■ Cash & Crash: VW kurvt in bergiger Börsenlandschaft
Berlin (taz) – Zu Wochenanfang schlitterte die VW-Aktie ins Tal – wer verkaufte, bekam 184 Mark weniger für das Papier als noch am Freitag: Plötzlich war es nur noch 1.165 Mark wert. Doch die Bremsen funktionierten, und so ging es gestern schon wieder den Berg hinauf: Die VW-Aktie legte zum Börsenschluß um 22 Mark zu – zwischenzeitlich hatte sie sogar 56 Mark mehr gekostet als am Vortag.
Dem Rutsch um 16 Prozent am Wochenende ging allerdings ein steiler Anstieg voraus: Noch vor Jahresfrist war sie weniger als die Hälfte wert gewesen.
Anlaß des plötzlichen Schlingerkurses war die Ankündigung des Konzerns am Freitag nachmittag, erstmals seit 1990 sein Kapital wieder aufzustocken. Sechs Millionen neue Aktien will der Autobauer dieser Tage auf den Markt werfen und damit über sieben Milliarden Mark einnehmen. Soviel Angebot drückt natürlich den Preis und verwässert die Dividende der Anleger.
Was die Herren in der VW- Chefetage mit den Milliarden anfangen wollen, ist noch unklar. Gestern dementierten sie eifrig, damit einen Konkurrenten schlucken zu wollen. Das heißt aber noch nichts: Denn wer eine Firma übernehmen will, sagt das nicht, weil solche Ankündigungen den Preis des Übernahmekandidaten unnötig in die Höhe treiben. Im Gespräch war mal wieder der Edelkarossenhersteller Porsche, auch eine Kooperation mit Chrysler wurde für möglich gehalten. Alles Humbug, ließ VW-Boß Ferdinand Piäch streuen. Er behauptete statt dessen, das Geld werde für neue Fabriken des Konzerns in Indien und Lateinamerika verwendet. Doch viele AnalystInnen gehen davon aus, daß VW sich in den Bereich größerer Autos mit mehr PS ausbreiten will. Und auch der Nutzfahrzeugsektor gilt als mögliches Expansionsfeld.
Wie auch immer: Die Mehrheit der VW-AktionärInnen geht offenbar weiter davon aus, daß VW auf der Erfolgsstraße bleiben und dicke Gewinne machen wird. Der Massenverkauf am Montag war für viele wohl eine Kurzschlußhandlung.
Wie das Land Niedersachsen reagiert, das bisher mit 20 Prozent an dem Wolfsburger Konzern beteiligt ist, ist noch unklar. Sollte die Regierung in Hannover sich nicht an der Kapitalerhöhung beteiligen, so würde Niedersachsens Quote auf 16 Prozent fallen. Der Einfluß der Politik würde sinken. aje
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