Bundesliga: Hertha minus Pantelic gleich Sieg

Ohne den bislang erfolgreichsten Stürmer schlägt Hertha BSC den VfB Stuttgart mit 2:1. Pantelic war zuvor unentschuldigt dem Training ferngeblieben. Wenn es am Donnerstag im Uefa-Cup gegen Benfica Lissabon geht, darf er aber wieder dabei sein.

Herthas Nicu freut sich über das erste Tor Bild: DPA

Innerhalb nur weniger Tage ist das Hertha-Universum auf die Größe seines Stadiongeländes zusammengeschrumpft. Normalerweise reicht es schier bis ins Unendliche. Mailand, Madrid und Manchester United heißen die angebeteten Fixsterne. Am Samstag war man sich jedoch selbst genug.

Hertha BSC - VfB Stuttgart 1:0

Aufstellung: Hertha BSC: Drobny - Chahed, Friedrich, Simunic, Stein - Dardai - Cicero, Lustenberger (71. Kacar) - Raffael (90. Domowtschijski), Nicu - Woronin

VfB Stuttgart: Lehmann - Träsch, Tasci, Delpierre, Magnin - Hilbert, Pardo, Hitzlsperger, Boka (84. Elson) - Gomez, Cacau

Tore: 1:0 Nicu (30.), 1:1 Cacau (51.), 2:1 Kacar (87.)

Zuschauer: 42.336

Zwar widmete der höfliche Trainer Lucien Favre nach dem Spiel wie stets seine ersten Worte dem Rivalen. Die Stuttgarter hätten viel Substanz und Qualität gehabt. Aber wären diese Anstandsformeln ausgeblieben, dann hätte man glatt vergessen können, gegen wen die Berliner gerade ihren ersten Heimsieg in dieser Saison erkämpft hatten.

Die Herthaner waren nämlich damit beschäftigt, den Verdacht zu zerstreuen, sie hätten soeben gegen ihren suspendierten Stürmer Marko Pantelic 2:1 gewonnen. Der besonders verdächtige Matchwinner Maximilian Nicu (1 Tor, 1 Vorlage) musste beteuern: "Wir haben nicht gegen Marko gespielt." Und Favre betonte: "Das ist heute auch ein Sieg für Marko Pantelic."

Wegen seines unentschuldigten Fehlens beim Donnerstagtraining hatte ihn der Trainer vor der Partie gegen den VfB aus dem Kader gestrichen. Pantelic musste sich das Spiel von den Zuschauerrängen aus ansehen. Anders als Kevin Kuranyi, die Ex-Tribünenprominenz der deutschen Nationalmannschaft, wurde Pantelic bis zum Wochenende bei seinem Team als unverzichtbare Größe gehandelt.

Denn seitdem der Serbe in Berlin unter Vertrag steht, hat man noch nie ohne ihn gewonnen. Wenn Pantelic in der Vergangenheit mit seinen zahlreichen Toren Hertha zu Siegen verhalf und die Fotografen scharenweise hernach sein divenhaftes Lächeln festhielten, erschienen seine Kollegen oft wie billige Komparsen.

Insofern zählte der Sieg über den Mythos Pantelic am Samstag durchaus mehr als der über den VfB Stuttgart. Favre hatte sich freiwillig einer seiner großen und individuellen Stärken beraubt, das Kollektiv hatte dennoch gesiegt. Auffällig war, mit welcher Schüchternheit die Gastgeber in die Partie gingen.

Den Ausfall von Pantelic kompensierte das Team mit einer defensiveren Ausrichtung. Die Initiative überließ man meist den Stuttgartern. Aber auf beiden Seiten litt das Spiel lange Zeit am selben Problem. Es fehlte am Durchsetzungsvermögen.

Die vielen Schnörkel, die die jeweiligen Offensivspieler vor den Abwehrreihen liefen, gereichten der Begegnung ebenso wenig zur Zierde wie die vielen Flanken, die selten einen Mitspieler erreichten.

Schon der erste geradlinige Berliner Angriff führte in der 30. Minute zum Erfolg. Arne Friedrich hebelte mit einem langen Pass die Stuttgarter Abseitsfalle aus, Raffael bediente den freistehenden Nicu, der sein erstes Tor für Hertha erzielte.

Doch nach dem Ausgleich durch Cacau (51.) drohte die Partie zu kippen. Ein wunderschön getimtes Zuspiel von Mario Gomez quer durch den Strafraum konnte Cacau nicht zur Gästeführung nutzen. Auf der anderen Seite hingegen schoss der eingewechselte Gojko Kacar (87.) entschlossen ins Tor. Für Stuttgarts Trainer Armin Veh kam der Treffer "aus dem Nichts". Für Hertha-Manager Dieter Hoeneß war er ein Beleg des unbedingten Siegeswillen seiner Mannschaft. Einen Zusammenhang mit der Ausbootung von Pantelic sah er durchaus gegeben: "Da laufen unterbewusste Prozesse ab", sagte er.

Hoeneß hatte das Gefühl, dass das "klare Signal" von Favre verstanden wurde. Dass das Team beim kollektiven Selbstfindungsprozess spielerisch nicht überzeugen konnte, räumte der Manager freimütig ein. Das war allerdings zuletzt auch schon mit dem selbst ernannten Anführer Pantelic so. Der Blick auf die Tabelle tröstet darüber schnell hinweg. Am Samstagabend rangierten die Berliner an vierter Stelle.

Am Donnerstagabend gegen Benfica Lissabon darf Pantelic im Olympiastadion wieder mitspielen. Trainer Favre hat dieses Mal seinen Respekt vor den kommenden Uefa-Cup-Kontrahenten ("Oh, là, là") schon vorab im Stadionheft bekundet. Angesichts von weiterhin sechs verletzten Offensivkräften wird Favre sich freuen, seinen Trainingsschwänzer wieder einsetzen zu können. Obwohl das Gesetz der Serie dagegen spricht. In dieser Spielzeit hat Hertha bislang zu Hause mit Pantelic kein einziges Spiel gewonnen.

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