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Bundesliga-Spieler mit FluchtgeschichteErst Fußballer, dann Syrer

Borussia Mönchengladbachs Mittelfeldspieler Mahmoud Dahoud hat syrische Wurzeln. Er und sein Fußballverein wollen das aber nicht thematisieren.

Mahmoud Dahoud (M.) freut sich mit seinen Teamkollegen Stindl (l.) und Johnson (r.) Foto: dpa

Was Mahmoud Dahoud von seinem doch ziemlich aufregenden Leben preisgibt, sah die vergangenen Tage eher profan aus und beschränkte sich auf Bilder aus dem Trainingsalltag. Auf dem letzten auf Instagram eingestellten Foto setzt der Profi von Borussia Mönchengladbach im Duell mit Granit Xhaka entschlossen seinen Körper ein. Er scheint im Zweikampf mit dem Kapitän nicht nachgeben zu wollen. Mehr Symbolik geht nicht.

Wenn der Bundesliga-Vierte am Wochenende zum Topspiel des Rückrundenauftakts beim Zweiten Borussia Dortmund antritt (Samstag, 18.30 Uhr), dann wird Dahoud auflaufen und Xhaka zuschauen: Der Schweizer brummt die ersten drei Spiele mal wieder eine Rot-Sperre ab.

Also übernimmt der syrische Aufsteiger. Trainer André Schubert sorgt sich bei seinem 20 Jahre alten Perspektivspieler um etwas ganz anderes: „Mo ist ein leistungsstarker, laufwilliger Spieler, der aber noch lernen muss. Er muss noch effektiver spielen.“

Dahoud galt als eine der Entdeckungen der Hinrunde, aber er neigte tatsächlich dazu, seine Kräfte zu überschätzen. Gegen Manchester City im letzten Champions-League-Gruppenspiel hatte er zur Pause sieben Kilometer abgespult, und seinem Coach war klar, dass Dahoud dieses Pensum nicht durchhalten würde: „Nach einer Stunde musste ich ihn auswechseln.“

Schon Favre war überzeugt

Ansonsten aber lobt Schubert derzeit seine Nummer 8 über den grünen Klee. „Mo steht für besonderen Ehrgeiz und Einsatz. Und ich habe mich gewundert, dass er sein außergewöhnliches Niveau fast immer gehalten hat.“

26 Pflichtspiele stehen in der Halbjahresbilanz. Sein erstes Bundesligator schoss er beim Schubert-Debüt (4:2 gegen den FC Augsburg). Gleichwohl hatte schon Vorgänger Lucien Favre früh die Begabung erkannt: Nachdem Dahoud im Sommer 2013 bei einem Turnierspiel gegen den FC Bayern auftrumpfe, schwärmte der Schweizer über dessen Spielintelligenz: „Mo hat das gewisse Etwas. Er zeigt Sachen, oh, là, là…“

Für Erstaunen im Borussia-Park sorgte damals eine Szene, als das Eigenwächs – als 14-Jähriger von Fortuna Düsseldorf ins Gladbacher Internat gekommen – mit dem Zidane-Trick Franck Ribéry ins Leere laufen ließ.

In der umkämpften Schaltzentrale, wo so wenig Raum und Zeit wie nirgendwo sonst auf dem Spielfeld vorhanden ist, besticht nicht nur der Fleiß, sondern auch die Auffassungsgabe von Dahoud. „Mo ist ein Spieler, der intuitiv ganz viel richtig macht“, stellt Sportdirektor Max Eberl fest.

Kein Wort über die Flucht

Je besser der vertraglich bis 2018 an Gladbach gebundene, aber angeblich schon von Topvereinen aus dem Ausland beobachtete Dahoud wird, desto größer das öffentliche Interesse. Zumal seine Vita in den Zeiten der allgegenwärtigen Flüchtlingsdebatte die ganz große Story hergäbe.

Er ist in der nordsyrischen Stadt Amude geboren, aber bereits im Babyalter von neun Monaten nach Deutschland gekommen, als seine Eltern aus der heute fast völlig zerstörten Heimat flohen. Dahoud aber redet nicht darüber – und der Traditionsverein vom Niederrhein unterstützt ihn dabei.

„Ich glaube, dass er diese Flucht gar nicht so sehr wahrgenommen hat. Er möchte sich zu dieser Thematik zurückhalten, weil diese Geschichte sehr direkt seine Familie betrifft“, erklärt Eberl. Deshalb ist bislang selbst über Klubmedien wie Fohlen TV nichts darüber erschienen.

Der Sportchef sagt: „Es würde nicht helfen, wenn wir aus Effekthascherei ihn da in eine Rolle drängen. Seht her, wir haben einen Syrer, der jetzt darüber redet. Wir tun gut daran, dass wir ihn zuerst als sehr guten Fußballer wahrnehmen.“

Nur einmal wagte sich Dahoud aus der Deckung – als er jenes schockierende Bild des gestrandeten toten Flüchtlingskindes Aylan in seinem Instagram-Profil einstellte. Sein Kommentar: „Wann wacht die Menschheit auf?“ 1.500 Likes bekam er dafür. Seitdem lässt er allein wieder seine Taten auf dem Fußballplatz sprechen.

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