CDU in Baden-Württemberg mit Kochtips: Biber? Zum Fressen gern!
Weil er Biber als Plage empfindet, greift ein CDUler zum Kochtopf. Die disparate Notwehrmaßnahme findet nicht nur Zustimmung.
Der CDU-Mann brachte deshalb seine Biberbratfibel im Stuttgarter Landtag in Umlauf. Nur ein Rezept fehlt, auch wenn es so nahe gelegen hätte: Der Biber-Burger.
Der Biber ist eins der wenigen Leidenschaftsthemen des Hinterbänklers Burger aus Hohentengen in Oberschwaben. Vor über 150 Jahren war der letzte Nager in Deutschland geschossen worden war. Doch heute gibt es allein in Baden-Württemberg wieder etwa 700 Exemplare.
Nun mag es der Nager mit seiner Familie gerne nass, nagt die Vegetation an Flussufern ab und staut Bäche und Flüsse. Das sorgt im eng besiedelten Baden-Württemberg für Konfliktstoff mit Landwirten. Schon zu grün-roten Zeiten nervte der Abgeordnete Burger deshalb von der Oppositionsbank aus den damaligen grünen Landwirtschaftsminister Alexander Bonde mit Anfragen zum Biber. Landwirte klagten geradezu über Enteignungen durch die Nagerfamilien, erklärte Burger. Und auch beim Jahrhunderthochwasser 2016 sah er den Biber als Übeltäter. Das stimmte zwar nicht, aber auch die Grünen wollten wegen der wachsenden Population ein Bibermanagement einführen.
Ein konservatives Tier
Jetzt, wo das Landwirtschaftsministerium wieder in CDU-Hand ist, will man lieber gleich zur Waffe greifen. Minister Peter Hauk mag eher an die Flinte gedacht haben. Klaus Burger griff diese Woche entschlossen zum Fleischermesser und posierte für die Bild-Zeitung vor einem ausgestopften Tier. Seitdem kennt man Burger und seine Biber-Brat-Fibel bundesweit.
Back Dir den Biber
Über Geschmack lässt sich streiten. Doch bei Burgers Biber-Offensive sind sich die meisten einig. Die Vorsitzende des BUND findet Burgers Kochbuch „geschmacklos“, und auch in der eigenen Fraktion kichern sie über das Foto.
Burger selbst rudert inzwischen zurück. Er fühlt sich vom Fotografen „gelinkt“. Und der Biber sei ihm als Tier eigentlich sympathisch: Der lebe monogam, in einem Dreigenerationenhaus und habe handwerkliches Geschick. Was Burger damit wohl sagen will: Biber würden CDU wählen. Nach dem Rezeptbuch des CDU-Mannes werden sie sich das wohl nochmal überlegen, die Biber.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!