etwa 12 Millionen Euro zu, die für weitere Akquisitionen, aber auch für die Erweiterung der Produktionsanlagen und den Ausbau des Vertriebsnetzes genutzt werden sollen. Das Unternehmen hat sich einiges vorgenommen: So soll Condomi im Weltmarkt deutlich wachsen und den Konkurrenten London, Ansell und anderen den Rang ablaufen. Der Umsatz, 1998/1999 in Deutschland noch bei 1,6 Millionen Mark, soll bereits 2002 auf fast 50 Millionen anschwellen. Kein Problem für Marketingvorstand Oliver Gothe: Der Weltmarkt wachse Jahr für Jahr um rund 500 Millionen Mark. Vor allem Afrika und Asien wollen sich die Condomisten vornehmen.
Wer bei Kondomen an die phantasielosen Gummihülsen der Vergangenheit denkt, wird beim Gang durch einen Condomi-Laden eines Besseren belehrt – zweifarbige Kondome und das Love Pack (Kondom plus Gleitmittel) gehören zum Stan–dard–an–ge–bot. In der Entwicklung sind weitere Erektionsbekleidungen: das absolut transparente Chrystal Clear, Kondome mit neuer Abrolltechnik und Kondome mit Farbwechsel. Die Zocker an der Börse lassen sich wohl eher von der Erwartung eines vorausgesagten Explodierens des Aktienwertes erregen. Horst Peter Wickel
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