Bundesliga Sonntagsspiele: Dreimal Meier gegen die Wölfe
Eintracht Frankfurt hat ein spannendes Spiel gegen den VfL Wolfsburg noch gedreht: Viel zu wenig für den ambitionierten Werksklub. Bremen siegt überraschend.
Das Führungstor für Wolfsburg von Verteidiger Dante (25.) und der 2:2-Ausgleich von Weltmeister André Schürrle (79.) waren zu wenig, um die Patzer von Konkurrenten wie Borussia Mönchengladbach oder Hertha BSC am ersten Rückrunden-Spieltag der Fußball-Bundesliga zu nutzen. Denn die Eintracht hatte vor 35.000 Zuschauern immer noch den amtierenden Bundesliga-Torschützenkönig Meier, der in der Nachspielzeit den umjubelten Siegtreffer erzielte und vorher schon zum 1:1 (66.) und 2:1 (73.) traf. In der ersten Halbzeit spielten die Frankfurter noch wie ein Absteiger. In der zweiten Hälfte wehrten sie sich dann fulminant dagegen, noch tiefer in die Abstiegszone hineinzurutschen.
Eintracht-Trainer Armin Veh stellte mit Szabolcs Huszti erst einmal nur einen seiner drei Winter-Neuzugänge auf. Der 3,5-Millionen-Euro-Einkauf Marco Fabian wurde zur Pause eingewechselt. Beide zeigten einen vielversprechenden Einstand, ihre fußballerische Klasse hilft den Hessen weiter. Doch in der ersten Halbzeit war ihr neues Team den Wolfsburgern zunächst einmal scheinbar hoffnungslos unterlegen.
Zeitweise spazierten die Gäste wie im Training durch das Frankfurter Mittelfeld. Die Eintracht war viel zu passiv und lethargisch. Eine Reihe klarer und nahezu ungestört herausgespielter VfL-Chancen waren die Folge: Max Kruse vergab die erste davon (15.), danach musste SGE-Torwart Lukas Hradecky nacheinander gegen Daniel Caligiuri (18.) und Naldo (18.) retten.
Kurz vor der Pause vergaben die Wolfsburger ebenfalls in kurzer Folge eine 5:3-Überzahlsituation (41.) und die bis dato größte aller Möglichkeiten durch Caligiuri (42.). Das fiel zunächst nur deshalb nicht allzu schwer ins Gewicht, weil Dante zwischendurch nach einem Freistoß von Ricardo Rodriguez die völlig verdiente und längst überfällige Führung erzielt hatte. Die Eintracht wurde zur Halbzeit von den eigenen Fans lautstark ausgepfiffen.
Mehr Präsenz und Willen
Das änderte sich jedoch nach der Pause. Die zweite Hälfte begann gleich mit der bislang besten Frankfurter Chance: Nach einer Flanke von Huszti scheiterte Stefan Aigner per Kopfball an Torwart Diego Benaglio (46.). Die Gastgeber waren nun deutlich besser im Spiel, sie zeigten viel mehr Präsenz und Willen.
Aus Wolfsburger Sicht rächte sich nun, dass der VfL dieses Spiel nicht schon längst entschieden hatte. Symptomatisch dafür: In der 64. Minute vergab Schürrle eine dicke Kopfballchance. Nicht einmal zwei Minuten später traf Meier zum 1:1. Marco Russ hätte die Eintracht schon direkt danach in Führung bringen können (68.). Das holte erneut Meier dann fünf Minuten später nach.
Wolfsburg kam durch Schürrle noch einmal zum Ausgleich, doch auch danach wiederholte sich die Geschichte dieses Spiels: Erneut Schürrle und Vieirinha ließen gute Chancen für den VfL liegen – und auf der Gegenseite traf dann Meier.
