CSU-Mann startet Europawahlkampf: Weber will das Wir-Gefühl
In Brüssel hat EVP-Spitzenkandidat Manfred Weber zum Kampagnenauftakt geladen. Sein Slogan „The power of WE“ steht lediglich für fromme Wünsche.
Nur einer rührt schon die Wahlkampf-Trommel: Manfred Weber, der Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei (EVP). Im Museum für Europäische Geschichte mitten im Brüsseler Europaviertel hat der CSU-Mann seine Kampagne eröffnet. Der Ort sei mit Bedacht gewählt, sagen seine Berater. Denn Weber sieht sich in der Tradition von Helmut Kohl und Jean-Claude Juncker. Er will an die Erfolge der Christdemokraten anknüpfen, die der EU seit Jahrzehnten ihren Stempel aufdrücken. Nur Angela Merkel und Annegret Kramp-Karrenbauer fehlen in der EVP-Inszenierung.
Hellblaues Hemd, rote Krawatte: So steht er vor einem riesigen Wandbild, das „der Fuchs und der Rabe“ heißt und an die liebliche Landschaft in Niederbayern erinnert – Webers Heimat. „I want a strong Europe, a smart Europe, a kind Europe“ sagt er in gebrochenem Englisch mit schwerem bayerischen Akzent, den selbst Deutsche kaum verstehen. Ein klassisches Wahlprogramm ist das nicht, eher eine Ansammlung von frommen Wünschen.
Stark soll die EU durch mehr Grenzschutz und eine „Cyber-Brigade“ werden, smart durch einen „Masterplan gegen Krebs“, und nett („kind“) durch einen Masterplan für Afrika, aber auch eine familienfreundliche Agrarpolitik. Bayern lässt grüßen! Aber die eigentliche Botschaft liegt eh woanders. Die Botschaft ist Weber selbst. „The power of WE – Weber“ heißt der Wahlkampf-Slogan, den sich eine spanische Werbeagentur ausgedacht hat. „WE wie Weber“ – das ist gewagt.
Bisher war der EVP-Fraktionschef nur Insidern in Brüssel bekannt, nun will er für „uns alle“ sprechen. Doch wie soll das neue „WE-Gefühl“ zustande kommen? Die EVP-Kampagne setzt auf Werbespots, in denen vorwiegend junge Europäer aus allen EU-Ländern fromme Wünsche aufsagen dürfen – manchen sieht man an, dass sie sie vom Zettel ablesen. Weber will sich die Ideen dann zu eigen machen. „Ich bin bodenständig, nah bei den Menschen“, sagt er. Ob das reicht, um ein Wir-Gefühl zu entwickeln? WE don’t know.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen