Burschenschaften in Österreich: Abermals antisemitische Liedtexte
Wiederholungstäter in hohen Ämtern: Erst vor drei Wochen musste ein FPÖ-Politiker wegen antisemitischer Folklore seiner Burschenschaft zurücktreten.

Protest gegen FPÖ-Burschenschaftler in Wien im November 2017 Foto: dpa
WIEN afp | Drei Wochen nach dem Rücktritt des österreichischen FPÖ-Politikers Udo Landbauer wegen eines Buchs mit Nazi-Liedern erschüttert eine ähnliche Affäre erneut die rechtspopulistische Partei von Vizekanzler Heinz-Christian Strache. Wie das Wochenmagazin Falter am Dienstag berichtete, benutzt auch die schlagende Wiener Burschenschaft Bruna Sudetia ein Liederbuch mit antisemitischen Texten.
Vorsitzender der Burschenschaft ist Herwig Götschober, ein enger Mitarbeiter des FPÖ-Verkehrsministers Norbert Hofer. Götschober ist im Verkehrsministerium zuständig für soziale Medien, außerdem ist er FPÖ-Bezirksrat in Wien-Leopoldstadt.
Die Textsammlung enthält den Angaben zufolge unter anderem einen judenfeindlichen Liedtext, den der Falter schon im Januar im Fall von Landbauers Burschenschaft Germania aufgedeckt hatte. Weitere Lieder stammen vom Hans Baumann, der Lieder für die Hitler-Jugend und den Bund Deutscher Mädel schrieb und komponierte.
Aus dem Verkehrsministerium hieß es dazu, Götschober kenne das Liederbuch nicht. Auch Landbauer hatte angegeben, von dem Liedgut nichts gewusst zu haben und eine „Medienhatz“ gegen ihn beklagt. Er war Vize-Vorsitzender der Burschenschaft Germania.
Straches FPÖ regiert seit dem vergangenen Dezember in einer Koalition mit der rechtskonservativen Volkspartei (ÖVP) von Bundeskanzler Sebastian Kurz. Von den 51 FPÖ-Abgeordneten sind mehr als ein Drittel Mitglieder von Burschenschaften. Auch bei den FPÖ-Kabinettsmitgliedern gibt es einen hohen Anteil von Burschenschaftlern.
Leser*innenkommentare
liberalissimo
Die Lieder von Hans Baumann sind bis auf eines unpolitisch und nicht nazistisch.
Fast alle sehr schön
"Von allen blauen Hügeln reitet der Tag ins Land.
"Und die Morgenfrühe das ist unsere Zeit"
"Der Nebel steigt im Fichtenwald."
Christoph
Die Burschenschaften hierzulande aber noch mehr in Österreich sind widerliche Männerbünde - mit der FPÖ (und Kanzler Kurz) sind viele an wichtige Schaltstellen der Macht gekommen oder träumen davon ! Aber es tut sich etwas in felix Austria.
'In Österreich hat ein Volksbegehren für mehr Frauenrechte binnen einer Woche mehr als 100.000 Unterschriften gesammelt. Wie österreichische Medien berichten, ist damit die Schwelle erreicht, um eine Debatte im Parlament zu erzwingen. In dem Antrag mit dem Namen "Frauenvolksbegehren 2.0" wird gefordert, alle wichtigen Gremien in Politik und Wirtschaft quotiert zu besetzen.' http://www.deutschlandfunk.de/gleichberechtigung-frauenvolksbegehren-in-oesterreich-hat.1939.de.html?drn:news_id=853227