Bundesweiter Arbeitskampf: Warnstreiks im Nahverkehr
Die Gewerkschaft Verdi hat deutschlandweit Beschäftigte aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Sie fordern Tarifverhandlungen auf Bundesebene.

Auch in München wird gestreikt: Die U-Bahn-Station Marienplatz bleibt am Dienstag menschenleer Foto: dpa
Berlin | dpa | Busse und Bahnen stehen seit den Morgenstunden in zahlreichen Städten und Regionen still. Betroffen von den angekündigten Warnstreiks sind unter anderem Berlin, Hamburg, die Region Hannover, Magdeburg, Kiel und Erfurt. Auch in München, Konstanz und Freiburg wollen Beschäftigte im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) die Arbeit niederlegen. Die Betriebe riefen ihre Kunden auf, am Dienstagmorgen auf nicht erforderliche Fahrten zu verzichten und auf andere Verkehrsmittel umzusteigen.
Gleichzeitig sind in einzelnen Bundesländern auch weitere Angestellte der Kommunen im Warnstreik. So etwa in Berlin, wo Verdi am Dienstag die Mitarbeiter der großen Berliner Kliniken Charité und Vivantes zu einem zweitägigen Warnstreik für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen aufgerufen hat. In Niedersachsen und Bremen sind neben mehr als 20 Kliniken auch Entsorgungsunternehmen, Straßenreinigungen und Stadtverwaltungen betroffen.
Verdi und der Beamtenbund dbb fordern für die bundesweit 2,3 Millionen Tarifbeschäftigten von Bund und Kommunen 4,8 Prozent mehr Geld, mindestens aber 150 Euro, bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Mitte September war die zweite Verhandlungsrunde ohne Ergebnis geblieben. Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 22. und 23. Oktober angesetzt. Zwar gehört auch der öffentliche Nahverkehr zum öffentlichen Dienst, mit den Tarifverhandlungen haben die Forderungen der Gewerkschaft aber nichts zu tun. Verdi hatte zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen, um bundesweite Tarifgespräche für die 87.000 Beschäftigten im öffentlichen Nahverkehr durchzusetzen.
Die Arbeitgeber stünden demnach einer solchen einheitlichen Regelung bislang ablehnend gegenüber. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) lehnen eigenen Angaben zufolge die Aufnahme von bundesweiten Verhandlungen bei gleichzeitigen Tarifrunden auf Landesebene ab.
Die stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Verdi, Christine Behle, hat die Warnstreiks im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) in wirtschaftlich und gesellschaftlich angespannten Zeiten verteidigt. Die Warnstreiks „passen in die Zeit“, sagte sie am Dienstagmorgen im Deutschlandfunk. In Anbetracht von deutlich mehr Menschen in den fahrenden Bussen und Bahnen sagte sie: „Das haben wir bedacht, deswegen haben wir die Streiks früh angekündigt.“
Leser*innenkommentare
weidedammer
„In diesen schwierigen Corona-Zeiten sind die Menschen genug belastet und brauchen nicht auch noch massive Störungen im Bus- und Bahnverkehr“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städtetags, Helmut der „Rheinischen Post“ .
Vielleicht sollten wir uns alle auf die Balkone stellen und für die Bus- und Bahnbenutzer klatschen? Für die belasteten Beschäftigen bei Bus und Bahn hats doch auch gereicht.