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CDU Rheinland-Pfalz zu TTIPNein, äh, ja

In Rheinland-Pfalz kündigt die Partei eine Ablehnung des Freihandelsabkommen an, meint diese aber nicht ernst. Was denn nun?

Was Julia Klöckner von der CDU Rheinland-Pfalz wohl denkt? Vielleicht: Immer schön lächeln, merkt schon keiner, dass wir unpopuläre Inhalte haben Foto: dpa

Berlin taz | Es klang nach einer Sensation: Die rheinland-pfälzische CDU unter ihrer Spitzenkandidatin Julia Klöckner kündigt an, gegen die umstrittenen Freihandelsabkommen TTIP und Ceta zu stimmen. Das legte jedenfalls die Antwort der Partei auf Fragen des Umweltverbandes BUND und der Kampagnenorganisation Campact nahe. Die hatten im Vorfeld der Landtagswahl am 13. März alle Parteien nach ihrer Haltung zu den Abkommen befragt, die die EU mit Kanada (Ceta) und den USA (TTIP) plant.

Konkret wollten die Organisationen wissen: „Wird Ihre Partei dafür sorgen, dass Rheinland-Pfalz dem TTIP-Abkommen nicht zustimmt, sofern dieses Sonderklagerechte für ausländische Investoren enthält oder soziale/ökologische Standards gefährdet oder die kommunale Daseinsvorsorge einschränkt?“ Darauf – und auf eine identische Frage zu Ceta – antwortete die CDU mit „Ja“.

Doch dass die Abkommen Sonderklagerechte für ausländische Investoren enthalten, steht bereits so gut wie fest. Bei Ceta sind diese im fertigen Vertragstext enthalten, verhandelt wird nur noch über Details der Gestaltung. Auch bei TTIP fordert die EU keinen Verzicht auf Schiedsgerichte, vor denen Konzerne gegen Regeln klagen können, die ihre Gewinne mindern. Sie will lediglich, dass diese nicht privat, sondern öffentlich organisiert sind. Mit ihrer Antwort hätte sich die rheinland-pfälzische CDU also praktisch auf ein Nein zu Ceta und TTIP festgelegt.

Doch so will die Partei ihre Antwort auf taz-Anfrage nicht gemeint haben. Wenn Investoren vor Schiedsgerichten klagen können, wäre das nicht zwingend ein Ablehnungsgrund. „In der Frage der Schiedsgerichte kommt es ganz klar auf deren Ausgestaltung, nicht auf die Schiedsgerichte an sich an“, teilte Kommunikationsdirektor Olaf Steenfadt mit.

Täuschungsversuch?

Die Partei habe sich dennoch „in Summe“ für ein Ja entschieden, weil die Erfüllung der beiden anderen in der Frage genannten Bedingungen – Bedrohung von Standards und kommunaler Daseinsvorsorge – zu einer Ablehnung führen würde.

Campact sieht die Antwort nach dieser Aussage als Täuschungsversuch. „Offensichtlich wollte Klöckners CDU die Wähler hinsichtlich ihrer unpopulären TTIP-Pläne hinters Licht führen“, sagte Sprecher Jörg Haas. Wie die Position der Partei nun in den Wahlprüfsteinen dargestellt wird, haben BUND und Campact noch nicht entschieden.

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5 Kommentare

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  • Der Einfluss globaler Unternehmen durch TTIP kann (wie wir bereits heute sehen können, wenn wir genau hinschauen) ganze Staaten ruinieren, ihre Sozialstandards für deren Bürger zerstören und letztendlich Politik zur leeren Farce machen. Unsere Politiker sägen an ihren eigenen Stühlen und merken es nicht einmal. Wer diesen globalen Unternehmen derart verantwortungslos in die Hände spielt, der wird auch in Kauf nehmen, dass immer Weniger immer mehr haben und immer Mehr über immer weniger verfügen ganz zu schweigen davon, dass K E I N "Notausstieg" aus NAFTA, CETA, TTIP und TISA vorgesehen ist.

     

    Frau Klöckner wird somit einst zu denen zählen, die wenn überhaupt, so mit Gabriel und Co. zusammen unrühmlich in die Geschichte eingehen werden, für die Zerstörung unseres derzeit gesunden und sozialen Volksvermögens die Schuld zu tragen.

     

    Unsere Politiker sind drauf und dran, all unser bisher Vertrautes aus den Händen zu geben in der Hoffnung, (nur für sich) ein kleines Brosämchen vom Tische der Konzerne zu ergattern mit dem hoffnungsvollen Gedanken, so schlimm würde es schon nicht kommen. Es wird noch schlimmer kommen, jede Wette....

     

    Hinterher können sie sogar noch glaubwürdig behaupten, von nichts gewusst zu haben.

     

    Nur, dann darf man auch keine Verträge abschließen!!

  • Wer für TTIP ist, zeigt seine Missachtung des Wählers. Demokratie setzt Transparenz voraus,. Politik ist eine Öffentliche Sache (res publika s. Lucretia Legende) aber TTIP wird in einem Lesesaal aufgebahrt, den man nur nach einem Schweige Gelübde betreten darf mit dem Verbot der Öffentlichkeit darüber zu berichten?

    Wer da mitmacht soll ins Kloster gehen aber mich als Souverän kann sei/er nicht im Parlament vertreten.

    Parlament, wie der Name sagt, setzt eine öffentliche Diskussion einer Entscheidung voraus. Solche "Demokratie" Schauspieler werde ich nicht wählen!

  • Mit Frau Klöckner wird es keine negativen Klauseln in TTIP geben. So wie es mit Frau Dr. Merkel keine Maut geben wird.

  • Die Weinprinzessin sieht sich schon als Nachfolgekandidatin von Merkel. Charakterlich, was politisches Taktieren und Unverbindlichkeit anbelangt, sind sie Gesinnungsschwestern. Es scheint keine Politiker mehr mit Rückgrat und Zivilcourage mehr zu geben, die Persönlichkeit und Überzeugung vor Machtstreben stellen.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)