■ Cash & Crash: Ein Boom aus dem Boden
Noch bis morgen vormittag sammeln die Banken Gebote für die Neuemission des Kasseler Umweltconsulting-Unternehmens BGI: Mindestens 49 Mark, höchstens 60 Mark können die Möchtegern-Aktionäre bieten. Die Aktie notiert dann im Stuttgarter Freiverkehr.
Die BGI zu Höne, Klußmann, Altpeter AG, wie der volle Name nach den drei Diplomgeologen im Vorstand lautet, wurde 1990 gegründet. Etwa 130 Vollzeitbeschäftigte arbeiten an acht deutschen Standorten. 1996 erwirtschafteten sie einen Umsatz von 20,7 Millionen Mark und einen Reingewinn von 2,43 Millionen Mark – 3,05 Mark pro Aktie. Das war ein Plus von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und dieses Jahr soll es weiter steil bergan gehen: Für dieses Jahr peilt die BGI ein Ergebnis von 3,70 Mark an.
Hauptgeschäftsfelder der Firma sind Untersuchung und Sanierung von Boden, Wasser und Luft. Aber auch Ingenieurdienstleistungen und Schallschutz stehen auf der Angebotsliste. 90 Prozent der Kundschaft kommen aus Industrie und Gewerbe, der Rest sind Behörden, Kommunen und Versicherungen. Die BGI AG ist deutscher Marktführer in der Umweltberatung der Mineralölwirtschaft: Von den rund 17.000 deutschen Tankstellen dürften in den nächsten Jahren mehrere tausend stillgelegt oder umgebaut werden, was beim jetzigen BGI-Marktanteil ein Auftragsvolumen von mindestens 20 bis 40 Millionen Mark ergeben würde.
Zum Verkauf stehen nun 398.000 Aktien zum Nennwert von 5 Mark – das sind 49,75 Prozent des Grundkapitals. Allerdings fließt nur der Verkaufserlös von 50.000 Stück direkt der Gesellschaft zu. Der Rest – mindestens 17 Millionen Mark – geht an die drei Altaktionäre, die, wie es im Jargon so unschön heißt, „Kasse machen“.
Bei einer Überzeichnung werden zuerst alle Orders bis zu 100 Stück voll bedient. Allerdings muß man das Glück haben, mit seinem Gebot mindestens den Zuteilungspreis, das könnten im Höchstfall 60 Mark sein, erreicht zu haben. Max Deml
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