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CDU in Baden-WürttembergDer neue Hoffnungsträger

Kaum bekannt, aber strategisch positioniert: Wie Manuel Hagel mit konservativer Milde und CDU-Einigkeit ins Erbe Kretschmanns schlüpfen will.

Manuel Hagel, Landesvorsitzender der CDU Baden-Württemberg Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Manuel …wer …? Das werden sich viele in Baden-Württemberg wohl auch noch fragen, wenn Anfang nächsten Jahres dieser charmante, aber doch recht glattfrisierte junge Mann im gut sitzenden Anzug auf den Wahlplakaten erscheint. Über 60 Prozent der Baden-Württemberger kennen diesen Manuel Hagel, den frisch gekürten Spitzenkandidaten der Südwest-CDU, noch nicht. Und das, obwohl er im letzten Jahr mit Treckerfahrten, einer Reise nach Kiew und einem Papstbesuch versucht hat, das zu ändern.

Manuel Hagel will in Baden-Württemberg das Erbe des ersten grünen Ministerpräsidenten, Winfried Kretschmann, antreten, der nach dem Ende seiner Amtszeit in den Ruhestand geht. Nun hat seine Partei Hagel nach langem Warmlaufen in selten nicht gesehener Einigkeit zum Spitzenkandidaten ausgerufen. Dafür traten sogar die einstigen Intimfeinde Günther Oettinger und Annette Schavan gemeinsam auf die Bühne. Und selbst der ungeliebte letzte CDU-Ministerpräsident, den man mit seiner Betonpolitik mit einigem Recht für Kretschmanns historischen Wahlerfolg von 2011 mitverantwortlich machen kann, winkte vom Podium.

Der frischgewählte Kanzler Merz fand auf dem Parteitag auch warme Worte. Denn Hagels Erfolg wird maßgeblich von ihm abhängen. Sorgt Merz mit seiner Koalition für Rückenwind, wird es wohl auch für Hagel reichen. Denn im Moment liegt die CDU in Umfragen mit 31 Prozent 11 Prozent vor den Grünen.

Der erst 36-Jahre junge Hagel hat eine mustergültige CDU-Karriere im Turbogang absolviert. Nach Mittlerer Reife und Bankausbildung wird er in jungen Jahren Sparkassendirektor in seiner schwäbischen Heimatstadt Ehingen. Als Generalsekretär seiner Partei, dann als Fraktionschef im Landtag und seit eineinhalb Jahren als Parteivorsitzender ist es ihm gelungen, die alten Gräben in der Südwest-CDU zuzuschütten und alle Flügel hinter sich zu bringen. Schon früh hat er einen aufgeklärten, aber auch traditionellen Konservatismus vertreten, hinter dem sich die Partei in ihrer Breite versammeln kann.

Hagels Taktik ist vielmehr der politische Enkeltrick

Dazu gehört der Kirchgang ebenso wie die Bewahrung der Schöpfung, die klare Abgrenzung gegen die AfD wie eine harte Flüchtlingspolitik. Rezepte, die er sich ein Stück weit vom Grünen Kretschmann abgeschaut hat, der ja mit seinem konservativen Habitus und den Positionen im Wählerpool der CDU gefischt hat. Mit ihm hat Hagels CDU weitgehend geräuschlos in zwei Koalitionen zusammengearbeitet.

Was der CDU oft nicht schwerfiel, weil Kretschmann bei den wenigen strittigen Koalitionsprojekten wie dem Gleichbehandlungsgesetz wenig Ambition an den Tag legte. Hagel vermeidet stets schrille Töne und Populismus, auch wenn er Freundschaften zu Jens Spahn und dem ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Kurz pflegt.

Seine Taktik ist vielmehr der politische Enkeltrick. Immer wieder sagt er, das Erbe des grün-konservativen Kretschmann läge bei ihm und der CDU in guten Händen. Das sagt allerdings auch sein Gegner um den Ministerpräsidentensessel, der grüne Routinier Cem Özdemir, den seine Partei am kommenden Wochenende zum Spitzenkandidaten küren wird. Der hat dem gewieften, aber oft etwas roboterhaft wirkenden Hagel einiges an Erfahrung und vor allem an Popularität voraus.

Glaubt man aber den Umfragen, so wollen 41 Prozent der Baden-Württemberger derzeit wieder einen CDU-Ministerpräsidenten – auch wenn sie ihn nicht kennen. Es scheint, als würde neben Figuren der CDU-Vergangenheit auch der konservative Zeitgeist derzeit im Team Hagel spielen.

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1 Kommentar

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  • Hallöle un Ei jo - Schwätza glei so - le mal:

    “Anners als bei Kretsche - nebbemer glei dess -



    Orijinal.“