■ Cash & Crash: Spendenfonds sorgen für ein gutes Gewissen
Hamburg (taz) – Auf der Welle grüner Finanzgeschäfte, die Umweltgewissen und Sozialethik für Bessermenschen ins Big Business einbringen wollen, surfen auch etablierte Finanzdienstleister mit. Aber nicht alle setzen dabei auf Öko-Fonds oder „Social Investment“ wie die neu fusionierte Bayern-Großbank. So schlägt ein Deutsche-Bank-Sprecher vor, das Geld lieber konventionell anzulegen und die fetten Finanzerträge dann zu spenden.
Eine konsequentere Variante sind die modernen Spendenfonds. Konventionelle Geldanlage verbindet Union-Investment daher mit einer Sozialspende. Beispiel: der „Pro-Mundo- Fonds“. Er investiert überwiegend in festverzinsliche Anleihen von inländischen Unternehmen. Ein Teil der Rendite fließt in vier kirchliche Hilfswerke – gegen Spendenquittung für die einzelnen Anleger. Anteile an ähnlichen Spendenfonds verkaufen auch die Deutsche-Bank-Tochter DWS und der Sparkassen-Ableger Deka. Mit und ohne Spendenquittung fließt ein Teil der Erträge in SOS-Kinderdörfer oder an Unicef.
Zu hohe ethische Ansprüche dürfe man aber nicht stellen, monierte sogar das Handelsblatt. Jedenfalls nicht, was die Herkunft der Erträge betreffe – sie stammen auch aus Industrieanleihen von Esso, Bayer oder Daimler.
Auf Wertpapiere solcher umstrittenen Firmen setzen ebenfalls die Kritischen Aktionäre in Köln. Allerdings ist unklar, ob die Dividenden gespendet werden. Dafür sollen die Möglichkeiten des Aktiengesetzes genutzt werden, um Probleme und Skandale öffentlich zu machen. Virtuos spielt der Dachverband auf dem Instrument „Gegenantrag“: Da erhält der Kritikerantrag auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank schon mal acht Prozent der (Aktionärs-)Stimmen, beim Energieversorger RWE waren es kürzlich gar 16 Prozent.
„Mehr solcher verantwortungsbewußter Anteilseigner möchten wir gemeinsam mit der Frankfurter Ökobank für unsere Ziele begeistern“, wirbt Geschäftsführer Henry Mathews. Er rät aber davon ab, Aktien von Daimler, Siemens oder Deutsche Bank extra zu kaufen: „Wir empfehlen eine Anlage in ethischen Investments.“ Hermannus Pfeiffer
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