Burschenschaft Gothia: Zentraler Akteur der extremen Rechten
Die Verbindung der Burschenschaft Gothia reichen bis ins rechtsterroristische Lager. Es ist höchste Zeit, sie als Sicherheitsrisiko ernst zu nehmen.
E iner der jüngsten Einträge auf der Instagram-Seite der Burschenschaft Gothia sagt viel über das Selbstverständnis der Studentenverbindung: Zu sehen ist ein Gruppenbild von fünf Männern, vier davon unkenntlich gemacht, in ihrer Mitte der alte und neue US-Präsident Donald Trump.
Im Beitrag dazu heiß es, der Gothia-„Bundesbruder Z.“ habe den „deutschstämmigen“ Trump getroffen. Dieser habe in einem „langen Gespräch großes Interesse an dem deutschen Korporationswesen und insbesondere an der Hauptstadtburschenschaft Gothia“ gezeigt. Womöglich werde er gar ein Grußwort oder eine Festrede zu ihrem Stiftungsfest halten – Thema: „Wokeismus und Klimaextremismus an der Universität“.
Hier kommt fast alles zusammen, was die Gothia zu einem gefährlichen Akteur der extrem rechten Szene macht. Toxische Männlichkeit, Konspirativität, völkischer Nationalismus, Verbindungen zu politischen Entscheidungsträgern, ein selbstüberhöhendes Eliten-Verständnis sowie der Kampf gegen jeden gesellschaftlichen Fortschritt, Gleichberechtigung und Anti-Diskriminierung.
Angesichts dieses Mindsets ist die Verknüpfung innerhalb der Gothia, die jahrelang durch alte CDU-Seilschaften geprägt war, mit dem militanten Flügel des deutschen Rechtsextremismus dann auch kein Wunder. Im klüngelnden Männerbund sind die gemeinsame Ächtung von Frauen und allgemein einer liberalen Gesellschaftsordnung eben dicker als jede Brandmauer.
Kurth als Terror-Unterstützer
Niemand steht für diesen Brückenschlag inzwischen mehr als Peter Kurth, Ex-CDU-Finanzsenator und bis Jahresanfang Vorsitzender des Gothia-Vereins. Damals war bekannt geworden, dass er bei einem Treffen in seiner Wohnung extreme Rechte wie den AfDler Maximilian Krah, den Identitären Martin Sellner und den Verleger Götz Kubitschek vernetzte. Später kam heraus: Kurth hatte schon 2019 den Aufbau eines Hausprojekts der Identitären Bewegung unterstützt.
Im Zuge des Verbots der rechten Terrorgruppe „Sächsische Separatisten“ wurde nun eine weitere Geldgabe öffentlich – 100.000 Euro für ein Hausprojekt der Terrorverdächtigen. Den Empfänger, den AfD-Kommunalpolitiker Kevin Richter, kannte Kurth persönlich – aus Gothia-Kreisen, denn Richter war eine Zeit lang bei deren Schülerverbindung Iuvenis aktiv.
Es wäre abstrus, diese Verbindung als Einzelfall abzutun. Im Gegenteil zeigt sich: Die Gothia ist ein verbindender Akteur der rechtsextremen Szene. Kaum ein hoher Kader der Jungen Alternative in Berlin ging nicht durch ihre Schule; kaum eine rechte Terrorzelle kommt ohne ihre AfD-Verbindungen aus. Vor diesem Hintergrund bietet Anlass zur Sorge, dass die Gothia eng mit einem Berliner Schießsportverein verzahnt ist und viele Soldaten der Bundeswehr in ihren Reihen hat.
Nicht länger rechts liegen lassen
Für die Sicherheitsbehörden, genauso wie für antifaschistische Demokrat:innen, kann das nur bedeuten, die Burschenschaft nicht länger rechts liegen zu lassen. Parlamentarische Anfragen zu den Aktivitäten der Burschenschaftler blieben zuletzt ohne ergiebige Antworten, in Verfassungsschutzberichten sucht man sie vergebens. Auch eine letzte Demo in Zehlendorf muss sehr lange her sein.
Immerhin waren Berlins Burschenschaften nach dem aufgeflogenen Geheimtreffen am Jahresanfang schon einmal Thema im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Damals hatte der SPD-Staatssekretär für Inneres, Christian Hochgrebe, laut ND gesagt: „Burschenschaften spielen eine relevante Rolle bei der Vernetzung der Szene.“ Zudem gehe der Verfassungsschutz von einer „strategischen Zusammenarbeit“ mit rechtsextremen Gruppen aus.
An Erkenntnis fehlt es also nicht. Nur noch an konkreten Handlungen.
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