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Bundeshaushalt 2026Hilfsorganisationen fordern mehr Geld für Entwicklung

Zuletzt wurde bei humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit stetig gekürzt. Das will auch die aktuelle Regierung nicht rückgängig machen.

Protest gegen Kürzungen bei der Entwicklungshilfe vor dem Bundestagin Berlin am 10. November Foto: Stefanie Loos/Brot für die Welt

Mit einem riesigen Bumerang haben am Montag Mitglieder von 16 Hilfsorganisationen vor dem Bundestag gegen die Einsparungen bei humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit im Haushalt 2026 demonstriert. Die Botschaft: Die Kürzungen kommen als Krisen zurück.

„Wenn Hilfe ausbleibt, verschärfen sich Konflikte – etwa in Syrien, im Sudan, aber auch in Burkina Faso, Mali oder Somalia. Es liegt im Interesse Deutschlands und Europas, das zu verhindern“, erklären die Organisationen in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Teil der Aktion sind unter anderem die Welthungerhilfe, Caritas international, Diakonie Katastrophenhilfe, Misereor und Save the Children Deutschland.

Die Welthungerhilfe müsse aufgrund der Kürzungen Unterstützung etwa in Mali und Niger zurückfahren, erklärt Justyna Szambelanm, Referentin für Entwicklungszusammenarbeit bei der Hilfsorganisation, der taz. „Das heißt, wir können weniger Menschen erreichen“. Besonders betroffen seien vulnerable Personen, wie alleinerziehende Frauen. Für sie würde es schwerer, an Nahrung für ihre Kinder zu kommen. „Die Folgen der Unterernährung in der Kindheit bleiben ein Leben lang“, sagt Szambelanm.

Bei Ausbleiben von Unterstützung griffen Menschen auf andere Bewältigungsstrategien zurück, verkaufen etwa ihre letzten produktiven Mittel wie Kleinvieh und würden noch verwundbarer. Andere wiederum würden sich gewalttätigen Gruppen anschließen. Damit steige das Konfliktpotenzial.

„Deutschland profitiert von Entwicklungszusammenarbeit“

„Deutschland profitiert von der Entwicklungszusammenarbeit“, sagt Szambelanm. „Es ist ein wichtiges Instrument, um strategische Partnerschaften mit dem Globalen Süden aufzubauen – was ja auch ein Anliegen der Bundesregierung ist.“ Entwicklungsgelder gehen globale Herausforderungen an, „die uns alle betreffen“, sagt Szambelanm. Es gehe um Themen „wie Klimaschutz und -anpassung, Vorbeugung von Pandemien und Krankheiten, stabile Lieferketten“.

Am Donnerstag findet die Bereinigungssitzung im Haushaltsausschuss statt, hier können letzte Änderungen vorgenommen werden. Der Ausschuss beschließt dann den finalen Entwurf für den Haushalt 2026, der Ende November vom Bundestag angenommen werden soll.

Die Mittel des Bundesentwicklungsministeriums wurden seit vier Jahren kontinuierlich gekürzt. 2025 sank der Etat im Vergleich zu 2022 um ein Drittel auf 9,9 Milliarden Euro. Auch das Budget für humanitäre Hilfe beim Auswärtigen Amt wurde im Vergleich zu 2022 um 60 Prozent gekürzt und liegt nunmehr bei rund 1 Milliarde Euro.

2026 sind zwar keine weiteren Kürzungen geplant, Hilfsorganisationen fordern aber eine Korrektur der bisherigen Einsparungen. Für humanitäre Hilfe sollen demnach 2,5 Milliarden Euro und im Etat des Entwicklungsministerium 11,2 Milliarden Euro bereitgestellt werden.

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