Fritz' 300. Bundesliga-Spiel
Die Werder-Oldies Clemens Fritz und Claudio Pizarro haben derweil den FC Schalke 04 alt aussehen lassen und den Bremern im Abstiegskampf einen überraschenden 3:1 (1:1)-Auswärtssieg beschert. Nachdem Joel Matip die lange Zeit überlegenen Schalker schon in der vierten Minute in Führung geköpft hatte, drehten der 34 Jahre alte Werder-Kapitän und der 37 Jahre alte Stürmer-Star aus Peru mit ihren Toren kurz vor und nach der Pause das letzte Sonntagsspiel der Fußball-Bundesliga. Schalke konnte damit die Patzer der Konkurrenz im Kampf um einen Champions-League-Platz nicht nutzen.
Viereinhalb Jahre nach seinem bislang letzten Treffer traf Fritz (43.) in seinem 300. Bundesliga-Spiel zum zunächst glücklichen Ausgleich. Der überragende Werder-Kapitän bereitete dann auch den Siegtreffer von Pizarro (54.) mit einer Energieleistung vor. Der Stürmer hat nun 179 Tore in der Bundesliga erzielt und ist damit zusammen mit Stefan Kuntz der sechstbeste Torjäger im Oberhaus. In der 89. Minute machte Anthony Ujah mit seinem Treffer nach erneuter Vorarbeit von Fritz alles klar.
Die Bremer zeigten in Schalke erneut ihre Auswärtsstärke, haben nun 14 ihrer 18 Punkte in der Fremde geholt. Das Team von Trainer Viktor Skripnik liegt punktgleich mit dem VfB Stuttgart auf dem Relegationsplatz. Für die Schalker, die das Hinspiel in Bremen noch 3:0 gewonnen hatten, endete eine stolze Serie: Seit elf Bundesliga-Spielen waren sie gegen die Bremer ungeschlagen. Nach dem verpatzten Rückrundenauftakt hat die Elf von Trainer André Breitenreiter als Tabellen-Sechster zwei Punkte Rückstand auf den Tabellen-Vierten Borussia Mönchengladbach.
Gegen die lange Zeit harmlosen Bremer fiel der Ausfall des langzeitverletzten Abwehrchefs Benedikt Höwedes zunächst nicht ins Gewicht. Vor dem Anpfiff bestätigte Manager Horst Heldt Kontakte zu dem in Moskau spielenden Ex-Nationalspieler Serdar Tasci. Schon nach dem ersten Eckball von Johannes Geis durften die 62 271 Zuschauer in der einmal mehr voll besetzten Arena jubeln. Matips per Kopf erzieltes drittes Saison-Tor brachte Sicherheit in den Vortrag der Breitenreiter-Schützlinge.
Die Schalker freilich machten zu wenig aus ihrer Überlegenheit. Klaas Jan Huntelaar lupfte den Ball in der 28. Minute gegen die Latte. Wenig später ließ der Niederländer seinen Gegenspieler Papy Djilobodji, den Neuzugang vom FC Chelsea, stehen, traf aber nur das Außennetz. In der 34. Minute dann tauchte Huntelaar wieder frei vor Werder-Keeper Felix Wiedwald auf und vergab erneut.
Und so kam es, wie es kommen musste. Wenige Minuten, nachdem Bremens Philipp Bargfrede verletzt vom Platz musste und durch Zlatko Junzovic ersetzt wurde, sorgte ein Kraftakt vom Werder-Kapitän für den Ausgleich. In seinem Jubiläumsspiel dribbelte Fritz vor dem Sechzehner wie ein Brasilianer, traf den linken Innenpfosten und durfte danach jubeln. Seinen letzten Bundesliga-Treffer hatte der 34-Jährige im August 2011 erzielt.
„Zur Halbzeit hätte es schon 3:0 oder 4:0 stehen müssen“, sagte Schalkes Co-Trainer Volkan Bulut. Nach dem Wechsel wurde Werder stärker. Es war Pizarro, der aus kurzer Entfernung traf und seinen 179. Bundesliga-Treffer bejubelte. Wieder war es Fritz der perfekt vorgelegt hatte. Und auch für Ujah maßgerecht servierte.
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