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Bunter Frieden in Händen

Am Heiligengeistfeld hängt ein Bettlaken. Initiative „Schüler Helfen Leben“ engagiert sich auf dem Balkan  ■ Von Anke Schwarzer

Gestern verwandelte sich die graue Fassade des Hochbunkers am Heiligengeistfeld in ein farbiges Meer aus buntbedruckten Bettlaken. SchülerInnen der Initiative „Schüler Helfen Leben e.V.“ (SHL) fordern mit der Aktion: „Frieden für den Balkan!“.

47.000 SchülerInnen aus über 120 Schulen in Norddeutschland haben ihren Händedruck in bunten Farben auf ein weißes Stück Stoff gesetzt. Die Banner seien eine Solidaritätsaktion, sagt die 18-jährige Jördes Harbeck von der Kieler Hebbelschule. Im blauen Rock und roten Pumps, mit gelbem Schutzhelm auf dem Kopf und dicken Arbeitshandschuhen hält sie eines der zahlreichen Seile fest, an denen die bunten Laken vom Wind herumgewirbelt werden. Abseil-Profis der Umweltorganisation Greenpeace unterstützen die SchülerInnen bei ihrer Aktion.

„Mazedonien steht kurz vor dem Krieg und auch in Bosnien-Herzegowina gibt es immer wieder Unruhen“, sagt Niklas Marwedel von SHL: „Wir fordern alle Parteien auf, sofort an den Verhandlungstisch zurückzukehren.“

Die SchülerInneninitiative SHL organisiert seit 1992 Hilfsprojekte für Jugendliche im ehemaligen Jugoslawien. Mit Waffelbacken, Bücherbasaren, Benefizkonzerten, öffentlichen Zuschüssen und der bundesweiten Kampagne „Jeder Schüler gibt eine Mark“ konnten sie in den letzten Jahren 10 Millionen Mark Spenden sammeln und fast 100 Projekte verwirklichen. Allein am Sozialen Tag 2000 haben 100.000 SchülerInnen über 4,2 Millionen Mark für ihre AltersgenossInnen im früheren Jugoslawien in Bäckereien, elterlichen Betrieben oder Cafes erarbeitet.

SHL sammelt Geld für Schulen und Kindergärten in den ehemaligen Kriegsgebieten. Die Unterstützung eines Jugendclubs in Pakrac, einem Ort an der ehemaligen Waffenstillstandslinie zwischen Kroatien und der Krajina, ist ein weiteres Projekt von SHL. Die Kroatische Antikriegskampagne (“Antiratna Kampanja“) betreibt in Pakrac mit internationalen Freiwilligen in Workshops offene Jugendarbeit.

Die Banner mit den bunten Händen gehen bald auf Reise: Im August soll es bei der Jugendmesse in Mostar aufgehängt werden. „Jugendliche aller Volksgruppen treffen sich dort, um dem Nationalismus eine Absage zu erteilen“, sagt die 19-jährige Hanna Seifert, SHL-Aktivistin aus Pinneberg. Bereits letztes Jahr haben sich in Sarajewo 70 lokale Jugendorganisationen versammelt. Dort forderten sie eine Zukunft ohne Krieg. Sie setzten sich auch für das Recht auf SchülerInnenvertretungen ein, sowie für mehr Umweltschutz und das Recht auf Kriegsdienstverweigerung.

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