CDU-Politikerin Meyer-Kainer über die Quote: „Frauen müssen mehr fordern“
Auch wenn die CDU nirgends so weiblich ist wie in Hamburg, bleiben Posten oft Männern vorbehalten. Das kann so nicht bleiben, sagt die Chefin der Frauen-Union.

taz: Frau Meyer-Kainer, die Hamburger CDU ist die weiblichste in Deutschland. Warum sieht man das nicht?
Marita Meyer-Kainer: 39 Prozent unserer Mitglieder sind Frauen. Aber in Ämtern und Parlamenten sind sie stark unterrepräsentiert. Wir brauchen da mehr Frauen, wenn wir wirklich dem Bild einer modernen Großstadtpartei gerecht werden wollen.
Für Posten und Ämter gilt in Ihrer Partei ein freiwilliges Quorum von einem Drittel, das aber fast nie erreicht wird. Warum?
Es wird erreicht in dem geschäftsführenden Vorstand und dem Landesvorstand der CDU. In Parlamenten und vielen Orts- und Kreisvorständen leider nicht.
62 , ist Vorsitzende der Frauen-Union in der Hamburger CDU und stellvertretende Bundesvorsitzende der Frauen-Union der CDU Deutschland.
In der Bürgerschaftsfraktion der CDU sitzen drei Frauen und 17 Männer. Das sind 15 Prozent.
Viel zu wenig, ja. Da gibt es nichts zu beschönigen.
Liegt das daran, dass es bei Mandaten um die Fleischtöpfe geht?
Nur zum Teil. Da spielt aber auch das neue Hamburger Wahlrecht eine Rolle. Frauen sollten stärker darum kämpfen, in den Wahlkreisen auf den vorderen Plätzen nominiert zu werden, um größere Chancen auf ein Mandat in der Bürgerschaft zu haben.
Das ginge wohl kaum ohne Widerstand mancher Männer ab, oder?
Zum Teil ist das sicher so. Doch es ist unser Ziel als Frauen-Union, einen verbindlichen Frauenanteil für alle Positionen, Ämter und Mandate festzuschreiben.
Sie wollen in der Hamburger CDU eine verbindliche Frauenquote einführen?
Wir stellen demnächst unsere Bundestagskandidaten auf. Hier muss es gelingen, auf drei aufeinanderfolgenden Listenplätzen jeweils mindestens eine Frau aufzustellen. Und ich spreche von den ersten drei Plätzen. Die Frauen-Union besteht auf die Einhaltung des freiwiligen Quorums. Gelingt das nicht, geht an der verbindlichen Quote aber kein Weg vorbei. Die CDU hat nicht unendlich viele Chancen. Die Bundestagswahl ist wichtig und hier müssen die Kandidaturen stimmen.
Das dürfte eine heftige interne Debatte werden.
Sie ist dann aber auch notwendig. Ich bin es gewohnt, gerade wenn es um die Rechte von Frauen geht, oft auf Granit zu beißen. Mein Ziel ist es, die Frauen gut zu positionieren und ich hoffe auf eine sachliche und faire Diskussion. Das haben die Frauen verdient.
Warum hat eine bürgerliche Partei wie die CDU bislang dieses Instrument immer abgelehnt? Ist die Quote links?
Für mich ist die Quote nicht links. Sie ist ganz unideologisch ein Hilfsmittel, damit mehr Frauen in der CDU dorthin kommen können, wo sie hingehören.
Ist denn die CDU immer noch eine patriarchalische Partei alter Männer?
Nicht nur alter Männer. Strukturell ist das sicher so. Andererseits müssen Frauen auch stärker bereit sein, Ämter übernehmen zu wollen und das offensiver einzufordern.
Wollen CDU-Männer Macht nicht teilen?
Daran hapert es in der Tat gewaltig.
Auch auf Parteitagen, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden, liegt der Frauenanteil unter den Delegierten schätzungsweise nur bei höchstens 20 Prozent. Da fällt ein Antrag auf eine Quote doch eh glatt durch.
Das wollen wir erst mal sehen. Niemand würde verstehen, wenn die CDU nur mit Männern antritt. Das entspricht nicht den Ansprüchen unserer Wähler und Wählerinnen. Aber sicher muss das auch von unten nach oben durchwachsen. Deshalb müssen Frauen auch in den Ortsverbänden aktiver werden und ihre Rechte einfordern. Da geht es los mit den Strukturen, da muss sich etwas ändern.
Viele Frauen in der CDU, auch auf Bundesebene, sind gegen eine Quote. Steht denn die Frauen-Union in Hamburg geschlossen hinter Ihnen?
Ja.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Gerichtsentscheidung zu Birkenstock
Streit um die Sandale