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Cash & CrashKredit auf die schwarze Karte

Nürnberg (taz) – Jubel bei der Gesellschaft für Zahlungssysteme (GZS) in Frankfurt: Endlich haben die Deutschen ihre Plastikkarten richtig lieb gewonnen und im Weihnachtsgeschäft 1999 von ihren EC-, Kredit- und Kundenkarten kräftig Gebrauch gemacht: Mehr als 86 Millionen Karten finden sich inzwischen in den Geldbörsen der Bundesbürger, davon allein 15 Millionen Kreditkarten.

Und es sollen noch mehr werden, so die Kreditkartenorganisationen EuroCard/Mastercard, Visa und American Express. Auf die „jungen Alten“, die 50plus-Generation, konzentriert sich nach Angaben von Sprecherin Heike Schaaf derzeit die Eurocard-Organisation. American Express versucht mit der „blue card“, die im ersten Jahr kostenlos abgegeben wird, zusätzliche Kunden zu gewinnen. Die Preise für das Plastikgeld haben sich zwischenzeitlich weitgehend eingependelt – zwischen 30 und 50 Mark verlangen die meisten Banken für eine Visa- oder Eurocard, eine Partnerkarte gibt es entweder umsonst oder zum Preis von bis zu 30 Mark dazu.

Für die Beschaffung von Bargeld sind die Kreditkarten weiter ungeeignet: Am Bargeldautomaten sind in der Regel üppige Mindestgebühren von 10 Mark fällig. Auch die Kreditaufnahme über die gleichnamige Karte ist nicht gerade ratsam – so müssen Kunden der HypoVereinsbank für Überziehungen des Kreditkartenkontos 14 Prozent Zinsen bezahlen, bei Barclay erreicht der Zinssatz 15,9 Prozent, die Citibank fordert gar freche 16,9 Prozent.

Vorsicht bei Krediten ist auch bei zahlreichen Kundenkarten angebracht, die beim Einkauf problemlose Rückzahlungsmodalitäten versprechen. So verlangen das Möbelhaus Ikea, das Technikkaufhaus Brinkmann oder Karstadt bei Krediten mit ihren Kundenkarten Zinssätze, die weit über normalen Dispokrediten liegen. Dennoch erfreuen sich die Kundenkarten von Quelle, Karstadt oder der Parfümerie Douglas steigender Beliebtheit: Jeweils mehr als eine Million Stück wurden vergeben. Auch Bofrost, Eismann, Breuninger oder Wöhrl haben bereits hunderttausende bunte Kärtchen mit Zahlungsfunktion und Rabattgewährung unter ihre Kunden gebracht. Vorteil für die pfiffigen Händler: In der Regel machen Kartenkunden die größeren Umsätze, und gewünschte persönliche Daten der Kunden werden ganz problemlos gewonnen. Im Gegenzug gibt’s Kundenmagazine, Sonderangebote und Geburtstagspräsente, allerdings nur in geringem Umfang, denn mehr lässt das deutsche Recht mit strengen Rabatt- und Zugabevorschriften nicht zu.

Doch so sehr sich Kartenherausgeber auch über die gewachsene Akzeptanz in Deutschland freuen: Die Tatsache, dass sich inzwischen Krethi und Plethi Kreditkarten in Standard- oder Goldausführung in die Geldbörse stecken, birgt auch Marketingrisiken. Woran sind die Schönen, Wichtigen und Außergewöhnlichen in der Konsumwelt überhaupt noch zu erkennen? Selbst die Platinausführung reicht nicht mehr. Deshalb wird im Jahr 2000 auch in Deutschland endlich die Karte aller Karten, die „Centurion“ von American Express, auf den Markt kommen. Als Ode an traditionsreiche Anarchos und Tribut an die modebewusste Szene-Welt der Reichen und Schönen ist die Centurion pechschwarz – und sie wird nicht auf Anfrage der Kunden ausgegeben, sondern Einzelnen angeboten, die Wert auf einen besonderen 24-Stunden-Service mit dem Versprechen „Alles ist machbar“ legen. Ob Spontan-Party in der Karibik, Tickets für ausgebuchte Flüge oder freie Tische in überfüllten Restaurants – für ihre Lieblingskunden mit über einer halben Million Mark Jahreseinkommen will American Express alles möglich machen. Erst allerdings, gibt Sprecher Götz Lachmann zu, müssen „die Benefits“ für die Centurion in Deutschland noch zusammengestellt werden. Also bitte noch ein wenig Geduld! Horst Peter Wickel

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